"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Namibia - ohne RED

Letztes Jahr zu Ostern wollten wir schon, hohe Flugpreise hielten uns ab. Dieses Mal hatte ich bereits vor Weihnachten angemessene Direktflüge ergattert und damit auch genügend Zeit für alle anderen Vorbereitungen.

 

Endlose Sitzungen im Internet, sich Klarwerden über die Reiseroute, Buchen von Quartieren, Auto vorbestellen, Impfungen u.v.m. - im Nachhinein wäre alles, bis auf die Flugbuchung, nicht nötig gewesen. Ich sag’s mal so: im Mai und Juni kann man sich einfach ins Flugzeug setzen und alles Weitere vor Ort erledigen. Wenn man vorplant, ist es natürlich bequemer, aber man ist auch eingeschränkter.

 

Wir entschieden uns für folgende Route, umfangreich, aber in 14 Tagen ohne Stress zu erledigen:

Unser Renault (Dacia) Duster - 4WheelDrive

Wenn man zu Beginn der Schulferien von Frankfurt losfliegt, hat man, so man nicht rechtzeitig bucht, ein „Hinkomm-Problem“. Es gibt keine bezahlbaren Bahntickets mehr! Also mit dem eigenen Auto, aber – Parkmöglichkeiten gibt es auch kaum mehr. Mit sehr viel Glück ergattern wir noch einen Stellplatz übers WEB und – landen einen Volltreffer! Sofortiger Transfer und beim Rückflug keine 10 Minuten Wartezeit! Aber besser doch die Anreise frühzeitig regeln!

 

Der Flug selbst (10 Stunden) ist anstrengend, wenn man nicht mehr so, wie früher, im Flugzeug richtig schlafen kann; aber zumindest gibt es keinen Jetlag!

 

Zur ruppigen Landung dämmert es, das Auto (Renault Duster 4WheelDrive) steht bereit und wir fahren über Windhoek nach Süden – auf der linken Straßenseite. Namibia war zwar einst deutsche Kolonie, aber da haben die Engländer (oder Südafrikaner?) sich durchgesetzt.

 

Nach Rehoboth beginnen die Staubstraßen, sehr breit, manchmal glatt und gut, aber meist mit den typischen Waschbrett-Wellen. Da gibt’s zwei Möglichkeiten: ganz langsam oder mit mindestens 70 km/h, denn dann bleibt man auf den Wellenbergen. Negativ: der Kontakt zur Straße ist sehr gering und man „schwimmt“, ähnlich wie auf einer Schneefahrbahn. Zu starke Lenkbewegungen und man schmiert ab, und das geht oft nicht gut aus.

 

Die Universität Michigan hat die Verkehrstoten von 193 Ländern pro 100.000 Einwohnern verglichen: da steht Namibia mit 45 Toten an letzter Stelle. Zum Vergleich: Durchschnitt 18, in Deutschland 6 Tote (pro 100.000 Teilnehmer).

 

Bevor man den Wagen bekommt, muss man sich ein „Zwangs-Video“ anschauen, das ganz gut auf das vorbereitet, was man gar nicht so glauben kann. Unsere Erfahrung: wer Schnee gewohnt ist, kommt gut zurecht!

 

Die Einheimischen, die ja wohl hauptsächlich für diese üble Statistik verantwortlich sind, düsen mit Geschwindigkeiten über 100 km/h und kilometerlanger Staubfahne auf den Schotterstraßen dahin – die Entfernungen sind eben sehr groß – aber es geht auch oft schief!

 

Erste Tiersichtungen (Zebras) und dann Kartenlesefehler, mit einem Umweg erreichen wir unser erstes Quartier, das Capricorn Rest Camp (-24.133896, 16.576050), dessen Besitzer Carsten uns das Leben sehr angenehm gestaltet und uns darüber hinaus mit ersten, wichtigen Fakten und Gepflogenheiten über Namibia versorgt. Er hat sich, nach seiner Arbeit in einem Entwicklungshilfe-Projekt entschlossen, hier sesshaft zu werden, gar nicht wenige Hektar Land erworben und darauf ein nettes kleines Camp errichtet. Das Land zählt zur Kategorie Halbwüste und eine (Fleisch-) Kuh braucht mindestens einen Hektar Land, um einigermaßen satt zu werden.

