Finnland - August 2017
Hundebiss, Anti-Tollwut-Behandlung und diverse andere „Kleinigkeiten“ ausgesessen und überwunden: die Freude ist groß, als wir am Montag. den 31.07.2017 um 14:00 Uhr einsteigen, die WOMO-Nase nach Norden richten und die 680 Kilometer von Regensburg nach Rostock „düsen“.
Nach 6 Stunden ist’s geschafft und eine Pizzeria nahe der Altstadt gefunden – die Qualität italienischer Lokale verschlechtert sich allerdings exponentiell mit der Entfernung von Italien.
Noch wussten wir nichts von dem guten Übernachtungsplatz an der Warne, ganz nahe beim Überseehafen (54.130369, 12.099208) und verbringen – einigermaßen ruhig, aber verdauungsbeschwert – die Nacht zum Fährenstart nach Trelleborg/Schweden direkt am Abfahrterminal.
Viking- und Stena Lines sind zu empfehlen wegen des günstigen Fährpreises, allein Platz-Angebot und Catering dämpfen die Vorfreude etwas, aber irgendwie bringen wir die sechs Stunden rum. Auf der Fähre habe ich erfahren, dass meine – von der letzten Tour um die Ostsee 2014 – übriggebliebenen schwedischen Geldscheine verfallen und durch neue ersetzt wurden. Nur durch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft einiger Bank-Mitarbeiter, bekomme ich wenigstens drei Viertel in Euro ersetzt, die ich dann wieder in schwedische Kronen tauschen kann. Den Rest darf ich für Kinder in Not spenden, was schon ok ist.
200 Kilometer weiter nördlich wartet der Mellby-Strand auf uns: man kann auf den fünfzig Meter breiten Sandstrand fahren und problemlos übernachten. Vom blauen Meer des Kattegats, das mir von vor drei Jahren noch in guter Erinnerung ist, ist nichts zu sehen. Das Wasser ist braun, vom Wind aufgewirbelt und voller schleimiger, grüner Algen: an Schwimmen nicht zu denken. Wir geh’n stattdessen essen und entdecken gleich die erstaunliche Qualität schwedischer „Cuisine“, allerdings nur in preislicher Hinsicht. Ok, wussten wir, also keine Enttäuschung!
Der Großeinkauf am nächsten Tag zeigt, dass das Preisniveau nur leicht höher liegt, als in unseren „normalen“ Einzelhandels-Geschäften. Anders ausgedrückt: hätten wir nicht eine Übermacht an „Discountern“ in Deutschland, wäre das Preisniveau durchaus vergleichbar. Ok, wussten wir auch, also erneut keine Enttäuschung.
Was wir nicht wussten, ist, dass wir unterschiedliche Vorstellungen von unseren Reiseplänen hatten: ich wollte Schweden und Finnland, mein Alter-Ego primär Finnland. Letzteres liegt aber gut 2000 Kilometer nördlich. Wir einigen uns, diese Strecke mehr oder minder im Schnellgang zu absolvieren, passieren Göteborg und finden den „Inlandsvägen“, die Fernstraße vom Kattegat durchs Binnenland bis nach Schwedisch-Lappland.
Fast 700 Kilometer auf wunderbaren Straßen, teils sogar vierspurig. Die Kurven sanft und entspannend zu fahren, dazu erinnert das Landschaftsbild voll an Finnland. Am „Badplatz“ von Bramabo (60.895263, 14.660861) auf der Insel Sollerön im Siljan-See genießen wir zum ersten Mal das schwedische „Allemansrätten“. Als uralte Tradition und Gewohnheitsrecht beschreibt es das Recht jedes Menschen, die Natur zu genießen und ihre Früchte zu nutzen, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen am jeweiligen Grund und Boden. Die Ausübung des „Jedermannsrechts“ ist also nicht von der Zustimmung des Grundbesitzers abhängig.
Eingeschränkt wird es durch die Bedingung, dass man weder der Natur noch anderen Menschen Schaden, Störungen oder sonstige Nachteile zufügen darf. Aber: Wandern, frei Zelten, Feuer machen (unter der Beachtung, dass man nichts abfackelt) und eine Angel mit Wurm ins Wasser halten sind erlaubt. Statt Zelten interpretieren wir (und viele andere, größtenteils einheimische WOMO-Fahrer) dass das auch mit dem WOMO statthaft ist. Wir hatten niemals irgendwelche Probleme beim freien Übernachten!
