"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Neuseeland - Januar / Februar 2020

Warum ich so lange gewartet habe, um diesen Bericht zu verfassen? Es war ja der Anschlussurlaub – vom heißen Australien in die gemäßigten Gefilde Neuseelands – ich weiß es nicht.

 

War da der Gedanke: "Neuseeland ist so schön, muss man nicht auch noch anpreisen!" 4 Millionen Touristen kamen 2019, Neuseeland ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Die Parkplätze der WOMO–Verleiher in Christchurch und Auckland sind zum Bersten voll. Schieben wir es auf die Corona Pandemie. Ich bin den Problemen durch meine Rückkehr Ende Februar noch glimpflich entkommen.

 

Doch zurück, Perth International verabschiedet mich mit 40 Grad Hitze, bei der Zwischenlandung in Sydney sind es bereits 20 Grad weniger und in Auckland erwarten mich Regenwolken. Die australische SIM-Karte funktioniert nicht mehr, aber der Uber-Fahrer nimmt meine letzten australischen Dollar als Bezahlung für die Fahrt zum gebuchten WOMO.

Mein Camper

MAD-Camper, eine kleine Firma in Auckland leiht mir einen ausgebauten Honda-Van für die nächsten eineinhalb Monate. Perfekt und vor allem „self contained“, d.h. Abwasser und Toilette verlassen das Auto legal nur an geeigneten „Dumping-Stations“. Damit ist gewährleistet, dass ich überall übernachten darf!

 

Ja und wer wartet da noch bei MAD Campers: Daniela und Alex, die bereits gestern aus Singapore angekommen sind und mich in Empfang nehmen. Ungewohnt, nach 3 Monaten Single-Urlaub!

 

Schnell die wichtigsten Nahrungsmittel und Spirituosen eingekauft, eine SIM-Karte hat mir Alex bereits besorgt und los geht’s Richtung Hobbiton Movie Setdem Herr-der-Ringe-Zentrum auf der Nordinsel. Der Regisseur Peter Jackson hat hier seine Ideen verwirklicht.

 

Es ist das magische Dorf, das speziell für die Verfilmung der „Herr der Ringe“ Trilogie erbaut wurde. Bis zum heutigen Tag wird das Dorf so erhalten, als wäre es nach wie vor bewohnt. Die Kamine rauchen, es wächst Gemüse in den Gärten, die Wäsche der Hobbits trocknet an der Leine und das Brennholz ist vor den Hütten aufgeschichtet. Die Szenerie erscheint täuschend echt. 350 000 Touristen besuchen diesen Ort jährlich, jetzt sind es drei mehr!

Alex und ich haben uns letzten Oktober eine Route erarbeitet, die wir jetzt „abarbeiten“.

Viel zu schnell "brettern" wir von Hobbiton weiter, besuchen Blue Spring Putaruru für einen kleinen Spaziergang an kristallklarem Wasser, übernachten beim Mangakino Lakefront Reserve am Lake Maraetai, und schnaufen auf, als wir Huka Falls am Waikato River erreichen.

Waikato Gorge

Das ist der Ausfluss vom Lake Taupo, der sich nach einigen Kilometern in eine enge Schlucht zwängt und bei den Huka Falls 11 Meter hinabstürzt, wirklich beeindruckend, vor allem die türkise Farbe des Wassers.

 

Ganz in der Nähe kann man in den Craters of the Moon rumspazieren, einer Gegend mit geothermischer Aktivität wie in den Phlegräischen Feldern nahe Neapel/Italien. Kann man ansehen, muss man aber nicht: es gibt interessantere „Dampfgegenden“, aber das wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall ist mehr los als bei den Campi Flegrei!

 

Neuseeland liegt über einer aktiven Verwerfungslinie, auf der zwei gigantische Erdplatten andauernd miteinander kollidieren. Es kommt immer wieder zu Vulkanausbrüchen und Erdbeben. Der letzte Ausbruch geschah am 09. Dezember 2019 auf White Island und kostete 22 Menschen das Leben. Habe ich mitbekommen auf meinem Australien-Trip, da die meisten Toten aus Australien kamen. Kann übrigens ständig passieren in Neuseeland, man darf sich das nur nicht vorstellen.

 

Die Fahrt geht weiter am Lake Taupo entlang zum Ostrand des Tongariro National Parks. Das ist der viertälteste Nationalpark weltweit. Im Zentrum des Parks befinden sich drei aktive Vulkanberge: der Tongariro (1968 m), der Ngauruhoe (2291 m) und der Ruapehu (2797 m).

 

Wir betrachten die drei Gipfel aus sicherer Entfernung und fahren über Okahune zum Skigebiet am Mount Ruapehu. Von hier hat man einen Ausblick über einen Großteil der südlichen Nordinsel. Und man sieht auch den vierten großen Vulkan in der Ferne, den Mount Taranaki, früher Mt. Egmont.

Nach einer kalten Nacht auf der Mangawhero Campsite rollen wir durch Palmerston North zur vorgebuchten Abend-Fähre nach Wellington.

Auf der Abendfähre

Die Überfahrt endet mitten in der Nacht und wir finden nur mit Mühe einen Übernachtungsplatz am Cullen Point Lookout. Unzählige Opossums und Igel queren selbstmörderisch die Straße und es ist verdammt kalt.