 

Ungefähr 2,4 Millionen Einwohner zählt Namibia, mehr als doppelt so groß als Deutschland ist seine Fläche. Bei einer Volkszählung im Jahr 2011 gaben ca. 20.000 Namibier Deutsch als Muttersprache an, wobei sich durch Vermischung sowohl eine ethnische Zugehörigkeit unter den circa 100.000 weißen Namibiern als auch eine sprachliche Zugehörigkeit – vor allem gegenüber Afrikaans und Englisch – statistisch nur schwer festhalten lässt. Unter anderem in den Städten Windhoek und Swakopmund ist die deutsche Sprache neben Afrikaans und der offiziellen Amtssprache Englisch eine wichtige Verkehrssprache. Neben der Sprache bleibt ein landesweiter Einfluss der Deutsch-Namibier vor allem in Ess- und Festkultur, Vereinswesen sowie Wirtschaftsstruktur lebendig.

 

Viele dieser oft bereits in der 5. Generation ansässigen deutschstämmigen Einwohner Namibias bieten auf ihren Farmen „Urlaub auf dem Bauernhof“ an, naturgemäß unter völlig anderen Vorzeichen. Es gibt staatliche Übernachtungsstellen (Namibia Wildlife Resorts Ltd.), eigentlich eine private Gesellschaft, an der der Staat maßgeblich beteiligt ist und private Pensionen, B&B-Häuser, Lodges und vor allem überall Camp Sites, häufig mit einfachen Bungalows, auf denen man meist unangemeldet einen Platz bekommt und die noch dazu sehr preiswert sind (5 bis 15 Euro pro Nacht, umgerechnet).

 

Das Preisniveau ist dank des günstigen Wechselkurses sehr niedrig und man kann in den Supermärkten fast alles kaufen, hauptsächlich deutsche Produkte. Für weitere Infos kann ich IWANOWSKI’S Reiseführer „Namibia“ empfehlen, auch wenn mir sauer aufstößt, dass Iwanowski an jeder im Buch erwähnten Übernachtung in privaten Unterkünften kräftig mitverdient!

 

Carstens Kochkünste und das üppige Frühstück überzeugen uns, eine Nacht anzuhängen. Dafür stehen wir nach absolut ruhiger, erster afrikanischer Nacht noch vor Sonnenaufgang auf und holpern die 180 Kilometer in drei Stunden nach Sossusvlei.

Düne 45, so genannt weil sie 45 Kilometer vom Eingang entfernt ist

Es ist müßig, sich über die Qualität der Straßen Gedanken zu machen. Alle B-Straßen haben eine Folgeziffer und sind asphaltiert. C-Straßen haben zwei Folgeziffern und sind manchmal mit Teer bedeckt, vor allem, wenn sie teilweise M-Straßen sind, gefolgt von drei Ziffern. D-Straßen, gefolgt von drei oder vier Ziffern sind Schotterpisten, mit einigen Ausnahmen: die 60 Kilometer von Sesriem nach Sossusvlei ist asphaltiert und auf 60 km/h beschränkt, so dass jeder 120 km/h fährt, weil er sich so freut, keinen Staub fressen zu müssen.

 

Die Qualität einer Staubstraße hängt davon ab, wann der „Grader“ (Straßenhobel) das letzte Mal gefahren ist. Die Fahrer dieser Maschinen scheinen autonom zu sein, haben ihren Wohnanhänger dabei und fahren wohl, so lange der Sprit reicht. Und sie machen ihre Sache gut.

 

Ok, es waren mehr als 100 Kilometer bis Sesriem, dem Eingang der von Dünen umschlossenen Lehmsenke Sossusvlei. In der Regenzeit bringt der Tsauchab-Fluss Wasser mit. Außerdem ist der Grundwasserspiegel relativ hoch und ermöglicht das Wachstum von Pflanzen.