Dieser erste Schlafplatz ist symptomatisch für alle anderen in Mittel- und Nordschweden: fast immer ist eine Feuerstelle vorhanden, manchmal liegt sogar Holz bereit, Trocken-Toiletten in Hülle und Fülle und damit auch keine „Häufchen“ im Unterholz, sowie Badestege und Liegewiesen. Manchmal heißt es „camping forbidden“, was aber für uns nur bedeutet, Tisch und Stühle drinnen zu lassen oder, wie in Italien, nur auf der Liegewiese aufzustellen. Süd-Schweden ist da schon ein wenig verdorben, doch dazu erst am Schluss!
Gleich in der Nähe liegt der Ort Mora, der Endpunkt des Vasa-Laufs, unverkennbar mit seinen roten Aufbauten im Zielbereich sowie Sveg mit seinem riesengroßen Holzbären und toll schmeckenden, frischen Erdbeeren. 350 Kilometer weiter nördlich wartet der Wanderparkplatz Akerviken (62.857139, 15.004722) auf uns.
Eineinhalb Stunden dauert die blau markierte, gut vier Kilometer lange Wanderung, vorbei an Stromschnellen, ersten Pilzen und Lichen- (Rentier-) Flechten, über Brücken und abgeschliffene Granit-Blöcke – ein Genuss, vor allem, da die Sonne scheint!
20 Kilometer „strada bianca“, also Schotterstraße, müssen auch wieder zurückgefahren werden, wobei man ohne weiteres mit Geschwindigkeiten von 70 km/h düsen kann! Vorbei geht’s an Östersund, Strömsund, Storuman und bei Arvidsjaur ins Reivo-Naturreservat zum Superplatz am Reivo-See (65.755450, 19.117822).
Der Polarkreis (66°33`nördliche Breite) winkt vom 150 Kilometer entfernten Polcirkeln-Zentrum bei Jokkmokk. Hier geht die Sonne mittsommers (meist am 21. Juni) nicht mehr unter. Jetzt, sechs Wochen später natürlich nicht mehr, außerdem scheint sie nicht, weil es bewölkt ist. Zudem regnet es leicht – Bäh!
Aber wir wollen weiter bis Finnland! In Porjus gäbe es eine Abzweigung zum Stora Sjöfalett Nationalpark und wir beschließen: Mittel- und Nordschweden muss sein, aber auf einer eigenen Tour, unbedingt. So biegen wir rechts ab nach Gällivare, lassen die Abzweigung nach Kiruna (und damit auch den Inlandsvägen) wieder links liegen und biegen bei Svappavaara Richtung Finnland ein.
Bis zur Grenze nach Kaaresuvanto ist es nicht weit, kein Mensch kontrolliert und wir drehen ab nach Norden. Hallo Finnland! Hügelauf und Hügelab, oft schnurgerade, wie in Alaska! Warum auch Kurven einbauen? Nach 60 Kilometern „Wellenschaukelei“ (bisschen übertrieben bei 5-10 Kilometer langen „Wellentälern“) finden wir einen Platz am Lammaskoski (68.752222, 21.407778); es ist nasskalt, trotzdem zelten einige Finnen hier, muss wohl ein guter Angelplatz sein. Für Mücken lohnt sich’s allemal. Die restlichen 40 Kilometer bis Kilpisjärvi heben wir uns auf für morgen.
Das Wetter ist aber auch nicht besser: wir überfahren den höchstgelegenen Pass Finnlands (565 Meter) ohne es zu bemerken. Heute ist Sonntag und wir machen eine Bootsfahrt zum Nordwestzipfel des Kilpisjärvi. Beim Bootsanleger (69.046667, 20.795556) ist auch eine Übernachtung möglich. Drei Kilometer Fußweg, angetrieben von Mücken, die sich beim Stehenbleiben gnadenlos an unseren Blut-vorräten nähren, stehen wir nach 50 Minuten am Treriksröset, dem Dreiländereck von Schweden, Norwegen und Finnland, markiert durch eine gemauerte, gelb gestrichene Riesenboje, mit Blick auf die umliegenden, immer noch schneebedeckten Berge. Zwei Stunden Zeit haben wir insgesamt für die Tour, dann fährt das Boot zurück; ob wir dabei sind oder nicht ist dem Bootsführer schlichtweg egal, er hat seinen Fahrplan.
Wir schaffen es geradeso, fahren anschließend an die norwegische Grenze, wo ich mich nicht rüber traue, da das WOMO noch ziemlich gut mit Lebensmitteln und Alkoholika bestückt ist, die wir dann verzollen müssten, rasten ein wenig (69.060550, 20.771564) und machen uns auf den Weg auf den Saana, den knapp über 1000 Meter hohen, „heiligen“ Berg der Samen.