 

Dafür entschädigt der nächste Morgen mit einem tollen Blick auf die Bucht von Havelock.

 

Und hier ist unsere Route durch die Südinsel!

In dem kleinen Ort bunkern wir Lebensmittel, Sprit und Spirituosen, bevor wir weiterfahren. Nelson ist die nächste größere Stadt. Sie besitzt noch viele aus Holz erbaute Häuser aus der Kolonialzeit und ist Ausgangspunkt für die Erkundung des Abel Tasman National Park, den wir uns für nächstes Mal aufheben. Wir genießen Lunch und freuen uns über die Straßenkünstler. Sogar ein Klavier steht mitten in der Fußgängerzone und wird wechselweise genutzt. Wenn es eine Gitarre wäre, dann …..

 

Wir bewegen uns Richtung Christchurch durch Springs Junction und überqueren den Lewis Pass, stoppen in Hamner Springs, einem Wellness Resort mit heißen Thermalquellen und genießen die Fahrt entlang des Waiaui River bis wir abends im Leithfield Beach Holiday Park, direkt am Südpazifik landen. Am nächsten Tag bekommen Daniela und Alex einen neuen Kühlschrank für ihren Maui-Camper im Mietauto- und Wohnmobilzentrum von Christchurch. Die Bediensteten sind leicht genervt, kein Wunder, da sie eventuelle Schäden möglichst schnell beseitigen sollen: die Kunden wollen weiter, ihre Zeit ist begrenzt!

Auf dem State Highway 73

Die nächste Ost-West-Querung der Südinsel steht an. Über den Arthurs Pass zurück an die Westküste und runter bis Jackson Bay. 

 

Arthur’s Pass ist ein Name für den Ort, den 930 Meter hoch gelegenen Pass und den National Park. Der State Highway 73 schlängelt sich über Viadukte und Tunnels von Christchurch bis Kunamara Junction, nahe der Tasman Sea. Er bietet uns eine unglaubliche Vielfalt an Urstromtälern, 16 Zweitausender, den Lake Pearson, die Felsformationen von Castle Hill („Herr der Ringe“) und die Eisenbahn, die uns ständig begleitet. Angekommen an der Tasman Sea geht’s links ab bis zum Stopp in Hokitika.

Hokitika wurde im Jahr 1864 als Goldgräbersiedlung gegründet und stellte eines der Zentren des Goldrausches an der Westküste dar. Ärger gab es mit der großen Nachbarstadt Christchurch, östlich der neuseeländischen Alpen, da das meiste abgebaute Gold direkt vom Hafen von Hokitika nach Melbourne verschifft wurde. Zwei Jahre nach seiner Gründung zählte Hokitika im Jahr 1866 mit über 6000 Einwohnern zu den größten Siedlungen im damaligen Neuseeland und fungierte seit 1873 sogar als Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Westland.

 

 

Hokitika um 1974, als ich das erste Mal in Neuseeland war mit einem Ford Prefect, Baujahr 1955. 

Hat in Nelson noch die Sonne geschienen, so ist jetzt Schluss damit: Wolkendecke auf 1500 Meter, aber immerhin regnet es nicht. Die Temperaturen sind auch nicht sommerlich.

 

Dafür gibt es jede Menge Sandflies! Sie sind die dominierende Spezies an der Westküste, gehören, wie Moskitos oder Fliegen, zu der Gattung der Zweiflügler (unwichtig) und stechen dabei nicht wie unsere Mücken. Vielmehr beißen sie die Haut auf, warten bis Blut und Lymphflüssigkeit hervorkommen und saugen diese dann auf. Um die Gerinnung des Blutes zu verhindern, sondern sie dabei mit ihrem Speichel verschiedene Proteine ab. Diese sind der Grund, weshalb die Sandflies so nervig sind, denn die meisten Menschen reagieren darauf mehr oder weniger stark allergisch (wichtig!).

 

Natürlich beißen nur die weiblichen Sandflies (typisch), da sie die Blutmahlzeit für die Eiproduktion benötigen. Die Männchen dagegen sind strikte Vegetarier (brav). Die Weibchen beißen dabei vermehrt morgens und abends. Das liegt daran, das morgens die frisch geschlüpften und dementsprechend hungrigen Jungtiere unterwegs sind, während abends vor allem die ausgewachsenen Weibchen, hungrig nach der Eiablage am Tage, auf Beutezug sind. Man sollte diese Zeiten also am besten meiden (Ja, wie denn?) Des Weiteren müssen Sandflies, im Gegensatz zu Moskitos, ihre Beute sehen, um beißen zu können. Somit hat man wenigstens nachts bzw. im Dunklen mehr Chancen, von den Plagegeistern in Ruhe gelassen zu werden (Wenn man kein Licht anmacht!).

 

Schuld an dieser Plage sind die Maori:

 

Als Tū te Rakiwhanoa die Fjorde erschuf, war sein Meisterwerk Piopiotahi – der Milford Sound. Als die Göttin des Todes, Hine-nui-te-po, die Arbeit von Tū te Rakiwhanoa begutachtete, hatte sie Angst, dass die Menschen beim Anblick der Schönheit dieses meisterhaften Fjordes vergäßen, dass sie Sterbliche seien und arbeiten müssen. Daher schuf sie Te Namu, die Sandflies, damit die Menschen nicht faul wären und in Bewegung blieben.

