"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Italien / Griechenland  -  August/Seprtember/Oktober 2021

 

Endlich wieder Griechenland! Durchgeimpft und mit allen möglichen und unmöglichen Apps und Dokumenten versehen treffe ich Daniela und Alex bei McDonalds in Golling.

 

Kurz vorher, bei der Ausfahrt Salzburg/ Flughafen wollte ein PKW-Fahrer noch schnell vor einem LKW rechts abbiegen und hatte Glück, dass er nicht „untergejubelt“ wurde. „Red“ bekommt nur ein bisschen „Plastikregen“ ab – das fängt ja gut an!

 

Alex schlingt noch seinen Triple-Burger hinunter und los geht’s nach San Daniele di Friuli. Unterwegs will sich der Tankdeckel von Alex‘ WOMO nicht mehr öffnen lassen, aber ich habe ja schweres Werkzeug mit: zu schwer für den Deckel – ein Silikonersatz muss genügen für den Rest des Tripps.

 

Es ist ja nicht weit, knapp 500 km von Regensburg aus, ja, von Inzell waren’s nur 300, also jetzt - 6 Stunden mit Pausen zum kostenlosen Stellplatz der Gemeinde San Daniele di Friuli.

 

Der ist aber nicht der Grund unseres Stopps – es ist vielmehr der berühmte Schinken, der dort hergestellt wird. „Prosciutto di San Daniele“ ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Unter diesem Namen darf nur in San Daniele hergestellter Schinken angeboten werden, der aus im festgelegten Gebiet aufgezogenen Schweinen hergestellt und bei dem die Produktionsmethode eingehalten wurde. Er schmeckt unvergleichlich gut und kann in diversen Trattorien verkostet werden.

 

Nicht weit weg ist das nächste Ziel: San Marino. Muss man einmal im Leben gesehen haben. Wegen meiner Begleitung ausnahmsweise zwei Mal. Wunderbarer Stellplatz nahe der Seilbahn, kurzer Fußweg und dann ohne Mühen den Felsen erkunden am nächsten Morgen. So der Plan!

 

Wenn da nicht das Wetter wäre! Es beginnt zu schütten und treibt uns über abenteuerliche, enge Straßen über den Apennin zur Schnellstraße CesenaPerugia. Von den über 40° Celsius von vor zwei Wochen ist nichts mehr übrig und das Unwetter zwingt uns über Orvieto bis zum Lago di Bolsena zu fahren. Unterwegs kommt die Sonne heraus und bringt Wärme mit. Ein kleiner Campingplatz, nördlich von Bolsena, gewährt uns Asyl für die nächsten Tage. Der Lago ist immer noch ein Geheimtipp!

 

Aber Daniela will ans Meer! Also weiter nach Terni, schnell den berühmten Wasserfall „Cascata delle Marmore“ angeschaut, der 165 Meter hinunterstürzt und nach einiger Zeit aufhört, weil ihm das Wasser abgedreht wird - Er ist der höchste von Menschen geschaffene Wasserfall der Welt, Teil des Projekts das 271 v. Chr. vom römischen Konsul Manius Curius Dentatus konzipiert wurde. Der Römer ließ einen Kanal in Richtung einer natürlichen Felsspalte von Marmore bauen um dadurch die Hochebene von Rieti trocken zu legen. Heutzutage wird das Wasser für die Energieerzeugung in Wasserkraftwerken genutzt, weshalb der Strahl des Wasserfalls nur während der Wasserfreisetzungszeiten bewundert werden kann. Ein Hotspot für Touristen und Influencer/innen!

 

Wir lassen uns weiter zur Küste treiben, ergattern einen namenlosen aber trotzdem mit 15 Euro datierten Übernachtungsplatz am Meer, „molto mosso“, also nichts zum Plantschen und enden am nächsten Tag beim Camping La Perla in Lido del Sole, wo wir uns für eine Woche einnisten. Ein neuer Geheimtipp, direkt am Meer, kurz vor Roda Garganico, preiswert, mit Strandbar und einer Überraschung: die Bordtoilette darf nur von 10 Uhr abends bis halb sechs Uhr in der Frühe entleert werden! Was es nicht alles gibt!