Anfangs geht es durch mückenbesetztes, feuchtes Krüppelbirken-Gebiet, dann steil bergauf, so man die Direttissima entlang der inzwischen abgebauten Holztreppe nimmt – eine richtige Bergtour. Und kurz vor dem höchsten Punkt fällt unpassender Weise der Nebel ein und es beginnt zu regnen: also zurück. Als wir fast unten sind, klärt es natürlich wieder auf, und der jetzt wieder sichtbare Gipfel lacht uns aus! Beim Wandern in Finnland muss man mit allem rechnen, vor allem mit schnell wechselndem Wetter. Gute 600 Höhenmeter und vier Stunden braucht man schon, und schönes Wetter wäre natürlich hervorragend!
Tour: https://out.ac/IPYygp
Wandern ist überhaupt sehr beliebt in Finnland: schon bei der Überfahrt zum Dreiländereck waren einige mit Trekking-Ausrüstung unterwegs, sogar ein älteres Ehepaar mit bestimmt satten 20 Kilogramm Gepäck inklusive Zelt – und das alles bei unsicherem Wetter!
Nur 360 Kilometer wären es noch bis zum „Nordkapp“! Irgendwann mal müssen wir uns das näher anschauen, jetzt aber drehen wir um, ehrlich gesagt ist es uns zu unwirtlich geworden, weiter südlich soll das Wetter besser sein.
Also, die 100 Kilometer wieder zurück bis zur Abzweigung nach Muonio zum Pallas-Ounastunturi-Nationalpark. Eine breite Straße steigt gemächlich auf den finalen Parkplatz mit Sporthotel (68.045954, 24.063566) und zu einigen Liftanlagen, deren Sessel und Bügel im Sommer abgebaut sind. Am höchsten Gipfel, dem Taivaskero (807 Meter ü.M.) wurde übrigens 1952 das olympische Feuer für die Spiele in Helsinki entzündet.
Wir entscheiden uns für den Palkaskero-Rundweg, knapp sechs Kilometer lang und 250 Meter aufwärts bis zum 705 Meter hohen Gipfel des Palkaskeros mit einer grandiosen Rundumsicht – das Wetter ist schön geworden! Blau markiert, nicht zu verfehlen, rechts herum, bergab kann man auch den steinigen Weg verlassen und knieschonend, federnd auf Heidekraut hinabschweben, so man nicht in sumpfigen Abschnitten steckenbleibt! Hier oben beginnt übrigens auch der 55 Kilometer lange Track nach Hetta, ein 3-4 Tage Klassiker.
Beim Zurückkommen treffen wir auf einige Rentiere. Die leben hier nicht wild, haben alle - EU-gemäß - gelbe Ohrenmarken und laufen im Sommer frei herum, um im Herbst eingefangen zu werden. Die großen Wanderungen über die Ländergrenzen finden kaum mehr statt, die Staaten-grenzen behindern die Züge und bequemer ist es sicher auch so?
Tour: https://out.ac/IPa9nr
Das Wintersportzentrum in Sirkka ist nur Richtungsziel, wir lassen den jetzt verwaisten Ort mit seiner Sprungschanze rechts liegen und fahren auf den „Gipfel“, satte 530 Meter weist er auf, zudem eine gigantische Rundumsicht und natürlich Luftbewegung mit Stärke 5! Da hilft nur „einigeln“ auf halber Höhe, nahe einem Downhill-Single-Trail (67.789139, 24.836681), der doch hoffentlich jetzt, gegen 22:00 Uhr, nicht mehr benutzt wird? Denkste, einer kommt doch noch durch, dann aber ist herrliche Ruhe.
Jetzt aber auf zum Inari-See. Nicht auf Umwegen zur Hauptstraße und nachher denselben Weg wieder zurück, nein, Schotterstraße nach Pokko! Anfangs ist der Weg noch halb trocken, es staubt nicht mal, aber die letzten 40 Kilometer überrascht uns feuchte „Lettenpiste“. Dementsprechend konserviert ist das WOMO, als wir in Inari angekommen. Nimmt man halt den Wasserschlauch an der Tankstelle, bis man belehrt wird, dass das strengstens verboten ist. Also wäscht man den Lehm an einem Boots-Slip mit Gießkanne und Schwamm ab – geht auch, war übrigens noch strenger verboten.