 

Was tun, wenn man von einer Sandfly gebissen wird? Auf alle Fälle sollte man es vermeiden zu kratzen (den möchte ich sehen, der das schafft!), denn sonst juckt es erst richtig. Außerdem erhöht sich durch das Kratzen die Chance, dass sich die Bisse entzünden. Auch Tage nach dem Biss sollte man bloß nicht kratzen, denn dann fängt das Jucken wieder von Neuem an. Schafft man es, die erste halbe Stunde die Finger von dem Biss zu lassen, schwellen die Bisse weniger stark an und hören bald auf zu nerven (Da muss man mental schon sehr stark sein!). Außerdem sollte man die Sandflies nicht „erschlagen“ sondern eher abstreifen, da durch das Zerdrücken der Sandflies Stoffe freiwerden, die weitere Tiere erst recht anlocken.

 

Am besten Imker Schutzanzüge tragen oder zumindest Kleidung, die kein Stück Haut frei lässt (unpraktikabel!) Zudem sollte man vermeiden, in der Morgen- oder Abenddämmerung draußen zu sein, da zu diesen Zeiten die meisten hungrigen Sandflies unterwegs sind (Na super!). Und wie die Sage der Maori schon feststellte: es hilft in Bewegung zu bleiben, denn Sandflies beißen selten sich bewegende Ziele (Also: Veitstanz einüben!).

 

Einzige Hilfe: „Raid – Flying Insect Killer“ fürs WOMO und „Deet“ für die Haut. Kenne ich beide von Australien, da kommen diese Sprays her. Wobei, in Australien braucht man diese Waffen nicht. Die lästigen „Midges“ (Fliegen), die einem in alle nicht geschützten Körperöffnungen kriechen, beißen nicht. Und nach einigen Wochen, wenn man sie negiert, sind sie beleidigt und kümmern sich kaum noch um einen.

 

Würde man das auch bei den Sandflies versuchen, dann sage ich nur eins: „Streußelkuchen“! Stimmt’s Alex?

 

Gottseidank kommen diese beißenden Biester (Was für eine schöne Alliteration!) fast nur an der Westküste vor.

Franz Josef Glacier

Wir lassen uns die Laune nicht verderben, speisen standesgemäß im Stumper’s Bar & Cafe und machen uns auf den Weg zum Franz Josef Gletscher. Julius von Haast hat ihn so benannt. Großartige Karriere, wenn man bedenkt, dass Haast keinerlei Ausbildung in dieser Richtung hatte und sein Geld als Hausierer europaweit verdiente, bevor er nach Neuseeland ging. Dort hängte er sich an den Geologen Ferdinand von Hochstetter, der gute Connections zu Österreich hatte, eignete sich Wissen an und wurde so zum ersten anerkannten professionellen Wissenschaftler Neuseelands. In Christchurch gibt’s das Canterbury Museum, lohnenswert, wenn’s mal regnen sollte, zufällig.

 

Man könnte bis zur Gletscherzunge vordringen, aber auch aus der Entfernung ist der 10 Kilometer lange Gletscher beeindruckend, trotz Bewölkung! Beim Fox Glacier das gleiche Bild, aber hier sehen wir gar nichts: das Wetter trübt sich mehr und mehr ein, was normal ist für die Westküste.

 

Knight’s Point Lookout ist unser nächster Stopp mit grandiosen Ausblicken auf die Tasman Sea und den „veitstanzenden“ Alex. Er ist wirklich gestraft, weil ihn die Sandflies so lieben, was wiederum Daniela und mir zu Gute kommt.

 

In Haast beschließen wir, bis nach Jackson Bay zu fahren. Dort geht es nicht mehr weiter, Fjordland beginnt! Gute Entscheidung, es gibt ein Restaurant in einem alten Zugwaggon und dann kommt der Regen!

Ein paar Worte zu meinem „WOMO“. Die Bezeichnung WOMO ist leicht übertrieben für einen Nissan Cube mit Heckklappe. Aber er hat ein festes Bett, Porta Potti (das man vernünftigerweise nie benutzt), Wassertank, Abwassertank, Kochgelegenheit und Kühlbox – alles clever arrangiert und von hinten zugänglich. Und damit ist er „selfcontained“ und man darf überall nächtigen. Da sind sie übrigens konsequent, die Kiwis! Empfehlung an meinen Anbieter: „Mad Campers“!

 

MAD1 — Campervan Rentals NZ | Campervan Hire NZ | Campervan Hire NZ South Island | Mad Campers

 

Also, dieses Fahrzeug ist ideal für eine Person, allerdings nur für den Sommer. Drinnen kann man natürlich nicht stehen, es ist mehr ein Zelt auf Rädern, aber völlig ausreichend.

 

Der Morgen danach ist immer noch verregnet, also schnell los Richtung Haast Pass, die dritte und meiner Meinung schönste Möglichkeit die Südinsel zu queren. Malerisches, breites Flusstal, diverse Wasserfälle, die Blue Pools (über einen kurzen Spaziergang zu erreichen) und dann über eine Kuppe – und Lake Wanaka liegt vor uns: samt den typischen Farben der Südinsel - Blau und Braun!