 

Wir genießen gemeinsam unsere Zeit, aber irgendwann drängt es mich nach Griechenland. Ein Ticket von Brindisi nach Igoumenitsa ist schnell online erworben und am Mittwoch, den 8. September starte ich nach Süpden. Für die 350 km brauche ich nur drei Stunden, vorbei an all den tollen Stellplätzen an der apulischen Küste früherer Touren und bin zwei Stunden vor Abfahrt im Fährhafen, der genauso hässlich ist wie die meisten Fährhäfen weltweit.

 

Es ist brütend heiß, der Schiffsarzt testet die Körpertemperaturen mit einem Laser-Fiebermesser – auch Hunde kommen dran; wer halt gerade rumsteht! – das war’s. Eine zielführende Kontrolle findet nicht statt, wozu auch, wir haben ja nur eine Pandemie!

 

Übrigens hat mich in den sieben Wochen, die ich unterwegs war, kein Mensch nach irgendwelchen Impfungen gefragt. Kontrolliert wird scheinbar nur an den Fähren, die von Ancona auslaufen.

 

Daniela und Alex haben sich in der Zwischenzeit auf die Heimreise gemacht: sie stoppen noch für ein paar Tage am Bolsena See. War schön mit den beiden!

 

Mit der üblichen Verspätung legt die LKW-Fähre ab: Griechenland, ich komme.

Zum ersten Mal sehe ich Albanien von der Meeresseite, Delfine schwimmen neben der Fähre mit und ein Gewitter entlädt sich am Logarapass.

 

Übrigens habe ich die vier Möglichkeiten, von Regenburg nach Igoumenitsa zu gelangen, mal durchgerechnet:

 

Haben alle vier ihre Vor- und Nachteile. Ich bin dieses Mal über den „Autoput“ zurückgefahren. Von der Nordgrenze Griechenlands bis Regensburg waren es nur 1500 km. Sicher der schnellste und preiswerteste Weg, in zwei Tagen problemlos zu schaffen. Die Autobahnen waren bis auf ein paar „Löcher“ in Neumakedonien wirklich gut. Probleme mit längeren Wartezeiten könnten bei viel Verkehr an den Grenzen entstehen. Mein Favorit ist aber immer noch die Route durch Kroatien über Dubrovnik, Montenegro und Albanien, so man Zeit hat.

Strecke

Sprit/Maut/Fähre (€)

Straße (km)

Dauer (Std.)

 

 

 

 

Autoput via Belgrad

406

2000

25

Kroatien-Albanien

340

1860

30

Ancona+Fähre

435

910

37

Brindisi+Fähre

410

1450

28

Neuer Stellplatz in Plataria

Jetzt aber zurück: Bei der Ankunft in Igoumenitsa ist es schon dunkel, keine Kontrollen beim Zoll, ich werde durchgewunken (wofür hab‘ ich all die Vorbereitungen getroffen?) und nach 15 Minuten erreiche ich Plataria: Übernachten, direkt am Meer.

 

Von wegen: man hat einen Bürgersteig gebaut und direkt daneben auf der Straße einen Radweg errichtet mit Pylonen abgesichert, so dass kein Parken mehr möglich ist. Nur noch ganz hinten, beim kleinen Hafen.

 

Ich habe noch nie einen griechischen Radfahrer in Plataria gesehen!!!

 

Dafür gibt’s einen Stellplatz für 15 Euro, der noch offen hat, genauso wie das Restaurant daneben, also was soll’s. Ich hätte mir nur keine Pizza bestellen sollen, habe nicht bedacht, dass ich ja jetzt in Griechenland bin.

Alles wieder staubfrei!

Am nächsten Tag genieße ich die tolle Straße bis Preveza, fahre durch den Unterwassertunnel und dann wird’s kurvig! Mytikas und Astakos (da bin ich schon mal fast stecken geblieben, ja auf der Umgehungsstraße bleiben!) werden passiert und im Norden locken Stauseen mit klarem Wasser, aber das Meer lockt auch! In Mesolongi mache ich einen Staubstraßenausflug ins Delta des Evinos, der mir nichts bringt außer einer Generalreinigung der Liegefläche, weil ich die Heckfenster einen Spalt offengelassen habe.

