"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Fasching in Teneriffa – mal was anderes - Februar 2017

Irgendwann ist’s irgendwann zu spät und die Kanaren warten schon lange. Also rein in den Flieger, vergessen das Mistwetter daheim, die Sonne über den Wolken genießen und nach vier Stunden erscheint der „Papa Teide“ mit seinen 7500 Metern Höhe vom Meeresboden aus gerechnet am rechten Kabinenfenster. Sichtbar ist natürlich nur der Teil über Meeresniveau, immerhin noch 3715 Meter!

 

Eine kurze Landeschleife am Aeropuerto de Tenerife Sur Reina Sofia und schnell ist der Winter vergessen. Ewiger Frühling haftet Teneriffa an – es ist mild, fast warm, und die Stimmung ist wieder im positiven Bereich.

 

Kaum Betrieb am Hertz-Mietwagen-Schalter, gnadenlos die aufdringlichen Zusatz- Versicherungspakete abgeschmettert und los geht’s auf der „Autopista“ ins Quartier nach Puerto de la Cruz.

 

Beim nächsten Mal würde ich mich um eine Bleibe an der Südostküste umsehen, mit Bademöglichkeit, davon hat die Nordküste nicht viel zu bieten. San Miguel de Tajao soll toll sein!

 

Baden ist aber nicht der Hauptzweck dieser Reise: Wandern und Bergsteigen stehen an! Das Quartier im vierten Stock ist eher schlicht, hat aber eine große Terasse mit Meeres- und Teide-Blick. Zum Frühstück suchen wir ein Café auf. Anders als in Deutschland gehen die Inselbewohner zum Frühstücken in eine Bar. Dort kaufen sie mit Fleisch, Schinken oder Käse belegte Brötchen oder getoastete Sandwiches mit einem Espresso oder Milchkaffee. Also machen wir das auch.

 

Dann beginnt der Tagesablauf: mit dem Mietauto zum Startpunkt fahren, Wandern bzw. Bergsteigen, Zurückfahren, Duschen, Essengehen, Schlafen – neun Tage lang, ohne dass es uns einmal langweilig wurde.

 

Kurz noch zum Wetter: wie gesagt, mild, um die 23 Grad, manchmal Sprühregen, ideales Wanderwetter. Im nördlichen Teil Teneriffas beschert der Nord-Ost-Passat

meistens Wolken und ab und zu auffrischende Feuchtigkeit, aber es ist mild. Diese Feuchtigkeit ist auch verantwortlich für die dschungelartigen Lorbeerwälder. Auch wenn es regnet, irgendwo scheint immer die Sonne auf Teneriffa – sagen die Einheimischen.

 

Unsere Touren, eine schöner als die andere sind zu finden im Kompass Wanderführer Teneriffa.

Gebiet Aguamansa - unterhalb der TF24 – Touren 31, 33, 34, 35, 36

 

Auf dem Weg zur Zona Recreativa La Caldera (28.35789 -16.502296) als idealem Parkplatz stoppen wir in La Orotava und „erbummeln“ uns die Stadt. Das Herzstück der Stadt ist die Plaza de la Constitución. Direkt am Platz befindet sich die barock-klassizistische Kirche Iglesia de la Concepción. Nicht weit entfernt: die Casa de los Balcones. Dieses Patrizierhaus diente einst als ehrwürdiger Sitz einer Aristokratenfamilie, beherbergte später eine Schule und dient heute als Museum. Darüber hinaus verfügt diese historische Stadt über zahlreiche grüne Oasen. Besonders eindrucksvoll sind der Botanische Garten, der Jardín de Aclimatación, der Jardín Victoria und der Parque Quinta. Am oberen Ende des Parks befindet sich ein kleines Mausoleum, von dem aus man einen sensationellen Blick über die Stadt bis nach Puerto de la Cruz und den Atlantischen Ozean hat.

 

Darüber hinaus ist La Orotava aufgrund eines herrlichen Brauchtums bekannt. Jedes Jahr entstehen an Fronleichnam sagenhafte Sandteppiche, die in allerlei Farben und Formen, Geschichten erzählen und wunderbare Bilder zeigen.

Vom Parkplatz La Caldera erkunden wir zwei Tage lang das Gelände - nicht den Touren folgend. Wir durchstoßen die Wolken und kraxeln bis zur TF-24, finden die Chosa Chimoche und die Orgelpfeifen Los Organos.

Anaga – Faro de Anaga - Tour 50, 51

 

Allein die Anfahrt nach Chamorga (28.569922-16.159308) auf engen Straßen durch den Lorbeer Dschungel ist fantastisch. Das idyllische Dörfchen liegt am nordöstlichsten Punkt von Teneriffa im Anagagebirge, das den gesamten Norden Teneriffas mit seinen wild zerklüfteten Bergen bedeckt.