Jetzt kommt mir alles wieder bekannt vor: hier, genauer gesagt in Queenstown, habe ich 1974/1975 ein Jahr als Skilehrer und Ski Bum verbracht. Ich wusste, dass die Welt sich verändert hat, aber so extrem – na ja 45 Jahre und der Zahn der Zeit haben genagt, die Holzhäuser von damals sind Beton- und Ziegelbauten gewichen, kaum ein Bauwerk mehr so, wie es war – schon extrem! Nur die Landschaft ist gleichgeblieben und hat nichts von ihrer Faszination verloren.

 

So war's damals in Queenstown!

Und das ist draus geworden!

Queenstown ist das Freizeitzentrum Neuseelands. Hier kann man (fast) alles machen: Bungeejumping, Skydiving, Canyonswings, Jetbootfahrten, Rafting, Sky City Casino, Sky Diving, Break One Schießstände, iFly Queenstown, Escape Quest Queenstown, Fear Factory Queenstown, Thrillzone, Game over, The Playground, Ice Arena, Mini Golf, Mal- und Töpferwerkstätten, Site Trampoline, Odyssey Senzory Maze, Basecamp Adventures,Paintball, Skatepark, Smashit Room und noch vieles andere, wie beispielsweise Jet-Boat-Fahren auf dem Shotover River. Das hat’s sogar damals schon gegeben. Die Boote haben keinen typischen Außenborder, es sind Boote, die statt von einer Schiffsschraube durch einen oder mehrere Wasserstrahlimpulse angetrieben und gelenkt werden. Das zum Vortrieb benötigte Wasser wird im Heckbereich am Boden des Bootsrumpfes angesaugt und durch schwenkbare Düsen ausgestoßen. Mit Umkehrklappen kann auch ein Bremsschub zum Abbremsen des Bootes oder zur Rückwärtsfahrt erzeugt werden.

Man darf übrigens auch heute noch privat mit eigenem Jet-Boat außerhalb der Betriebszeiten und nach Anmeldung den Shotover befahren - aber vernünftigerweise langsamer!

 

Neben all diesen Wahnsinns-Aktivitäten kann man natürlich von Queenstown aus noch nach Glenorchy fahren und von dort aus verschiedene Wanderungen oder neudeutsch „Trekking-Touren“ unternehmen, wochenlang, so man ausreichend Proviant hat. (Milford-, Routeburn-, Kepler-, Greenstone-Track usw.)

 

Wir vergnügen uns auf der inzwischen geteerten Straße nach Glenorchy, übernachten am Lake Wakatipu und am Camp in Queenstown, um einen Rundflug nach Milford Sound zu ergattern, was wegen Schlechtwetters dorten leider ausfallen muss. Dafür amüsieren wir uns an einem Campground-Rundtour-Crash einer indischen Großfamilie in ihrem Maui-Camper, der drei schnelle Runden braucht, bis er endlich mit der auf der Kurveninnenseite befestigten Markise den Holzpfosten rammt!

Wetterscheide Southern Alps

Noch haben wir ein paar Tage zusammen, also ziehen wir los durch die Kiwi-Plantagen von Cromwell Richtung Alexandra, baden im Clutha River, entspannen im malerischen Clyde und halten uns dann scharf links mit einem Abzweiger nach St. Bathans mit seinem Blue Lake. Heutiges Ziel ist die Campsite von Trotter’s Gorge, bisschen schwierig zu finden die Einfahrt durchs Bachbett, dann aber herrlich einsam.

 

Der nächste Tag bringt uns zum Shag Point mit seinen Unmengen an Seehunden, an die man bis auf fünf Meter rankommt, bevor sie böse werden – näher will man gar nicht, wegen der „lieblichen“ Düfte, die diese Fischfresser verbreiten. Gut, dass wir nicht so viel Sashimi essen! Nicht auszudenken!

Moeraki Boulders

Und dann sind sie da, die Moeraki Boulders. Es gibt natürlich auch eine Maori-Legende zur Entstehung dieser am Sandstrand liegenden Felskugeln, von denen einige in den letzten 150 Jahren tatsächlich „geklaut“ wurden. Nachdem sie vor rund 5 Millionen Jahren entstanden sind, habe ich den griechischen Viertel-Gott Sisyphos in Verdacht, der von Hermes für seinen Frevel in die Unterwelt gezwungen wurde, wo er zur Strafe einen Felsblock auf ewig einen Berg hinaufwälzen muss, der, fast am Gipfel, jedes Mal wieder ins Tal rollt. Mit einer runden Moeraki-Kugel wäre zumindest das Hinaufrollen leichter!

In Oamaru suchen wir vergebens die blauen Zwergpinguine, sie waren leider gerade beim Fische fangen und bis zum Abend wollen wir nicht warten. Dafür treffen wir auf eine große Kolonie von chinesischen Touristen, deren Hauptbeschäftigung darin besteht, vorwiegend an den Hotspots arrangierte Bilder zu produzieren für Instagram.

 

„In einer Woche werdet ihr alle weg sein, wegen Corona, ihr wisst es nur noch nicht!“

 

Ich weiß ja Gottseidank auch nicht, was da alles auf mich zukommen und wie sich unser aller Leben verändern wird! Noch ein wunderschöner Abend am Lake Tekapo, wo wir im Dunst den Mount Cook zu erkennen glauben und auf der Grumpy’s Retreat Campsite bei Geraldine, dann gehen gut zwei Wochen gemeinsame Neuseeland-Tour mit Daniela und Alex zu Ende - die beiden verlassen mich morgen und fliegen via Singapore zurück in den österreichischen Winter.