Inari hat ein feines Museum: Sami Siida. Da kann man schon ein paar Stunden verbringen, vor allem im Freigelände, wo originale Holzgebäude stehen. „Glentleiten“ auf Lappländisch. Toll! Und zum Schlafen geht’s ein Stück weiter zum Picknickplatz am Felsensee (68.818417, 27.325750). Vorher aber dem Rastplatz am Bärenhöhlenstein (68.816553, 27.315110) einen Besuch abgestattet. Es ist spät, also vorher noch den Aufstieg auf Holztreppenstufen zur Aussichtskanzlei auf den Inari-See erledigt, schnell zurück und endlich Rentiergeschnetzeltes probieren: jetzt ist natürlich alles zu. Hungrig müssen wir dennoch nicht einschlafen: die Vorratskammer ist voll.
Vor drei Jahren habe ich versäumt, auf den Inari Lake Scenic View raufzufahren, logischerweise ist er jetzt geschlossen. Wegen Reichtum? Schade, von dort hätte man einen tollen Blick auf den Inari-See gehabt. Es soll nicht sein! Bleibt nur die Weiterfahrt nach Ivalo. Dort weist ein Schild den Weg nach MYPMAHCK, also Murmansk, wie jeder weiß, 303 Kilometer nur und gleich daneben das Denkmal an die verlorene finnische Heimat in Petsamo, das sich Russland nach Kriegsende einverleibt hat. Ansonsten: tote Hose überall.
Da tut die Auffahrt zum Kaunispää (438 m.ü.M., 68.433586, 27.442029) richtig gut. Endlose Aussicht, ein Fat-Bike mit Fahrer und: jede Menge Wind. Mit den dicken Reifen des Bikes lässt es sich gut über die mit Kriechgewächsen bestückten Hänge hinab-fahren, ansonsten sind Mountain-Bikes hier nicht der Renner. Alles hat sich auf Wintersport eingestellt, wobei, statt mit Sonne wie bei uns, Skifahren nur mit Flutlicht möglich ist. Der Ort Saariselkä ist im Februar ausgebucht, reines Anfängergelände!
Der Urho Kekkosen kansallispuisto, also der Nationalpark, benannt nach dem gottgleich verehrten finnischen Staatspräsidenten Urho Kaleva Kekkonen, wartet auf uns. Vom Parkplatz beim UKK-Info-Zentrum führen einige Wanderrouten zum kleinen Tankavaara.
Wir nehmen den längsten Weg (6 Kilometer) mit Namen Kuukkelilenkki. Auf Deutsch: Unglückshäher-Pfad. Der Unglückshäher ist, oder besser war der Symbol-Vogel der finnischen Holzfäller. Äußerst zutraulich sucht er die menschliche Gesellschaft. Wenn er – erschreckt – das Weite sucht, muss ein Holzfäller das mit dem Leben bezahlen. Weitere Infos gibt es im Buch: „Vom Himmel in die Traufe“ von Arto Paasilinna, einem der populärsten Autoren Finnlands. Für seine Bücher wurde er mit diversen Literaturpreisen ausgezeichnet
Es regnet leicht, also lässt sich keiner blicken, auch kein Holzfäller. Die paar „Kerzenfichten“ sind ja auch kaum verwertbar. Die deutsche Armee hatte sich hier auch auf ihrem Rückzug eingegraben, und die "militäraffinen" Finnen haben alles so gelassen, wie es die Deutschen zurückließen. Oben nötigt ein Aussichtsturm, ihn zu besteigen, und schon hört der Regen auf! Das war übrigens alles Goldgräber- Gebiet, allerdings ging der Rush erst 1936 los.
Beim Rückweg tauchen Wollgras-Matten, Segge-Büschel und endlich die ersten Molte-Beeren auf. Die orange-roten Beeren erinnern in der Form an Brombeeren, wachsen aber einzeln am Boden im nassen Gelände und werden als Delikatesse verzehrt – alles Geschmackssache! Zwei Stunden dauert die leichte Wanderung.
Die einzig übrig gebliebene Goldgrube ist das gleich nebenan gelegene Goldgräbermuseum mit originalen und nachgebauten Holzhäusern und einer kleinen Schmalspurbahn.
