"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Kroatien mit den „Linzern“ – August/September 2023

Lange geplant, gut vorbereitet, alle Unterlagen gesammelt für unseren Trip zu den Loire–Schlössern mit Weiterfahrt in die Bretagne. Dann macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: „niedrige Temperaturen, regnerisch und windig“ – so die Vorhersage.

 

Kurzes Austauschen, ich fahre nicht zum Treffpunkt an der A96 vor Landsberg, sondern nach Linz. In wenigen Augenblicken haben wir umdisponiert. Neues Ziel: Dalmatien! Vorteil Wohnmobil – Frankreich kann warten!

 

Die alte „Gastarbeiterroute“ auf der Pyrhnautobahn über Graz nach Spielfeld ist ja Legion seit unseren früheren Reisen über den Autoput nach Griechenland. Von den 884 Kilometern bis Dubrovnik, sind nunmehr 804 Kilometer Autobahn. Damals bedeutete das noch mindestens 4 Tage Schlängelei auf der „Jadranska Magistrale“.

 

„Alles hat seine Zeit“ – Dinge verändern sich. Nichts ist für immer; nichts hat Bestand ("Bibelzitat"). Alles wird besser (beispielsweise die Straßen) und teurer (dazu später mehr). Ich habe die Fahrten damals genossen!

 

Alte Gewohnheiten, wie Staus, treffen wir vor dem Plabutschtunnel, was uns ausführliche Einblicke in die westlichen Randbezirke der Landeshauptstadt der Steiermark beschert - nicht unbedingt Teil unseres geplanten Besichtigungsprogramms.

 

Die knapp 80 Kilometer Autobahn von Spielfeld zur kroatischen Grenze lassen sich die Slowenen fürstlich entlohnen: mittlerweile 16 Euro für 7 Tage – wenn man von Samstag bis Samstag bucht, muss man bei der Rückfahrt erneut löhnen. Wie nennen wir das? Richtig: Autobahnpiraterie!

 

Wir stecken’s weg, immer unter dem Motto: wer sich ein WOMO leistet, kann das auch ab, stilles Bauchgrummeln aber eingeschlossen.

 

Die ersten Kilometer nach Übernachtung im Camp Slapic beschere ich uns eine abwechslungsreiche Informationsrundfahrt durch die wunderschöne Gegend und bin leicht verstimmt, dass Alex nach einer Stunde mit Macht auf die Autobahn drängt, um endlich Krka zu erreichen. Wir beschließen daraufhin im Navi nicht nur das Endziel, sondern auch Zwischenziele einzugeben.

Die Wasserfälle - hat sich nichts verändert

Besichtigungsstopp Krka-Wasserfälle. Ein Muss, die Übernachtung auf dem überteuerten Parkplatz ohne Strom, Wasser oder Entsorgung. Romantisch, die Fahrt mit den umgebauten Sandschauflern bis zu den Fällen. 40 Euro, weil Hauptsaison (sonst 15 Euro), dafür Toiletten extra einen Euro, und 0,3l Wasser 3,50 Euro. Wie war das: „es gibt viel zu verdienen, sacken wir’s ein!“

 

Gierschlünde, wohin man schaut. Viele Einheimische werden auf das Vergnügen verzichten müssen, bei einem Durchschnittsverdienst von 1100 Euro brutto im Monat!

 

Uns beschäftigen zusätzlich die hohen Temperaturen von knapp 38 Grad. Da geraten die knapp 40 Meter Höhenunterschied zur Tortur, aber – es lohnt sich! Auch, weil es in Skradin, im Restaurant Bonaca, hervorragende Dagne na buzzara gibt.

Die Bucht von Brijesta

Nächster Tag, Ruheplatz erreicht: Camping bei Dominik (Nedeljko) Peric in Brijesta.

 

Fast zwei Wochen lassen wir hier die Seelen baumeln: Kaffee am Morgen – Meer – liegen unter den Tamariskenbäumen – lesen – dösen – dazwischen immer wieder Meer - und dann wieder von vorne!

 

Ein idealer Kraftort dieses Brijesta mit besten Möglichkeiten, Biketouren zu unternehmen: auf den Sveti Ivan (470 m), den Ulenje (418 m), an der Ostküste entlang über Drace, Sreser, Crikvice, über die Serpentinen der alten Militärstraße hinauf nach Kuna (380 m), von dort auf den Rota (713 m) und vielleicht die alte Militärstraße von Kuna nach Janjina zurückfahren. Oder mit dem WOMO zur Fähre nach Mljet, mit dem Bike übersetzen und die Insel erkunden. Und, und, und – ich glaub‘ ich gebe ein Booklet heraus mit den vielfältigen Möglichkeiten, sich körperlich zu betätigen auf dieser (Halb)insel.

 

siehe auch: Hot Spots in Kroatien

Einmal hat's auch richtig gestürmt und geregnet

Wir nutzen diese Angebote nur spärlich, zu groß das Bedürfnis nach Chillen und Runterkommen. Immerhin, zu einer kleinen Inselrundfahrt reichts, und das Bike wird auch dreimal gesattelt!

Interessant das Wetter: die ersten Tage brütend heiß, dann Gewitter (heftig), danach starker Scirocco, der das Meer umpflügt und von 28 Grad auf 22 abkühlt. Zum Schluss wieder eitel Sonnenschein und zunehmende Bora, die man hier unten eigentlich gar nicht spüren sollte.