 

Es war sehr sehr schön mit euch beiden!

„Alone again “– mal schaun, ob’s noch geht. „Up North“ heißt auf jeden Fall die Direktive und von jetzt an betrete ich wieder Neuland. Erster Stopp ist natürlich Kaikoura, Zentrum des Ökotourismus, Am 14. November 2016 verursachte ein Erdbeben, das entsprechend seiner Auswirkungen Kaikoura-Erdbeben genannt wurde, Straßenschäden und Erdrutsche auf dem State Highway 1 und isolierte den Ort. Touristen mussten ausgeflogen, und der Ort konnte nur auf dem Seeweg versorgt werden.

 

Kaikoura – obwohl nur knapp 2000 Einwohner – ist ein Hotspot fürs Beobachten von Walen, Delfinen, See-Elefanten, See-Leoparden und See-Bären geworden. Vor der Küste fällt der Festlandsockel schon nach 1,6 Kilometern steil ab und erreicht in dem Kaikoura Canyon eine Tiefe von bis zu 1600 m und bildet damit durch seine Tiefe und günstigen Strömungsverhältnisse perfekte Bedingungen für maritimes Leben direkt vor der Küste. Über 100 000 Touristen besuchen jährlich diesen malerisch vor den Ausläufern der Kaikoura Ranges gelegenen Ort. Aber die Sichtungen sind im Winter (Juni/Juli) und man muss mit dem Boot hinausfahren!

 

Weiter nördlich, nach Waipapa Bay gibt es jede Menge Stellplätze direkt am Meer, z.B. am Kekerengu Beach bei Clarence.

Vorm Überqueren der Cook Strait zur Nordinsel ist noch Zeit für eine Rundfahrt durch die Gebirgs- und Küstenlandschaft östlich von Picton. In den verschiedenen Buchten (Robin Hood Bay, Port Underwood, Whatamango Bay mit Campsite) positionierten sich Walfänger in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Gebrüder Wellerman hatten nahe der heutigen Stadt Dunedin eine Walfangstation errichtet und versorgten die einzelnen Stationen. Genau „Wellerman“!

 

“Soon may the Wellerman come
to bring us sugar and tea and rum.
One day, when the tonguing’ is done,
We’ll take our leave and go.”

 

Das Lied beschreibt die Situation der Besatzung der Billy o’ Tea, die auf Waljagd ist und die Ankunft des „Wellerman“ erwartet, eines Proviantschiffes der Gebrüder Weller.

 

Vor der Fähre noch ein wenig bummeln an der „Waterfront“ von Picton. Von hier startet die Fähre nach Wellington. Daneben ist die Stadt auch das Tor zu den Naturattraktionen der Meeres-, Wald- und Insellandschaften der Marlborough Sounds.

 

Die um eine geschützte Hafenbucht herum gebaute Stadt kann mit einer attraktiven Flaniermeile am Wasser, vielen Cafés, Restaurants, verschiedenen Galerien, einem schwimmenden Marinemuseum und der Unterwasserwelt des Aquariums aufwarten. Der Queen Charlotte Track zählt zu den größten Attraktionen der Region, zu Fuß oder mit dem Mountain Bike zu machen.

Aber jetzt auf zur Nordinsel! Ich schnappe mir eine Flasche Riesling, im Neuseeländischen Weinbauzentrum um Blenheim erworben und genieße die Überfahrt. Dumpf kann ich mich noch erinnern, dass John und ich bei der Passage 1975 mit einem „Doppler“ Blueberry Nip vorliebnehmen mussten, der uns gar nicht gut bekommen ist - wahrscheinlich wegen des hohen Wellengangs? Damals gab es noch keinen Riesling, die ersten Rebstöcke wurden gerade angebaut!

Die Überfahrt ist gemäßigt, aber jetzt frischt der Wind auf (er wird mich die ganze nächste Woche nerven) und es ist schon spät. So bin ich froh um den tollen Campground im Kaitoke Regional Park, bevor es zu nieseln anfängt. Tags drauf ist es wieder trocken, aber bei der Fahrt über die Rimutaka Range hinab in die Wairarapa Region bläst der Wind mit mindestens 8 Beaufort. Bei der Rast am Lake Wairarapa vertreiben mich fliegende Äste und beim Besuch am Ocean Beach werde ich „sandgestrahlt“. Also lieber Autofahren und Landschaft genießen. 

Leuchtturm am Cape Palliser

Ein Highlight: der Leuchtturm am Cape Palliser. 250 Stufen sind zu besteigen und oben muss man sich festhalten, um nicht weggeblasen zu werden. Es gäbe wunderbare Plätze zum Übernachten, mitten in einer Robbenkolonie, aber der Sturm treibt mich weiter.

 

Da gibt es weiter nördlich noch einen Leuchtturm am Castlepoint, wenn schon, denn schon. Phantastische Landschaft, aber den kurzen, ausgesetzten Anstieg zum „Lighthouse“ habe ich stellenweise auf allen Vieren gemacht. Da waren Böen von mehr als 12 Beaufort!