 

Es hat vor ein paar Tagen ergiebig geregnet – völlig außergewöhnlich – und so erleben wir Sossusvlei mit Wasserpfützen und viel Grün, ein seltenes Schauspiel. Nicht davon betroffen ist die Temperatur: momentan tagsüber um die 35 Grad Celsius, im Januar steigt sie bis über 50 ° C. Das ganze Gebiet ist Teil des Namib-Naukluft-Parks und man braucht ein "Permit". Kostet zwar nicht viel, aber im Laufe unserer Reise stellen wir fest, dass dann doch spürbare pekuniäre Belastungen entstehen.

 

Egal, die Landschaft ist einzigartig auf der Welt, und ich bin endlich in der Wüste, so, wie ich sie mir vorstellte. Sand, nichts als durch Eisenoxid rot gefärbter Sand und Luft mit einer relativen Feuchtigkeit von 15 % - eine Wohltat für meine Lungen.

 

Bergstecken raus und rauf auf die Dünen, barfuß natürlich, worüber wir nachher von unserem Quartiermeister gescholten werden: einige haben sich angeblich schon bittere Blasen geholt im heißen Sand, aber zu dieser Uhrzeit kein Problem. Als wir später bei Swakopmund eine Wüstenexpedition mitmachen und feststellen, was da alles unter der Oberfläche sich versteckt, relativiert sich das Barfußlaufen allerdings im Nachhinein. Also: Schuhe anziehen in Zukunft. Man kann diese Dünen hinunterlaufen wie Geröllfelder bei uns in den Alpen. Traumhaft!

 

Vom Ende der Teerstrecke geht’s nochmals vier Kilometer weiter durch den Sand. Darauf hab‘ ich mich die ganze Zeit gefreut. Allrad eingeschaltet und der Duster pflügt sich genüsslich durch den Sand. Ist übrigens wie Fahren im Schneematsch: nicht zu schnell, Stehenbleiben nur auf hartem Untergrund, aber auch nicht zu langsam fahren – vorausschauend eben. Macht einen Riesenspaß – mir jedenfalls, nicht meiner Beifahrerin, die den Rodeo-Ritt nicht so richtig genießen kann!

 

Also, die Entscheidung für ein Allrad-Fahrzeug war richtig, und wer kein Dachzelt braucht (und damit einen klobigen Toyota Hilux als Basis) ist mit dem Duster perfekt motorisiert. Ein „normaler“ PKW macht in Namibia nur Sinn, wenn man auf den Teerstraßen bleibt – und da kommt man halt nicht überall hin.

 

Oryxe, Strauße und Springböcke finden sich in dieser unwirtlichen Gegend bestens zurecht, vor allem Oryx-Antilopen haben ein spezielles Kühlsystem im Kopf, das verhindert, dass bei diesen hohen Temperaturen das Eiweiß in ihren Köpfen „ausflockt“. Sie marschieren unbeeindruckt durch den Sand und man sollte sie nicht zur Orientierung benutzen, um an Wasser zu kommen. Das brauchen sie nämlich tagelang nicht. Wir schon, und zwei Liter sind schnell weg bei diesen Bedingungen.

 

Kurz vor dem Ausgang kann man noch zum Sesriem Canyon hinabsteigen und einige Schritte rund zwanzig Meter unter der Oberfläche mit Schatten machen. Die Dünen von Sossusvlei sind maximal 200 Meter hoch, bestehen aus reinem Quarzsand und zur Entstehung gibt es viele Theorien, also spare ich mir eine Erklärung und weise nur darauf hin, dass der Wind eine wichtige Rolle spielt.

 

Die Rückfahrt über Solitaire ist zeitlich um einiges kürzer, obwohl entfernungsmäßig länger. Muss ich also schneller gefahren sein!

Kurz vor Erreichen der Hochebene am Olive Trail

Die Nächte sind fast ein wenig kalt, im einstelligen Bereich, aber auch wieder kein Wunder, wir befinden uns ja auf 1400 Metern Höhe ü. M. Stört uns aber nicht, heute geht’s zum „Olive Trail“. Das Naukluft Gebirge ist (noch) ein Geheimtipp. Es erhebt sich bis knapp unter 2000 Meter über den Meeresspiegel und hat relativ gute Niederschläge. Was wiederum eine erstaunliche Vegetation gedeihen lässt und auch den Hartmann-Bergzebras ihr Auskommen sichert. Sie sind etwas kleiner, haben nur schwarze Streifen und „wiehern“ wie Pferde. Bei der Rausfahrt aus dem Park haben wir das unverschämte Glück, eine ganze Herde von 12 Zebras direkt neben der Straße beobachten zu können. Daneben gibt es leider auch Paviane, vor allem rund um den staatlichen Campingplatz, und ab und zu sind auch schon Leoparden gesichtet worden.