 

Hier ist zwar nicht das Ende der Welt, aber man kann es sehen, wenn man Tour 50 hinunter zum Meer geht. Manchmal ausgesetzt, aber immer breit genug für nicht ganz Schwindelfreie, gehen wir die 500 Höhenmeter hinab zum Faro de Anaga und im Bachbett des Roque Bermejo (Barranco de Roque Bermejo) in dreieinhalb Stunden wieder zurück. Die visuellen Eindrücke kann man mit Bildern nur schwer wiedergeben: oft verschmelzen Passatwolken mit den Geländeformationen und tauchen in die Wellen des Atlantiks ein.

Umrundung des Roque de Taborno - Teneriffas „Mini-Matterhorn“ - Tour 45

 

Von Taborno (28.556465-16.264775) am Kirchplatz rechts vorbei, bis zum Aussichtspunkt „Mirador Fuente de Lomo“, dann ein paar Schritte zurück und rechts abbiegen. Durch ein Stück Lorbeerwald, eine Wasserzapfzelle links liegen lassen, aufsteigen zu einem Haus und einem Ziegengatter – wieder schließen – rauf, runter und rauf, steil über Felsplatten aufwärts zur dem Meer zugewandten Seite des Roque de Taborno. Im Uhrzeigersinn weiter um das uns nur 100 Meter überragende „Matterhörnchen“, aufwärts zum Grat und von dort auf einem schmalen Pfad nun unterhalb des Felsenkranzes, Taborno im Blick, rüber bis zur Wasserstelle und dann hier rechts auf dem äußerst schmalen Pfad nach Taborno zurück. Dauer ca. 1,5 Stunden. So das Memo in meinem Kopf.

 

Aber: Nebel und Wolkenfetzen sowie Passat-Nieseln machen aus der Tour einen „Latschen-Sechser“. (In der Urzeit des Kletterns reichte die Schwierigkeitsskala von 1 bis 6). Ja, man sollte gute Bergschuhe haben, bei Trockenheit, trotz einiger ausgesetzter Stellen, kein Problem, so man einigermaßen schwindelfrei ist, also keine Watzmann Überschreitung. Dafür sind die Ausblicke einfach sensationell. Man kann sich leicht verirren auf ausgetretene Ziegenpfade abweichen, aber zurück findet jeder. Ein absolutes „Muss“ diese Tour.

Um die Arenas Negras – Tour 64

 

Die Caldera de las Cañadas ist ein gigantischer vulkanischer Einsturzkessel mit etwa 17 km Durchmesser, im Zentrum der Insel Teneriffa. Der Boden dieses Kessels liegt auf ca. 2000 Meter Höhe ü.d.M. Südlich wird er von bis zu 500 Meter hohen Steilwänden begrenzt. Im Norden der Caldera erhebt sich der mit 3718 Metern höchste Berg ganz Spaniens, der majestätische Pico del Teide.

 

Ein idealer Einstieg zum Wandern in den Cañadas ist der Rundwanderweg von Tour 64. Wir parken beim unscheinbaren Besucherzentrum des Nationalparks in El Portillo (28.303800-16.566838). Der „Aufstieg“ (160 Höhenmeter) zum Sattel zwischen der Montaña de las Arenas Negras und der Montaña del Cerrillar ist fast „kinderwagengeeignet“, danach geht’s im Lavagrus runter zur sandigen Ebene de Llano de Maja. Den Teide hat man dabei ständig im Blick.

Roque Cinchado

Um die Roques de Garcia – Tour 67

 

14 Kilometer weiter beginnt der Sendero de Roques de Garcia (28.223369-16.630173). Die Menschenmassen bewegen sich nur die paar Minuten bis zum Aussichtspunkt Mirador de la Ruleta und weiter zum Wahrzeichen Roque Cinchado, dem Wahrzeichen Teneriffas, dann sind wir wieder fast allein auf dem Weg zum Wendepunkt am Torre Blanca. 900 Höhenmeter wären es noch auf den Pico Viejo! Nein, heute nicht, stattdessen runter in die Ucanca-Ebene und 150 Höhenmeter wieder raufkraxeln zum Parkplatz. Schweißtreibend, deshalb ist hier keiner mehr unterwegs!

Guergues Steig – Tour 14

 

Zwischen den Schluchten von Masca und Natero befindet sich der schönste Höhenwanderweg im Teno-Gebirge, der Guergues Steig. Wir parken unterhalb der Degollada de Cherfe (28.300313-16.826794) und folgen der Beschreibung von Tour 14. Es ist eine Bergtour, also braucht man feste Schuhe, aber die Ausblicke in die Schluchten und Höhenzüge des Teno Gebirges sowie aufs Meer sind unglaublich. Bis zur Finca de Guergues (verfallen) sind es 300 „Tiefenmeter“, die man wieder hinaufmuss und hier brennt die Sonne gnadenlos und erhitzt das Lavagestein. Nichts mehr mit milden Frühlingstemperaturen!