 

Zurück ins Inland, wo der Sturm sich abschwächt, bis zum Lake Henley in Masterton mit seinen schwarzen Schwänen und fast keinem Wind mehr.

 

Die alte Route in die Manawatu Gorge ist seit 10 Jahren gesperrt, aber am Woodville Ferry Resort gibt es einen Stellplatz direkt am Fluß und ich gönne mir einen Ruhetag. Das Wetter tut nichts dergleichen und der Sturm begleitet mich den ganzen nächsten Tag auf der Fahrt nach Whanganui übers Cape Egmont bis New Plymouth. In dieser Ecke wollte ich eigentlich einige Zeit verbringen, aber das Wetter mag mich nicht dort haben. Wenigstens ein wenig auf den Taranaki raufsteigen!

Es gibt viele Maori Legenden um den Vulkan Taranaki. Im Kern geht es immer um Rivalität zwischen dem Vulkan Tongariro und natürlich ist ein Mädchen beteiligt und der VulkanTaranaki verliert und wird vertrieben bis zum Meer, wo er jetzt sitzt und raucht, wahrscheinlich immer noch voller Wut. Jederzeit könnte er wieder ausbrechen, der 2518 Meter hohe Mount Taranaki, der eine perfekte Spitzkegelform aufweist. Der letzte Ausbruch ist 350 Jahre her.

 

Trotzdem ist dieser Vulkan der am meisten bestiegene Gipfel Neuseelands. In den Sommermonaten ist das sogar ohne Kletterausrüstung möglich. Allerdings gibt es auf dem Mount Taranaki auch die höchste Todesrate aller neuseeländischen Berge. Seine ausgesetzte Lage direkt an der Taranaki Bight bedingt enorm schnelle Wetterwechsel und manch einer glaubt, die 1500 Höhenmeter von der Bergstation North Egmont wären ein Klacks. Stimmt ja auch, wenn man entsprechend ausgerüstet ist und Bergerfahrung hat. Ich habe keine Ausrüstung dabei, also beschränke ich mich auf 500 Höhenmeter, genug allerdings um einen guten Ausblick über die regenverhangene Landschaft zu haben.

 

Es gäbe einen weiteren tollen Stützpunkt am Dawson Falls Visitor Center, aber das Wetter! Also weiter zum „Forgotten World Highway“, der in Stratford beginnt. Jawohl und nein, nicht Stratford upon Avon, aber einen Uhrturm haben sie (die Bürger Stratfords) Shakespeare zu Ehren dennoch erbaut. Täglich ab 10 Uhr grüßt das Murmeltier, bzw. zeigen sich alle zwei Stunden beim Glockenspiel Figuren aus Shakespeare's Dramen und man hört Zitate aus seinen Werken. „Kitsch as Kitsch can“, England lässt grüßen. Ich habe gerade noch erlebt, wie sich Julia neben ihrem Romeo „erdolcht“.

Fast 150 Kilometer lang zieht sich der „Forgotten World Highway“ von Stratford nach Taumarunui. Entstanden als ehemaliger Saumpfad Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er erst 1945 als State Highway 43 fertiggestellt. Die Straße überquert vier Bergsättel, führt durch einen einspurigen Tunnel und durch die Tangarakau Gorge und - ist ein echter Geheimtyp. Man kann sich kaum sattsehen an den vielen kleinen, spitzen, grünen Hügel. Peter Jackson hätte sein Hobbitland besser hier errichtet. Neben der Straße verläuft eine abenteuerliche Bahnlinie, die 2007 – nach einigen Unfällen – eingestellt aber nicht stillgelegt wurde. Momentan ist sie für einige Jahrzente an ein Touristikunternehmen vermietet, das Touren in motorisierten Draisinen anbietet. Eine Wiedereröffnung der Strecke würde ca. 40 Millionen NZ-Dollars erfordern, und damit haben die Kiwis dieselben Probleme wie wir mit unseren stillgelegten Eisenbahnstrecken.

 

Mittendrin liegt der kleine Ort Whangamomona, der 1989, aus Protest gegen die Verwaltungsreform der Regierung, als die Gemeinde je zur Hälfte zwei unterschiedlichen Verwaltungsregionen zugeordnet wurde, seine Unabhängigkeit ausrief, sich zur Republik erklärte und diese seitdem alle zwei Jahre mit einem Volksfest zelebriert und feiert.

 

Eine Gegend mit vielen entdeckungswürdigen „Highlights“ (Mount Damper Falls, Bridge to Nowhere, Bridge to Somewhere) und malerisch gelegenenen Stellplätzen an der Tangarakau Gorge und Ohinepane am Whanganui River.

Mich zieht es weiter, denn für übermorgen tut sich ein Schönwetter-Fenster auf für das große Abenteuer Tongariro Crossing.