 

Apropos Leoparden: in Namibia gibt es viele gefährliche Tiere, giftige Spinnen und Schlangen. Das Risiko, ihnen zu begegnen ist denkbar gering, wenn man einige Regeln befolgt.

 

"Nicht barfuß durch die Gegend laufen, nachts nur mit Taschenlampen und immer schauen, wohin man geht!" Raubkatzen und andere wilde Tiere verziehen sich normalerweise, wenn sie Menschen wittern. Unterschreitet man ihre Fluchtdistanz, wird es allerdings kritisch. Bei Leoparden hilft dann nichts mehr. Zu der Zeit, als wir unten waren gab es einen Leopardenangriff auf ein holländisches Ehepaar im Kuisib Canyon, völlig untypisch. Der Mann hat den Angriff zwar überlebt, wenn auch mit schweren Verletzungen. Wahrscheinlich war der Leopard verletzt oder angeschossen.

 

Es sind jedenfalls kaum tödliche Zusammenstöße zwischen Mensch und Tier bekannt geworden, und das bei fast 100.000 deutschen Touristen jährlich. Aber man kann immer zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Ich meine, bei uns gibt es auch giftige Kreuzottern und von Hunden, die Menschen anfallen und schwer verletzen oder sogar töten, liest man ständig. Augen auf und selbstbewusst und ein wenig vorsichtig agieren, das sollte das Rezept sein.

 

Doch zurück zum Trail:

 

Zum Erklettern der Hochebene in der prallen Sonne (ca. 500 Höhenmeter) braucht man eine gute Stunde. Vorher müssen wir allerdings zum Büro und ein Permit kaufen. Dann geht’s in einem Bachbett, dessen Wände immer höher werden wieder nach unten, dauert ein wenig länger, so um die zwei Stunden. Wasser gibt es nur ganz unten und um den „Gumpfen“ ist sogar ein Hilfsseil links und rechts gespannt. Stöcke helfen im oberen Teil, aber unten ist es eine Kletterei, wo man sie besser einsteckt, andernfalls rutscht man aus und holt sich Schürfwunden, die man dann wegen Dummheit den Rest der Reise mitschleppt! Noch eine halbe Stunde auf einem alten 4WheelDrive und wir sind zurück am Parkplatz, machen Brotzeit und schauen den Webervögeln zu. Die Aussichten auf dem ca. 11 Kilometer langen Steig waren grandios.

 

Vom Campground aus gäbe es noch den Waterkloof-Wanderweg, 17 Kilometer lang, wohl mit dem gleichen Schwierigkeitsgrad, aber dazu braucht man den ganzen Tag. Unter https://naukluft-experience.com gäbe es noch Wandermöglichkeiten für eine ganze Woche! Vielleicht beim nächsten Mal?

Nach einer Erholungsnacht im Capricorn Rest Camp stehen jetzt 350 Kilometer hauptsächlich Sandpiste bevor. Ich fahre angepasst - nicht langsam – nur so schnell, dass der Duster auf den Querrillen „schwebt“. Man hat das Gefühl, auf der Straße zu schwimmen, ähnlich dem Fahren früher auf Schneefahrbahnen. Keine heftigen Lenkbewegungen, eher wie das Steuern eines 15 Meter langen Motorbootes. Leider fahren die Einheimischen überwiegend „voll Stoff“ und das beschert mir einen Stein in der Windschutzscheibe, der gottseidank nur geringen Schaden verursacht – die Glasbruchversicherung hat sich schon gelohnt (unbedingt abschließen!). Die Fahrt geht über den Kuiseb Pass, bekannt geworden durch den gleichnamigen Kuiseb-Canyon, wo die beiden deutschen Geologen Henno Martin und Hermann Korn sich im Zweiten Weltkrieg zwei Jahre lang versteckten.

 

„Must do“ Lektüre vor Reisebeginn:   Henno Martin: Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste.