„Diamonds are a girl’s best friend“, aber zur Not tun es auch Amethyste. Am Berg Lampivaara wartet eine in Europa einzigartige Mine auf uns. Vom Parkplatz (67.137111, 26.922056) muss man allerdings erst mal fast drei Kilometer leicht bergauf wandern, die volle Stunde abwarten, Eintritt „löhnen“ und dann kraxeln wir unter Aufsicht auf den Berg, bekommen eine interessante Einweisung, erfahren beiläufig, dass wir einen gefundenen Stein behalten dürfen und notfalls weitere dazu kaufen können. Die Amethyste liegen hier im Gesteins-Schotter knapp unter der Oberfläche. Mit einem kleinen Hämmerchen durchpflügen wir unseren „Claim“ und finden tatsächlich einige kleine Exemplare, die wir dann natürlich noch „ergänzen“. Näheres unter www.amethystmine.fi. Als „share-holder“ einer Aktie bekommt man übrigens den Eintritt kostenlos und darf zwei Begleiter zum halben Preis mitnehmen!
Nächstes Ziel: Rovaniemi, direkt am Polarkreis, am Zusammenfluss von Kemijoki und Ounasjoki, gelegen. Übernachtet wird natürlich am Polarkreiszentrum, kurz vor Rovaniemi (66.544103, 25.851792). In der „Werkstatt“ von Santa Claus gibt es alles zu kaufen und dementsprechend decken wir uns mit Weihnachtsgeschenken ein: ein finnisches Rothenburg ob der Tauber!
Rovaniemi ist die erste „richtige“ Stadt für uns in Finnland. Voll auf dem heutigen Stand mit bezahlpflichtigen Parkplätzen, einem quirligen Wochenmarkt aber kein „Diner“ passend für unseren Gaumen. Dafür ein Flussbad nahe der Holzfällerbrücke mit Übernachtungsplatz (66.501123, 25.745174).
Ein „Schönwetterfenster“ tut sich auf für einen Tagesausflug zum Pieni Karhunkierros, dem kleinen Bärenweg. Vorher nächtigen wir nahe Posio (66.094417, 28.413111), mit super Grillstelle. Die Große Bärenrunde (Karhunkierros) führt über 70 Kilometer durch den ältesten Nationalpark Finnlands, den Oulangan kansallispuisto, von Hautajärvi bis Ruka. Wir steigen seitlich ein beim Wanderparkplatz (66.270528 29.40125) nahe Juuma.
Eine halbe Stunde geht es auf und ab, über Hängebrücken und Bohlenwege zu den Stromschnellen des Myllijoki. Hier beginnt die Runde. Achtung: links herum (im Uhrzeigersinn) läuft sich’s einfacher! An zwei Waldseen vorbei und dann auf Treppen hinab in die Schlucht Kallioportti. Am Harrisuvanto führt der Weg über eine Hängebrücke und dann bergauf immer am (geologischen) rechten Flussufer entlang zurück zu den Myllikoskki. Der Weg ist perfekt präpariert und markiert, 5 Stunden ohne Pausen braucht man schon für die 12 Kilometer. Die Landschaft ist schlichtweg genial. Ein absolutes "Muss"!
Am besten übernachtet man danach am Parkplatz oder dem nahegelegenen Campground (mit Sauna), denn auf dem Weiterweg nach Oulu gibt es wenig Möglichkeiten, außer am Skigelände (65.566944, 28.195278), etwas abseits, aber sehr ruhig im August.
Tour: https://out.ac/IPaAz4
Oulu war einst der größte Teer-Exporteur der Welt, bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute ist die sechstgrößte finnische Stadt mit 120 000 Einwohnern geprägt von Wirtschaft und Bildung. Viel spielt sich um die Markthalle am Hafen bei den roten Salz-Speicherhäusern ab. Dort bekommen wir endlich unsere Lachssuppe (Lohikeitto) und treffen uns auf ein Bier mit Jouko und seiner Freundin Ulla.
Wetter mittelprächtig, hält uns aber nicht ab vom Besuch der Insel Hailuoto. Die halbstündige Fahrt mit der Fähre ist kostenlos, wie meistens in Finnland. Am Ende der Straße bei Marianiemi kann man gut übernachten (65.034205, 24.569272) und an der „braunen“ Ostsee spazieren gehen, aber Wind und kühles Wetter „turnen“ uns nicht wirklich an. Am nächsten Tag entziehen wir uns dem schlechten Wetter und finden einen Super Platz nahe Paltamo am Lake Oulu (64.379667, 27.983697).
Der Nationalpark Hiidenportti (Teufelspforte) ist unser nächstes Ziel. Dieses Mal müssen wir Google Maps bemühen, um auf dem schnellsten Weg zum Wanderparkplatz (63.893833, 29.087389) zu kommen. Alles Schotterstraßen, zum Teil sehr eng und wenn „Schulz“ in seiner „Finnlandbibel“ diesen Platz nicht erwähnt hätte, würden nur wenige hierher finden.