 

Ich habe gehört, dass der Besitzer der Finca am Einstieg den Leuten keinen Zugang mehr gewährt, aber wir sind an seinem Grundstück entlang durchs Gelände gestiegen, vielleicht gibt’s ja inzwischen eine Umleitung. Wäre enorm schade, wenn der Steig nicht mehr zugänglich wäre.

 

Wenn doch, dann empfehle ich den Abstieg zum Meer durch die Masca-Schlucht, Tour 13!

Auf den Conde – Tour 7

 

Der Conde mit seinem Gipfelplateau ist ein markanter Buckel im Süden Teneriffas, der weithin sichtbar ist. Dieser Teil Teneriffas präsentiert sich im Gegensatz zu dem bewaldeten und mit farbenprächtiger Flora überzogenen Norden, eher von seiner kargen Seite. Startpunkt ist der Ort Arona, Stadtteil Vento (28.101059-16.687683). Erst durch die drei Barrancas, dann an einem Dreschplatz vorbei, zum Teil steil aufwärts, auf das Gipfelplateau des Conde (1003 m.ü.M.).

 

Von hier hat man eine fantastische Aussicht auf den Süden Teneriffas - falls keine Wolken durchziehen. Vom Plateau kann man Richtung Norden auf einen Sattel absteigen (man muss ein paar Mal die Hände zu Hilfe nehmen, zusätzlich ist es etwas ausgesetzt) und von dort in einem Bogen zurück nach Arona gehen. Oder man verlängert die Tour auf den „Brezenberg“ (Montaña oder Roque de los Brezos, Tour 8). Sehr empfehlenswert, dauert aber zwei Stunden mehr.

Eine Woche ist kurz, dennoch haben wir, so glaube ich, die interessantesten Gebiete Teneriffas erwandert. Natürlich gehört dazu auch eine Inselrundtour mit dem Auto. Wir sind nach der Tour bei Masca über Buenavista del Norte an der Nordküste entlang zurück nach Puerto de la Cruz gefahren, ebenso wie die Diagonalquerung von La Laguna bis Villaflores über die Cañadas.

 

Eines haben wir leider nicht geschafft: mit der Seilbahn rauf auf den Teide und von dort zu Fuß auf den Gipfel. Dazu braucht man nämlich eine Genehmigung (Zentrale für Online-Reservierungen – AUTONOME NATIONALPARKBEHÖRDE (reservasparquesnacionales.es) und die sollte man sich schon vorher besorgen, genauso wie die Seilbahntickets, da die tägliche Anzahl der „Besteiger“ limitiert wird. Weitere Infos gibt’s auch unter (www.volcanoteide.com).

Um sich über die Wetterbedingungen zu informieren: im WEB gibt es unzählige WEB-Cams mit Live-Bildern.

Fazit

 

Ich kann jetzt verstehen, dass viele Menschen den unwirtlichen Klimabedingungen von Teilen Mitteleuropas entfliehen und sich auf den Kanaren niederlassen. Sie haben sich organisiert, geben eigene Zeitungen in ihrer ursprünglichen Landessprache heraus und veranstalten Meetings. Ob das der richtige Weg ist, um sich zu integrieren sei dahingestellt. Heute leben etwa 900.000 Menschen auf Teneriffa, darunter ein hoher Anteil an Immigranten, der größtenteils aus Deutschen (50.000), Engländern (37.000) und Italienern (24.000) besteht. Und Skifahren kann man auch nicht, obwohl es eine Fake-Website gibt (Teide Ski Resort - Estación de esquí del Teide -).

 

Aber für Mountain-Biking ist Teneriffa ideal. Die Nebenstraßen sind kaum befahren, es gibt diverse „Trailmaps“ im WEB und einige Verleihstationen. Eine echte Alternative zum Wandern!

 

Ja, und da gäbe es noch andere kanarische Inseln zu entdecken wie Gran Canaria, Fuerteventura, Lanzarote, La Graciosa, La Palma, La Gomera und El Hierro!

 

Die „Entierro de la sardina“, die Beerdigung der Sardine ist zweifelsfrei eine Besonderheit des kanarischen Faschings. Der riesige, aus Pappmaché gefertigte Fisch wird unter lautem Geheule und Stoßgebeten vieler Trauergäste durch die Straßen getragen, um anschließend an einem zentralen Ort verbrannt zu werden.

 

Während Faschingsdienstag bei uns das Ende des bunten Treibens bedeutet, fängt es auf den Kanarischen Inseln nach diesem Akt jedoch vielerorts erst richtig an. Das Sprichwort „am Aschermittwoch ist alles vorbei“, gilt also nicht für die Kanaren. Dort nämlich löst sich das allgemeine Wehklagen über den „Verlust“ plötzlich in Tanz und Feierlaune auf.

 

Asterix würde sagen: „Die spinnen, die Canaris!

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