 

Es handelt von zwei jungen Geologen, die im September 1935 Nazideutschland verlassen, geologische Forschungen im Naukluft Gebirge beginnen und Wasservorkommen erkunden für die Farmer. Der Zweite Weltkrieg holt sie ein, aus Furcht vor der drohenden Internierung als 'feindliche Ausländer' fliehen Henno Martin und Hermann Korn in die Wüste und kämpfen dort mehr als zwei Jahre um das nackte physische Überleben.

 

Dann verläuft sich die Straße nach Walvis Bay. Es ist Nachmittag, die üblichen Morgennebel sind verschwunden und Swakopmund wartet. Durch den arktischen Benguela Strom entsteigen dem Meer kühle Morgennebel, die die Stadt in einen weißen Schleier hüllen und die Gegend angenehm abkühlen. Er löst sich meist mittags auf. Obwohl nur noch etwa fünf Prozent der Einwohner deutscher Abstammung sind, ist ihr Einfluss auf das Stadtleben nicht zu verkennen. Swakopmund gilt bis heute als „deutscheste“ Stadt Namibias. Die einzigartige Mischung aus deutsch geprägtem Seebad, afrikanischer Bevölkerung und imposanter Dünenlandschaft ist sehenswert.

 

„Must do“:

 

Leuchtturm und Jetty besichtigen, Schwarzwälder Kirschtorte im Cafe Anton essen und eine Wüstentour mitmachen mit Besuch der „Haus-Sandviper“!

Nächstes Highlight: Die Spitzkoppe mit ihren beeindruckenden Felsformationen und -zeichnungen. Kann man schlecht mit Worten beschreiben, die Bilder sprechen Bände. Von der mitgemachten Führung ist mir noch ein Gestrüpp in Erinnerung, dessen Zweige beim Abbrechen weiße Milch ausbluten. Der Danmara-Milchbusch ist eine Pflanze aus der Familie der Wolfsmilchgewächse. Der Busch gilt als eine der giftigsten Pflanzen in Namibia, sogar beim Verbrennen werden Substanzen freigesetzt, die beim Einatmen für den Menschen tödlich sind. Nashörner und Oryxantilopen dagegen lieben diesen Strauch als Nahrungsquelle. Bin nicht draufgekommen, warum die indigene Bevölkerung ihn als „Schwiegermutter-Strauch“ bezeichnet.

Wunderbar erholt auf Okambishi’s Rest, geleitet von einem ehemaligen Lufthansa Piloten und seiner Frau, die nebenbei auch Geparden züchten – fragwürdiges Unternehmen, trifft man aber oft in Namibia, ist halt eine Attraktion - geht’s nach Twyfelfontain zu einer historischen Stätte mit vorzeitlichen Felsmalereien, die von Jägern und Sammlern sowie Khoikhoi-Hirten stammen. Man muss sich die Malereien erwandern, geht auch ein wenig bergauf und das bei 35 Grad! Dafür können wir dann einen „bayerischen Heimatabend“ auf namibisch bestaunen. Ein Clan der Danmara führt uns in ihrem Dorf Tänze und Gebräuche ihres Stammes in Originaltracht vor. Da sind wir jetzt also in der touristischen Rolle, in die wir eigentlich nie kommen wollten. Für die Danmara ist es wenigstens ein gutes Geschäft: sie verkaufen ordentlich, was sie angefertigt haben, so es nicht industriellen Quellen entstammt. Es sei ihnen gegönnt.

 

In derselben Gegend gibt es noch den versteinerten Wald und „Orgelpfeifen“ aus Basaltgestein. Wir aber haben uns für den Abend im NWR Khorixas Rest Camp eingebucht, mit Swimming Pool, auch nicht schlecht!

Am nächsten Morgen steht das Highlight auf dem Programm: der Etosha National Park. Er ist einzigartig innerhalb Afrikas. Das Hauptmerkmal des Parks ist die Salzpfanne, die sogar aus dem Weltall sichtbar ist. Obwohl staubtrocken gibt es hier eine üppige Wildtierpopulation, die sich an Wasserlöchern versammelt, so dass Tiersichtungen garantiert sind. Der Park ist mit regulären Kleinwagen befahrbar und die Camps bieten zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten sowie Restaurants, Aussichtspunkte, Geschäfte und Tankstellen.