 

Aber dann finde ich wieder meinen Platz am „Ziegenfelsen“ mit Blick auf Patras. Und wirklich; am nächsten Morgen, in der Dämmerung, klettern sie über die Schneid herunter zu mir. Hier gibt’s nämlich Süßwasserquellen, wenn man weiß, wo!

 

Bei der Überfahrt von Antirio nach Rio zum Peloponnes verlangen sie stolze 20 Euro Maut für die Brücke, die Fähren machen’s zum halben Preis. Mein Ziel ist Kalamata, um mich dort mit Bettina und Günter zu treffen, vorbei an den Superstränden der Westküste, über Pyrgos bis zum Strand von Boukas, wo sie auf mich warten.

 

Die nächsten Tage sind turbulent: Treffen mit Marianne und Dieter und deren Anhängsel Karin und Martin samt Emma (Hündin), ach ja, natürlich auch noch Martin und Li, die mit Günter weiterziehen. Eine Nacht am Strand von Kalamaki mit obligatorischen Sonnenaufgang - Fotos, dann drei Nächte am Campingplatz Tsapi, da der Weg zur Marathi Bucht in angeblich schlechtem Zustand sei. Egal, zum "Runterkommen" ist dieser Platz gut, ich mache auch sofort eine große 30-km-Bike-Tour durch den äußersten Südzipfel des ersten Fingers bei 35 °C, damit ich nicht zu weit runterkomme!

Auf dem Weg zur Mani

Zugegeben, Tsapi ist schön, aber auf dem Peloponnes will man nicht „festkleben“, es gibt (immer noch) viele Traumplätze. 150 Kilometer weiter sind wir schon bei der Tropfsteinhöhle Pyrgos Dirou. Gleich daneben ist eine weite Sandbucht, deren Zugang allerdings durch zum Teil kindskopfgroße, abgeschliffene Kalksteine erschwert ist. Bei starkem Wellengang rollen die Steine wie am Strand von Coccorocci in Sardinien. Der große WOMO-Zampano Schulz denkt dabei an Dinosaurier Eier und deswegen ist diese Bucht auch meist überlaufen.

 

Apropos Zampano Schulz: Zeit, mal über die ausufernde WOMO-Literatur und deren Folgen zu reden. Seit 45 Jahren bereise ich die Welt, anfangs mit VW-Käfer und Zelt, dann mit diversen VW-Bussen und, als die Familie größer wurde auch mit Alkoven-Wohnmobilen. „Plätze“ zum Übernachten suchte man sich selbst oder bekam sie durch Mundpropaganda geliefert. Mitte der 80er-Jahre hatte der Lehrer Reinhard Schulz eine geniale Idee: Reisebücher schreiben für Wohnmobilisten. Gespickt mit Informationen, Wegbeschreibungen, Wandertipps, kurzum mit allem, was wichtig sein könnte, eröffnet er den Reisenden mittels nunmehr über 80 Büchern den Zugang zu vielen nationalen und internationalen Wohnmobil-Zielen. Mit das Wichtigste darin sind die mittlerweile mit GPS-Daten bestückten Stellplätze, die es jedem ermöglichen, diese Plätze anzufahren, sofern er ein Navigationssystem besitzt. Eine noble Idee, eine echte Marktlücke, aber die Geister, die er rief, die wird er nicht mehr los. Der Wohnmobil-Boom und die erleichterte Erreichbarkeit führen zwangsläufig zum Überlauf: die Plätze sind in der Hauptsaison überfüllt, mit allen negativen Folgen durch viele „Neu-Wohnmobilisten“, die mit der Etikette des „Frei-Stehens“ nicht vertraut sind. Dazu kommt, dass die Fahrzeuge immer größer werden und somit das Platzangebot weiter schrumpft.

 

Ich will nicht lamentieren, ich habe davon auch profitiert und gönne es jedem, diese Freiheiten zu genießen, aber die steigende Konfrontation mit unangemessenem Verhalten tut schon weh, vor allem, wenn kein Problembewusstsein zu erkennen ist.

 

Was kann man tun? Informieren, auf Fehlverhalten hinweisen, reden, mehr bleibt nicht. Inzwischen haben auch diverse „Apps“ das Stellplatzthema erobert – man kann nichts mehr umkehren. Bleibt nur, das Bewusstsein für umweltgerechtes Verhalten zu schärfen und zu überzeugen.