Die 4-stündige Wanderung durch Wald und offene Feuchtwiesen ist abwechslungsreich. Für den Rückweg merken wir uns die „Maronenplätze“. Nach einer guten Stunde ist man am Waldsee Porttilammit. Vor der Rast- und Übernachtungshütte brennt noch das Feuer – und wir haben nichts zum Grillen dabei! Dafür kommt nun der beste Teil: am oberen Rand des 20 Meter tiefen Bruchtales geht es, seilgesichert, eine halbe Stunde entlang, bis man auf den Rundweg eines anderen Parkplatzes trifft, der, gemessen an der Anzahl der plötzlich anwesenden Menschen, anscheinend erheblich leichter zu erreichen ist (63.899377, 28.987102). Die „Schwammerl“ und Blaubeeren nehmen wir auf dem Rückweg mit, bleiben aber nicht über Nacht; wir hatten schönere Schlafgelegenheiten. Nichtsdestotrotz ist die Wanderung sehr empfehlenswert.
Tour: https://out.ac/IPaFnO
Beim Verlassen des Parks kommt uns tatsächlich ein „Dickschiff“ entgegen. Der blaue „Schulz“ lugt hervor. Viele Deutsche scheinen nach Finnland zu fliegen und sich ein WOMO vor Ort zu mieten. Geht natürlich viel schneller. Die 24-Stunden-Fähre von Travemünde nach Helsinki wäre eine weitere Option, nur ist sie ein wenig preisintensiver.
25 Kilometer Schotterstraßen-Gegurke, dann – es ist schon spät – lockt der Pielinen See. Mit einer seilgezogenen, gelben „Lossi“-Fähre geht’s in 5 Minuten hinüber auf die Insel Paalasma. Nach ein paar Brücken, mitten im See, ein Parkplatz, direkt neben der Straße. Optimal, wir grillen, und keiner stört uns: geht ja keine Fähre mehr!
Der Ukko Koli wartet! Am Parkplatz (63.096040, 29.802373) steigt man in Finnlands erste, vollautomatische Standseilbahn und lässt sich die paar Meter zum Info-Gebäude des Koli-Nationalparks tragen. Der Blick von den massiven Granitblöcken aus auf den riesigen See ist gigantisch. Viele Wanderwege würden auf uns warten, aber dieses Mal passen wir und ziehen weiter nach Joensun mit seinem städtischen Campingplatz (62.591355, 29.741349) inklusive Sauna. Natürlich hat er seit gestern geschlossen!
Also weiter nach Savonlinna. Gar nicht leicht, da etwas zu finden! Zu guter Letzt klappt’s dann doch noch, bei einem Kinderspielplatz (61.866308, 28.835694), direkt am Wasser und neben einem Frisbee-Parcours (ähnlich Fußball-Golf).
Das wichtigste in Savonlinna ist die stattlichste Burg Finnlands, Olavinlinna. Die Schweden erbauten sie 1490, die Russen haben später „weitergebaut“ und nun zelebrieren die Finnen alljährlich im Innenhof ihre Opernfestspiele. Verona auf Finnisch!
Beeindruckend die kompetente Führung und der „Rittersaal“ mit riesigem Bankett-Tisch, nicht nur weil Putin vor einem Monat hier mit der finnischen Regierung gespeist hat. Das Verhältnis Finnland - Russland ist sowieso besonders, wenn man deren gemeinsame Geschichte betrachtet. Hier hätten wir auch ein Übernachtungsplätzchen gehabt (61.864162, 28.895672)!
Gut 20 Kilometer weiter, in Kerimäki, gibt’s ein weiteres Bauwerk der Superlative: die Kerimäen Kirkko, größte Holzkirche der Welt! 5000 Menschen passen da rein und Gerhard Polt würde zu Recht fragen: „Braucht’s des?“
Böse Zungen behaupten, die Bauhandwerker, vor allem Bauern und deren Frauen, hätten die Pläne falsch gelesen: statt in Fuß habe man in Metern gemessen und so ist das Ding eben dreimal so groß geworden, wie geplant. Wer weiß?
Bei der Weiterfahrt trifft man ein weiteres Highlight: für eine kurze Strecke führt die Straße, nur Weg breit, auf einem kleinen Höhenrücken bei Punkaharju, durchs „Wasser“.
Schon längere Zeit nervt die Meldung auf dem Display des WOMO: „Bitte Motoröl wechseln!“ Jetzt erklärt mir die Elektronik klipp und klar, dass sie, falls ich weiterhin ihre Warnung missachtete, sie gezwungenermaßen die Motordrehzahl regulieren würde, was denn hieße, nur noch mit maximal 60 km/h vorwärts zu kommen. Außerdem wäre da noch das Problem mit der Garantie!