Camping JAZ bei Ivan

Starigrad erlebt gerade sein nostalgisches Wiedererwachen als Schauplatz vieler Winnetou-Filme aus den 60er-Jahren. Daneben hat es sich als Kletterzentrum etabliert und bietet mit dem Trail nach Veliko Ruino auch eine interessante Mountain-Bike Tour. Highlight ist sicher die Zwei-Schluchten-Bergtour um Anica Kuk. Auch die höchste Erhebung des Velebit-Gebirges (Vaganski Vrh, 1757m) wäre von hier aus zu machen.

 

Wenn da nicht die Bora wäre! Normalerweise schlägt sie immer zu, wenn ich komme. Dieses Mal haben wir abgewartet, bis sie sich ausgetobt hat. Eines ihrer Opfer (Kinderbelustigung, aufblasbares Wasserspielzeug) dümpelt weitgehend luftleer und demoliert im Meer.

Dann Absprung nach Norden, 300 Autobahnkilometer, vorbei an Split und Zadar mit Landung in Starigrad/Paklenica. Eine Nacht bei Ivan an seinem Camping JAZ, der es geschafft hat, in den letzten Jahren nichts, aber auch gar nichts in seinen Platz zu investieren. 

Die besten Tintenfische weit und breit

Hauptgrund unseres Stopps war aber ein Abendessen im Buffet Dinko mit den besten Lignje vom Grill in Kroatien! Der Hotspot für alle Kletterer mit der erstaunlichen Fähigkeit, sich in den letzten 20 Jahren nicht verändert zu haben! Respekt!

Terra Park Spiritos - wehe, wenn die Bora kommt!

Nächster Stopp: Terra Park Spiritos in der Lagune der Insel Pag. Tobias, mein ältester Sohn hat den Platz in der Hochsaison getestet: „out in the middle of fucking nowhere“, zwei Restaurants, viele Familien mit Kindern.

 

Deren Rolle haben jetzt Pärchen mit Hunden übernommen, nach dem Motto: ist das WOMO noch so klein, ein paar Hunde passen immer (noch) rein. Ein Trend, der schlichtweg nervt. Die meisten Besitzer wissen nicht, dass man Hunde erziehen muss. Dementsprechendes Tohuwabohu. Markiert wird, was die Hundeblase hergibt, und manchmal ist man froh, dass diese Hunde Kinderersatz sind!

 

Alles andere passt auf diesem Platz und wenn der Besitzer sich bei der Abrechnung nicht verrechnet hat, ist er auch sehr preisgünstig.

Pag mit Blick aufs Velebit Gebirge

Einen Stellplatz zu finden ist vielerorts nicht einfach: alle Plätze glänzen mit WEB-Auftritten deren Buchungssystem selten funktioniert. Telefonisch erhält man die Auskunft, frühmorgens vorbeizuschauen, dann wird man schon sehen! Selbstverständlich fahren wir gerne 100 km, nur um festzustellen, dass uns kein Stellplatz gefällt oder nichts verfügbar ist. Da liegt noch vieles im Argen; oder ist es Erschöpftheit von der langen Saison (immerhin 3 Monate), oder noch schlimmer?

 

Parallelen zum System im damaligen Jugoslawien drängen sich auf.

Camp Drazica

Letztendlich finden wir noch einen „schnuckeligen“ kleinen Platz auf der Halbinsel Lun, Camping Drazica, um die drei Wochen ausklingen zu lassen. Hier treffen wir auch auf die in den Medien angeprangerte Gier mancher Restaurantbetreiber. Dem „Bavarica“ habe ich eine Rezension“ verpasst:

 

Altes Lied: perfektes Ambiente an der felsigen Meeresküste spült auch die Preise nach oben, gemäß dem Trend, der gerade in Kroatien "in" ist: es gibt so viel zu verdienen, sacken wir's ein! Eine Platte mit 4 Scheiben Dalmatinski Prsut, 3 Dreiecken Paski Sir, 3 Muschelchen mit Marmelade, Honig und Knoblauch verschämt drapiert mit Dutzendware und das Ganze für 35 €, das ist mutig. Die Komposition auf dem Teller hätte eine Kindergarten Rasselbande genauso gut erledigt. Das kredenzte eigene Olivenöl roch frisch, hatte nur einen bitteren Nachgang, der auf zu frühe Ernte hindeutete, aber das ist Geschmackssache. 16 € für den Liter Hauswein, sportlich! Es wird noch einige Zeit dauern, bis das Qualitätsniveau gleichzieht mit dem Preisniveau, wenn überhaupt. Denn die Anzahl derer, die zweimal dort speisten, nämlich das erste und das letzte Mal, steigt!

Dinner 's ready!

Frage:

Warum haben wir uns keine Freistellplätze gesucht?“

 

Antwort:

„Weil es in Kroatien generell verboten und das nicht nur ein Vorschlag ist, wie in Italien oder Griechenland. Kroatien hat sicher einen Großteil seines Polizeipersonals aus dem ehemaligen Jugoslawien rekrutiert und wer sich noch an die Milicija erinnert, der meidet mögliche Konflikte. Das gilt für die Hauptsaison. Im Frühling und Herbst kräht kein Hahn danach, wo man übernachtet – wenn du die Hotspots meidest und kein "Blockwart" in der Nähe ist.

Abschlussbesprechung

Abschlusshighlight ist wie immer San Daniele del Friuli. Kongenial zur italienischen Mentalität diese Stadt des Rohschinkens, wohltuend im Vergleich zu Kroatien, wo es noch eine Weile dauern wird, bis man sich richtig wohlfühlt.

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