Bucht bei Pyrgos Dirou

Zurück zur großen Bucht mit den großen, runden Steinen. Nach einer Übernachtung kommt die Polizei und „räumt“, mitten in der Woche. Viele besserverdienende Griechen und „ausländische“ Investoren haben sich Ferienhäuser errichtet und wenn ihnen der Trubel zu groß wird oder sie wieder mal nichts mit sich anzufangen wissen, rufen sie bei der Polizei an, und die muss dann ausrücken. Wir fahren auf die andere Seite der Mani nach Kamares. Ich kauf mir ein Bier, setz‘ mich in den Sand und schon ist die Polizei wieder da. Sind die uns gefolgt?

 

Ein junger, sehr verständiger Polizist klärt mich auf, nachdem sein älterer Kollege bereits den „Aufschreibblock“ = „Waffenersatz“ gezogen hat. Bis auf Skandinavien herrscht in ganz Europa ein „Campingverbot“ auf nicht offiziell dazu zugelassenen Plätzen. Übernachten zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit ist fast überall gestattet, d.h. wenn man keine Stühle rausstellt, Markisen ausfährt u. ä. kann man überall eine Nacht verbringen. War schon immer so, nur wen stört’s, wenn man sich irgendwo in einer Bucht versteckt? Niemanden, es sei denn, die Bucht ist in der Nähe einer Ferienanlage, eines Hotels oder eben dort, wo die Menschen nicht wollen, dass man sich niederlässt.

 

Der junge Polizist entschuldigt sich fast, aber er musste ausrücken, weil da ja ein Anruf war! Wir dürfen bleiben und genießen am nächsten Morgen den Sonnenaufgang.

Mpozas ist einer der Plätze, wo man immer gerne hinfährt. Eine Taverne direkt am Meer, Wasser, Duschen und Entsorgung und ein großartiges Meer – da kann man schon ein paar Tage bleiben. Bettina, Günter und Anhang stoßen auch dazu und von nun an ziehen wir zu siebt los – mit vier Fahrzeugen.

 

Monemvasia ist immer schön und um diese Jahreszeit auch nicht mehr überlaufen, trotzdem ist es heiß, aber der starke Wind kühlt. Wir kaufen kräftig ein, denn wir haben vor, ein paar Tage in der Bucht von Richeia zu "chillen". Wieder einer dieser magischen Plätze. Die Vollmondnacht bringt uns 30 Grad um 22:00 Uhr – Wüstenluft, herrlich! Und zum Sonnenaufgang 25 Grad! Man bekommt eine Ahnung, was vor drei Wochen in Griechenland los war, bei über 40 Grad Celsius!

 

Die Strecke über die Berge hinab nach Kyparissi ist immer ein Erlebnis. Durch überhängende Felsvorsprünge quer durch eine Felswand gesprengt, die Straße, eng und steil und es ist immer gut, wenn ein Lastwagen vorausfährt. Aber hier unten st kein Platz für Wohnmobile. Eine relativ neue Straße, brutal am Meer entlang durch den Hang gebaut verkürzt den Umweg nach Fokianos. Dort befindet sich nur ein Lokal, ein kleiner Hafen weit hinten und dann diese 100%ig mit EU-Mitteln gebaute, landschaftszerstörende Straße. Für Fokianos? Für die wenigen Bewohner von Kyparissia?

 

Es beginnt zu regnen, immer, wenn wir da sind, aber es ist zu wenig, um die Bergfahrt nach Leonidion nicht genießen zu können. Dieser Ort, durch den man sich früher hindurchzwängen musste, hat sich zu einem Mekka für Kletterer entwickelt. Wie überhaupt der Peloponnes große Anziehung auf diese Spezies auszuüben scheint. Übrigens: Temperatursturz, bewölkt, knapp über 20 Grad – der Herbst ist im Anmarsch!

 

Da gefällt uns auch der Platz bei der türkischen Brücke am Cheronisi Beach nicht: wir übernachten auf der Akropolis von Argos. Was für ein Blick über die argoliusche Ebene, auf Mykene und Tyrins und Nafplia. Burgberge sind immer eine Übernachtung wert!