Am wunderschönen Rastplatz am Saima-See (61.561389, 27.997500), mit perfekten Felsen drapiert, finde ich im Handbuch einen Fiat-Service in Mikkeli, 40 Kilometer entfernt und bin beruhigt. Da weiß ich noch nicht, wie lange die Suche am nächsten Tag dauern wird, um die Werkstatt zu finden. Sinnigerweise ist es nämlich eine SKODA - Vertragswerkstatt, ohne erkennbare Fiat-Kennzeichnung. Sagen wird mir das beim Herumfragen auch keiner.
Am nächsten Morgen ist die wunderbare Kulisse hinter Nebelbänken verschwunden, wir starten die Werkstatt-Suche und gegen Mittag freut sich das WOMO mit neuem Motoröl (auch der Geldbeutel ist erleichtert) auf die Felszeichnungen von Astuvansalmi in der Nähe von Ristiina, genauer gesagt auf den Parkplatz davor (61.460000, 27.540556).
Steinpilze und Maronen stehen am Wegrand, Picknickbänke und Schautafeln machen den zweistündigen Ausflug richtig spannend. Das Beste kommt wie immer am Schluss: An der Saima-Bucht Astuvantsalmi sehen wir sie endlich, die Felszeichnungen. Rote Strichmännchen und Boote, bis zu fünf Meter über Saima-Level auf den Felsen gemalt und 4500 Jahre alt. Natürlich fehlt auch der obligatorische Grillplatz mit Trockenklo und einzigartiger Beschilderung nicht. Und das Abendessen haben wir auch gesammelt!
Über Lappeenranta finden wir zu einem einsamen Badeplatz bei Perna, aber was für einem (60.432441, 26.037130)! Alles da: Meerzugang und was man sonst noch alles braucht. Vor allem aber an die 30 Steinpilze! Haben wir was zum Mitbringen für Kaija und Hannu in Helsinki, unserem nächsten Ziel.
Vorher lassen wir uns die Stadt Porvoo mit der Postkarten-perspektive der roten Salzspeicherhäuser aus der Hansa-Zeit am Flussufer nicht entgehen. Ein saftiges Gewitter mit kübel-weise Regen trübt unsere Stimmung nicht im Geringsten. Hier steppt der Bär! Ist ja auch nicht weit bis zur Hauptstadt und außerdem Samstag!
Gegen Abend treffen wir uns mit K&H in ihrer tollen Wohnung, die sie ja nun zugunsten einer Innenstadt-näheren Altbauwohnung aufgeben.
Verständlich, denn die versprochenen Anbindungen durch Bus und Bim (Straßenbahn) wurden nicht erfüllt und wenn man für alles ins Auto steigen muss, völlig klar. Da hilft auch nicht, dass sich gleich nebenan der Stadtpark befindet, auf dem man mit dem Fahrrad bis ins Zentrum am Hafen ungestört radeln kann.
Nach einem tollen Abendessen ziehen wir uns auf unseren Schlafplatz bei Espoo, direkt an der Ostsee (60.154444, 24.775278) zurück, um am Sonn-tag gemeinsam mit den beiden Helsinki unsicher zu machen. Vielen Dank, Kaija und Hannu, dass Ihr Euch - trotz Umzugsstress – für uns Zeit genommen habt.
Zwei weitere angenehme Nächte verbringen wir auf dem Campingplatz in Helsinki (60.206657, 25.121225), praktisch, weil direkt an der Metro ins Zentrum gelegen, und leisten uns noch einen Zusatztag in Finnlands Hauptstadt, dann wäre Turku das nächste Ziel.
Unterwegs verzetteln wir uns bei Porkalla, wo es uns nicht gefällt, bzw. wo nichts ist außer Privateigentum und stoppen am Badeplatz Bromarvsfjärden (60.065744, 23.259189), wo ein Schild den früher möglichen Zugang zur Riesen-Liegewiese nicht mehr gestattet. Und wir haben keinen Sack, um das Schild zuzuhängen!
Auf nach Turku! Am Hafen gibt es jede Menge Stellplätze (60.442136, 22.248520), und von dort kann man alle Sehenswürdigkeiten „erlaufen“, ganz praktisch bei dem kühlen Wetter. Wir übernachten lieber außerhalb, ungestört auf einem riesigen Parkplatz (60.427865, 22.178520) und fahren zurück zum Skargardens Ringväg, eine spannende Reise durch das Insel-Archipel vor Turku, gespickt mit Brücken und „Lossi“-Fähren.