 

Vier der Big 5 (Elefant, Löwe, Leopard, Wasserbüffel, Nashorn) kann man sichten. An den Wasserlöchern finden man Elefanten, Zebras, Gnus, Strauße, Giraffen, eine Vielzahl von Antilopen, Raubkatzen wie Löwen, Leoparden, Wildkatzen, Geparden sowie zahlreiche Raubvogelarten. Einige der kleinen Arten sind Schakal, Löffelfuchs, Warzenschwein, Honigdachs und Ziesel. Im Park befinden sich ca. 114 Säugetierarten. Das einzige was logischerweise - nicht vorhanden ist sind Büffel.

 

Drei Tage kutschieren wir vom Okaukuejo Camp aus im Ostteil des Nationalparks herum, fahren mitten durch riesige Gnu-, Zebra- und Antilopenherden, stehen frühmorgens auf und warten in der Dämmerung auf Elefanten und Nashörner an den Wasserlöchern – es ist ein Traum! Nur Leoparden haben wir keine gesehen!

Noch eine Nacht am Plateau Waterberg Park, dann müssen wir zurück nach Windhoek, der Flieger geht aber erst spät abends. Bei der Ausfahrt aus Etoscha treffen wir noch auf eine Giraffenherde an einem Wasserloch. Dann, endlich wieder – Teerstraße. Vielleicht bin ich etwas zu schnell gefahren, auf jeden Fall ertönt plötzlich eine Polizeisirene hinter mir – heißt: links ranfahren!

 

Wir diskutieren das Problem - er könne mir zeigen, wie schnell ich war, dazu müssten wir zurückfahren, was ich nicht will, also debattieren wir am Straßenrand über diverse Möglichkeiten. Der Polizist, ca. 40 Jahre alt, traut sich nicht, was zu verlangen, ich mir nichts anzubieten, bis ich die Lösung finde: wieviel es denn ausmachen würde, seine Unkosten, die er hat, weil ich nicht mit ihm komme, auszugleichen? Hocherfreut begleichen wir unser Problem, wobei ich derjenige bin, der zehn Euro ärmer ist, der Polizist dafür ein schönes Wochenende mit seiner Familie vor sich hat. So ist das Leben!

 

Die Waterberg Plateau Lodge klebt fast an den Wänden des Tafelbergs, der sich 200 Meter über die brettlebene Halbwüste erhebt und es gibt hier Wasser! Zahllose (wilde) Warzenschweine erwarten uns vor der Lodge. Wahrscheinlich gibt es einige Gäste, die sie heimlich füttern, sich aber der Gefahren nicht bewusst sind, wenn die Schweine plötzlich ihr Futter einlösen wollen! 1904 fand hier außerdem die Schlacht am Waterberg statt, dem ein allgemeiner Aufstand der Herero vorausgegangen war. Bei und nach dieser Schlacht starben zwischen 40.000 und 65.000 Herero. Einige Historiker bezeichnen das Vorgehen der deutschen Schutztruppen unter Generalleutnant von Trotha als ersten Völkermord des Jahrhunderts. Zum 100-jährigen Gedenken an die Schlacht fanden am 14. August 2004 hier Gedenkfeiern statt, wo auch die Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul die moralische Schuld der deutschen Truppen bekräftigte. Allerdings kam es bis heute nicht zu einer formal-juristischen Anerkennung der Schuld, woraus sich auch materielle Wiedergutmachungsansprüche ableiten könnten.

 

Es gibt einen „Kraxelweg“ durch die Felswand, der zu einem unglaublichen Aussichtspunkt führt. Endlos geht der Blick über die flache Ebene und die schnurgeraden Straßen. Oben ist die Landschaft zerklüftet, es gibt Pfade, aber es ist schon spät und soll Leoparden geben – lieber wieder runter.

Tja, das wars. Noch ein halber Tag zum Bummeln in Windhoek und dann startet der Flieger und in neun Stunden sind wir wieder daheim. Es war fantastisch und ich freu mich schon auf die Tour von Südafrika bis Namibia mit dem FourWheelDrive im November. Hoffentlich klappt’s!

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