Die Tages-Bergtour vom 1100 Meter hoch gelegenen Parkplatz im Mangatepopo Valley führt fast 20 Kilometer über den 1886 Meter hohen Red Crater hinab an den Emerald Lakes entlang zum Blue Lake und dann in endlos langen Schleifen zum 760 Meter hoch gelegenen Ketetahi Car Park. Auf beiden Parkplätzen gilt ein Aufenthaltslimit von 4 Stunden, damit muss man zwangsweise die Shuttle Busse benützen. Normalerweise kein Problem, auch wenn das Wetter schnell umschlagen kann, aber der Weg ist, so man Bergerfahrung hat, nicht zu verfehlen. Auch nicht im Nebel. Aber es will halt jeder da drüber und das hat auch schon zu Todesopfern geführt. Vor drei Wochen erst wieder und dann haben die Maori den Track für zwei Tage gesperrt, um Ihre „Reinigungszeremonien“ durchzuführen. Auch bei meiner Tour hat sich eine Frau direkt vor mir den Knöchel gebrochen und der Heli musste kommen. In 8 Stunden schafft man diese Tour locker und – sie ist wirklich einmalig schön!

Ich verlasse ungern die Plateau Lodge - sie hat eine perfekt eingerichtete Küche, einen Hot Water Pool zum Entspannen nach der Tour und der Shuttle Bus startet auch direkt vor der Haustür – und zockle gemütlich über Taupo (Einkaufsbummel) nach Rotorua (Stadtbesichtigung).

 

Waiotapu Thermal Wonderland ist leider zu, aber kurz vorher sehe ich Einheimische im Bach im Wasser sitzen, schnapp mir ein Bier und setz mich dazu in die warme Brühe. Den Kopf sollte man, laut Warntafeln nicht unter Wasser halten (Meningitis-Gefahr), was die Kinder überhaupt nicht zu stören scheint. Zum Übernachten und Abspülen der Schwefelgerüche übernachte ich am Lake Okaro. Empfehlenswert!

 

Ich muss mich entscheiden: die restliche Zeit reicht nicht mehr für den Ostteil. Gisborne, Napier und die Bay of Plenty müssen aufs nächste Mal warten, da ich noch rauf zum Cape Reinga will.

 

Über Tauranga (mautpflichtiges Stück Highway, ganz was Neues) geht’s zur Coromandel Halbinsel. Gleich zu Beginn: auch hier sollte man sich Zeit nehmen und vor allem die nördlichste Spitze bis Port Jackson erkunden.

 

Die Coromandel Halbinsel ist beliebtes Urlaubsziel der Neuseeländer: Große Wälder, lange ruhige Sandstrände und viel unberührte Natur prägen die Halbinsel. Besondere Highlights sind der Hot Water Beach und die Cathedral Cove.

 

Am Hot Water Beach buddelt man sich ein Loch, wartet bis das heiße Thermalwasser kommt und setzt sich hinein. Problem: man braucht einen Spaten (kann man im Ort vorher kaufen oder mieten!!), das Gebiet ist begrenzt und Hunderte Neuseeländer haben dieselbe Idee. Außerdem kommt nicht immer heißes Wasser! Egal, Schwimmen im Meer macht an diesem Tag auch Spaß!

 

Zur Cathedral Cove muss man erstmal eine Stunde wandern. Vom nördlichen Ende des Strandes führt ein Weg oben am Kliff entlang und dann hinunter in die Bucht. Unten angelangt erblickt man sofort den riesigen bogenförmigen Höhlendurchgang in einem weißen Felsvorsprung, der zwei abgeschiedene Buchten verbindet. Der an eine Kathedrale erinnernde Bogen lässt den Ort majestätisch und imposant wirken. Was für Aussichten, direkt kitschig, ich sag‘ nur: Königsee!

 

Und da gibt es noch den New Chums Beach, weiter nördlich. Der Weg dorthin führt direkt am Meer entlang, durch einen kleinen Fluss und später in den Urwald. Türkises Meer, weißer Strand, raue Klippen, die mit Palmen und allerlei Vegetation überwuchert sind, warten am Ende des Tracks. Man tritt aus dem Urwald und fühlt sich wie Robinson Crusoe Die Wellen sind hoch aber die Strömung scheint zu passen: also hinein und Abkühlen. Ein Traum!

Notieren: beim nächsten Mal eine Woche Coromandel einkalkulieren, ohne Wenn und Aber. Wahrscheinlich die schönste Baderegion in Neuseeland!

 

Mir läuft die Zeit davon, so geht’s ziemlich schnell rauf nach Norden. In Albany noch schnell die SIM-Karte aufgeladen, dann rauf nach Dargaville und Nachtlager an den Kai Iwi Lakes.

 

Am nächsten Tag wartet der Waipoua Kauri Forest mit dem größten zusammenhängenden Bestand an Kauribäumen, gleichzeitig größter subtropischer Regenwald. Kauribäume sind eine Fichtenart, dementsprechend interessant war das Holz für den Bootsbau und so ging diese Baumart den Weg aller Nutzhölzer. Seit einigen Jahren sind sie auch noch von der Wurzelfäule befallen. Man findet deshalb überall auf den Pfaden Säuberungsstationen für die Schuhe. Die Fahrt mit dem WOMO durch die in die Straße hereinragenden Baumriesen ist ein phantastisches Erlebnis.

 

Nächstes Highlight ist der Blick auf die Sanddüne am Hokianga Harbour bei Omapere und dann wartet die Hokianga Vehicle Ferry rüber nach Kohukohu, erspart einem 70 Kilometer Umweg. Und dann bin ich schnell auf der Aupouri Halbinsel und fahre parallel zum Ninety Mile Beach Richtung Cape Reinga.