Was für ein Stellplatz!

Wetter wieder ok, bummeln in Nafplia ist angesagt. Man merkt, dass es Ende September ist: die sommerlichen Touristenströme haben sich gelichtet, Schulklassen sind jetzt auf Entdeckungsreise, hauptsächlich vor den Eisläden, anstatt sich an den neoklassizistischen Bauten zu ergötzen, die König Otto von Griechenland, Prinz von Bayern in seiner 30-jährigen Regentschaft errichtete. Unter anderem verführte er die Griechen durch die Einführung des deutschen Reinheitsgebotes zum Biertrinken, was zur Folge hatte, dass man bis heute in den Supermärkten keinen anständigen Trinkwein mehr bekommt. Aber das Bier ist ok!

 

Kondyli Beach ist nicht weit und dank seiner geschützten Lage immer eine Übernachtung wert, vor allem, weil die Strandduschen noch „laufen“! Weiter geht’s zu den Dolinen von Didimon, via Superbucht von Salandi zum Geheimstrand gegenüber der Insel Hydra. Die Einfahrt ist besser befahrbar als früher, so dass nun auch größere Dickschiffe den Weg dorthin finden.

 

So ein „Dickschiff“ haben wir auch im Schlepptau, gute Bekannte von Marianne und Dieter, zum ersten Mal in Griechenland, wenig Erfahrung und kaum Vorstellung, was sie hier in Griechenland erwartet – ein Dilemma, das auf viele „Neu-Wohnmobilisten“ zutrifft. Ich hab‘ ihnen schon einige Zähne gezogen, indem ich sie durch enge Straßen, zugewachsene Oliven-Alleen und ähnliches geschleust habe. Jetzt scheint der Krug fast voll zu sein!

 

Wenn man zusammen fährt, sollte man sich schon sehr genau kennen, sonst geht das fast immer schief. Besser, man trifft sich an vereinbarten Plätzen, verbringt Zeit miteinander und wenn es zu viel wird, geht man eigene Wege. Funktioniert und spart Nerven! Ständig einen Novizen im Schlepptau zu haben, kostet unnötig Substanz und kann die ganze Fahrt vermiesen. Tut mir leid, Marianne und Dieter, passiert euch nicht wieder, ok?

 

Die Harmonie ist also zerstört, man arrangiert sich irgendwie für die letzten Tage und ich durchquere den nordwestlichen Peloponnes auf grenzwertigen Straßen, froh, dass ich niemanden mitziehen muss. Es ist eine fantastische Landschaft, die Berge über 2000 Meter hoch, die Täler fruchtbar, riesige Steineichenwälder, verlassene Bergdörfer- Natur pur!

Die berühmten Sonnenuntergänge der "Stichstraße".

Wer auf die Fähre von Patras nach Ancona wartet, macht das oft bei der Gaststätte Ionion Blue, nördlich von Kyllini. Dort kann er kostenlos Stellplatz-Atmosphäre genießen, entsorgen, Wasser auffüllen und hat eine Taverne mit Liegen am Strand, Drink in der Hand – dem Wirt sei’s gegönnt.

 

Ich verbringe noch zwei angenehme Strandtage mit Bettina und Günter an der Stichstraße eins mit ihren unnachahmlichen Sonnenuntergängen. Dann heißt es kurz und schmerzlos Abschied nehmen und ich mache mich auf den Weg nach Norden.

Zum ersten Mal überquere ich das Kallidromosgebirge von Itea Richtung Lamia und schlage direkt bei den Thermopylen ein. Das war eine Engstelle zwischen dem Meer und dem Kallidromosgebirge in Mittelgriechenland (auch Trachinische Felsen) mit hohem strategischen Wert in der Antike, da sie den einzigen Weg von der Küste am Malischen Golf nach Innergriechenland darstellen. Heute ist der Durchgang durch Versandung mehrere Kilometer breit.

 

„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“ (Friedrich Schiller)

 

Wer mehr über das Drama von Leonidas und seinen 300 Spartanern und die Schlacht gegen Xerxes und die Perser lesen will, hier bitte:

 

Schlacht bei den Thermopylen (Perserkriege) – Wikipedia

 

Ich genieße das warme Thermalwasser, das überall am Bergfuß austritt, vor allem, weil das Wetter schwächelt. Auf der anderen Seite des Golfes von Malia gibt’s auch noch eine passende Übernachtungsstelle beim Drepano Strand.

Zeus' Heimstatt

Nun könnte man die Autobahn benützen, auf der Weiterfahrt nach Norden, mehr Spaß machen die Abschnitte der Service Road zu beiden Seiten der Autobahn, wenn man Zeit und Lust hat. Ich will endlich mit dem Bike auf den Ossa (richtig: griechischer Berg mit 4 Buchstaben). Temperaturen um die 8°Celsius und Wolken machen das auch dieses Mal zunichte. Dafür entdecke ich die neue Straße durchs Tempe Tal an die Küste, parallel zur Autobahn und übernachte am Paralia Korinos mit fantastischer Aussicht auf das Massiv des Olymps.

 

Von da sind es nur noch 200 Kilometer bis Azapikos Bay auf Sithonia, südlich von Nea Marmaris.

 

Hier ist alles wie früher, Schäfer Christos mit seinen Hunden ist noch da, ich treffe Beatrice und Michael und genieße mit ihnen und einigen anderen „Späturlaubern“ die Zeit. Leider ist das Wetter heuer instabil und kühler als letztes Mal, ein Gewitter in der Nacht bringt Hagel mit sich, was sich anfühlt wie Steinschlag. Aber alles bleibt dicht, nur zu Hause bemerke ich eine leichte Beule am Dach und kleine Schäden am Solarpanel, aber es funktioniert noch! Zwischendurch regnet es immer mal wieder, manchmal in Strömen, so dass alles voll Wasser läuft, aber ich stehe hoch genug.

 

Ab und zu ziehen Delphine vorbei, einmal schwimmt sogar ein Reh mit der Strömung mit – vermutlich von Hunden da hinein gehetzt – und verschwindet um die Ecke. Auf einer Bike-Tour nach Toroni zeigt sich mir, dass die Saison schon lange vorbei ist – es ist alles „tot“!

 

Ich finde auch die Stelle wieder, an der ich 1978 mit dem VW-Bus gestanden bin. Ein „Überwinterer“ mit seinem „Nasenbär“ erzählt mir, dass sie letzten Winter mit 150 anderen WOMOs am Strand von Eleia, an der Westküste des Peloponnes standen – Horrovorstellung – weil man sie in Zeiten von Corona nirgendwo haben wollte.

 

In der Bucht von Azapiko hatte der griechische Staat vor vielen Jahren versucht, einen Campingplatz zu betreiben – es stehen noch einige Reste herum. Christos, der Schäfer meint, alles, was der Staat betreibe, gehe irgendwann über den Jordan, da stimme ich ihm zu, wenn ich an die vielen Hotelruinen denke, an denen ich vorbeigekommen bin. Das ehemals staatliche Hotel Azapiko am Ende der Bucht gammelt ebenfalls seit 5 Jahren dahin. Erste Löcher im Dach deuten auf ein baldiges Ende hin. Es ist schade, aber man weiß ja nicht, aus welchen Gründen das alles passiert.

 

Nachdem wieder einige Regentag bevorstehen, empfehle ich den Münchnern, deren Fähre erst am 30. Oktober gebucht ist, nach Süden auszuweichen und ich verabschiede mich von Griechenland. Dieses Mal also auf dem Autoput!

 

Regen bis Nis und eigentlich sollte ich stehenbleiben, aber wer will das schon bei 5° über dem Gefrierpunkt. Irgendwo zwischen Belgrad und Zagreb geht’s dann nicht mehr und ich stoppe auf einem LKW-Rastplatz. Am nächsten Tag ist die Frontscheibe vereist, also mache ich noch einen kleinen Abstecher über Rijeka und fahre auf der Landstraße durch Slowenien nach Italien, wo ich mich ausgiebig mit Wein und anderen Spezialitäten auflaste.

 

In San Daniele di Friuli schließt sich dann der Kreis. 5000 Kilometer waren es bis dahin, sieben Wochen und die Gewissheit, dass ich im Mai wiederkomme!

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