 

Irgendwann sehe ich eine Abzweigung links zum Hukatere Beach inklusive kleinem, schwulen Campground und Zugang zum berühmten Ninety Mile Beach, der aber nur 55 Meilen lang ist. Zum Baden ist da freilich nichts, gefährliche Strömungen und mit dem geliehenen WOMO ohne Four Wheel Drive traue ich mich nicht und nehme den New Zealand State Highway 1 zur Nordspitze.

 

Am Cape Reinga trifft die Tasmanische See mit spektakulären Strömungen auf den Pazifischen Ozean. Am nördlichsten Ende des Kaps steht ein alter Pohutukawa-Baum, von dem man glaubt, dass er über 800 Jahre alt ist. Mündlich überlieferte Maori-Legenden erzählen, dass die Seelen verstorbener Maori von hier in den Ozean springen, und sich auf ihre letzte Reise in das Heimatland ihrer Ahnen (Hawaiki) begeben.

 

Um die Bedeutung des Ortes für die Māori den Besuchern des Kaps zu verdeutlichen, wurde am Zugang ein Eingangstor errichtet. Sobald ein Besucher den Eingang erreicht, ertönen mystische Klänge, die akustisch die Seelenwanderung verdeutlichen und den Ort für Besucher als einen heiligen Ort erkennbar machen sollen. Auf dem dann folgenden Weg zum Cape Reinga Lighthouse erklären weitere Info-Tafeln etwas zur Mythologie des Ortes und zur umgebenen Natur.

 

Knapp 1000 m nordwestlich des Kaps erstreckt sich über gut einen Quadratkilometer die Columbia Bank, eine Untiefe, bei der man durch die Brechung der Wellen den Eindruck bekommen kann, als wenn das Meer an dieser Stelle kochen würde.

 

Auf dem Weg zurück gibt es jede Menge Stellplätze, ich mach ein wenig in Kultur, indem ich Waitangi einen Besuch abstatte. Waitangi ist der Ort, wo am 6. Februar 1840 der Treaty of Waitangi unterzeichnet wurde. Mit der Unterzeichnung wurde Neuseeland zu einer britischen Kolonie, dafür bekamen die Maori von den Briten zugesichert, ihr Land und all ihren Besitz behalten zu dürfen. Die britische Krone versprach den Maori, ihr Eigentum zu schützen und ihre Rechte gegenüber den Siedlern zu verteidigen – doch schon in den folgenden Jahren kam alles ganz anders.

 

Die Übersetzungen des Vertrags waren missdeutig, manche Paragraphen wurden aufgeweicht und die Maori gingen den Weg aller Ureinwohner – sie wurden zum größten Teil enteignet.

 

Das Thema „Versöhnung“ ist in der neuseeländischen Politik allgegenwärtig. Es gibt Tendenzen, die dem widersprechen, zum Beispiel eine grassierende Wohlfahrtsmentalität unter den Maori, die lieber Sozialhilfe annimmt und gleichzeitig jammert, anstatt aktiv zu werden, sowie deren Gegenteil, nämlich eine Selbstbedienungsethik, die ihr hässliches Gesicht in Form organisierter Bandenkriminalität zeigt. Mongrel Mob und Black Power Motorradbanden mit vielen Maori Mitgliedern haben ausgerechnet Kleinstädte (bei denen man das am wenigsten vermuten würde) wie zum Beispiel in der Gegend um Wanganui und Wairoa anscheinend so gut im Griff, dass die Polizei real längst aufgegeben hat, ihnen noch beizukommen. Die oft gelesene Aussagen über angeblich niedrige Kriminalitätsquoten, die viele Einwanderer ins Land locken, ist schlicht erfunden. Laut Ross Kemp in seinem Buch „Gangs“ hat Neuseeland die höchste Dichte an Bandenmitgliedern in der Welt.

Die Zeichen stehen auf Abschied; Bin jetzt fast fünf Monate unterwegs und ständig auf Achse, vollgepackt mit Eindrücken, und das SarsCov2 Virus wirft bereits seine Schatten voraus. Keine asiatischen Touristen mehr zu sehen, es wird schwieriger werden, die Airlines warnen bereits vor ausfallenden Flügen.

 

Ein paar Kleinode warten noch auf mich: die unvermeidbaren Public Toilets in Kawakawa, den Muriwai Beach mit seinen Tausenden Takapus (Australischer Tölpel), deren Landemanövern man stundenlang zusehen und mitleiden kann und mein Abschiedscamp am versteckten Whatipu Beach, mit seinem schwarzen Sand. Und zum Abschied fängt es auch, wie bei meiner Ankunft an zu regnen!

Ein ganzes Jahr habe ich gebraucht, um meine Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen aufzuschreiben. 25 000 Kilometer habe ich im Auto verbracht in der Bruthitze Australiens und anschließend im eher kühlen Neuseeland.

 

Verändert hat es mich, das ist sicher. Den Blick geschärft auf Wesentliches, all die unwichtigen Kleinigkeiten haben an Bedeutung verloren. Die fantastischen Landschaften, die Begegnungen mit all den interessanten Menschen, exotische Fauna und Flora, all das hat mich geprägt, das hätte ich nicht erwartet. Und es hat mir geholfen, einigermaßen heil durch die Pandemie zu kommen.

 

Ob ich nochmal zurückkomme? Natürlich, so es geht. Es war einfach zu schön!

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