Vor drei Jahren habe ich einige Tage auf dieser Tour verbracht, und es fühlte sich gut an: Jahrhundertsommer, Wasser hatte Badetemperatur, es passte einfach alles.
Jetzt ist es zum Baden einfach schon zu kalt. Dazu diskutieren wir über die Rückfahrt. Eigentlich sollte es über die baltischen Staaten und Polen zurückgehen, aber die Luft ist irgendwie raus. Dafür können wir uns an der Idee erfreuen, über die Aland Inseln nach Stockholm überzusetzen.
Also drehen wir um und orientieren uns nach Naantali. Das Städtchen gilt noch immer als die Sommerhauptstadt Finnlands. Muumimaailma (Muminwelt) und Kulturanta (Sommersitz des jeweiligen Staatsoberhaupts) locken, aber uns reicht die idyllische Altstadt mit ihren Holzhäusern. Ein perfekter Ersatz für Rauma, das wir nun nicht mehr schaffen werden. Einen guten Stellplatz oben auf einem Hügel gäbe es auch (60.465315, 22.019973).
In fünf Stunden schafft die Fähre (Finnlines) die Strecke nach Aland ; im günstigen Preis ist sogar noch ein Frühstücks-Buffet enthalten. Aber eigentlich hat man dafür keine Zeit: man ist die ganze Zeit an Deck, um zu schauen, wie das Schiff durch die vielen Inseln manövriert. Dann ist Aland da, und die Zeit scheint still zu stehen!
Man könnte es auch anders ausdrücken: der Bär hat ausgesteppt! Die Hauptstadt Marienhamn versprüht einen in die Jahre gekommenen Kurort-Charme, der Campingplatz muss nicht sein, schöner ist der Campingplatz Katnäss, Richtung Eckerö (60.195773, 19.692329). Und endlich gibt’s Sauna pur für uns. Ein gestrandeter Österreicher betreibt sie, reden will er nicht viel - wird schon seinen Grund haben. Sauna mit Holzofen zum Selberschüren: man unterschätzt leicht, wie heiß das werden kann!
Wir schauen auch noch nach dem Campingplatz Degersand: tolle Bucht mit weißem Sandstrand. Hier könnte man es einige Tage aushalten (60.155422, 19. 595745).
Baden ist aber auch hier nichts mehr und so verlassen wir Aland in Richtung Stockholm. Die fünf Tage bis zum Fährtermin von Trelleborg nach Rostock lassen wir locker ausklin-gen, machen noch eine ausführliche Wanderung am Vättern-See, ausgehend vom Parkplatz (58.309666, 14.634916) auf den Gipfel des Ombergs…..
Blaue Route (Ellen Keys led): Tour: https://out.ac/IPYgzk
Vom Parkplatz Stocklycke (Ekoparkscenter) hinab zum Steilufer des Vättern in 10 Minuten, dort befindet sich auch der Stocklycke Hamn mit einem ausgedienten Bootsländekran. Jetzt links, immer am Seeufer entlang, leicht bergauf und bergab bis zum Ellen Keys Strand, dann ca. 400m auf der Teerstraße Richtung Ombergs Turist Hotel. Kurz davor führt der Weg bergauf durch den Wald zum Hjassan Gipfel. Hinab ins Naturreservat und zurück zum Parkplatz. Gut markiert mit einer überragenden Rundumsicht auf dem Hjassan ist man gute 2 Stunden unterwegs. Vom Parkplatz gibt es noch mehrere andere Wandermöglichkeiten.
……sowie am Kattegatt bei Hovs Hallar (56.468243, 12.707632). Der Parkplatz ist in der Hauptsaison gebührenpflichtig, ausweichen kann man zum folgenden, kostenfreien Platz (56.454350, 12.682399).
Tour: https://out.ac/IPYhyk
Von Hovs Hallar führt ein Weg mit leichter „Kraxelei“ zum Strand und dann nach rechts auf und ab (nicht ungefährlich) bis zum Ort Kattvik. Von dort könnte man den Weg oberhalb der Abbrüche finden. Nachdem ich zweimal von unterwegs nur durch wegloses „Aufwärtskraxeln“ diesen Pfad "entdeckte", wäre es vielleicht besser, vom Parkplatz kurz bergauf, den Weg umgekehrt zu gehen. Nach einer freien Weidefläche taucht dieser ein in den Wald und nimmt nach einer halben Stunde Verbindung auf zum Küstenweg, von wo man dann sagt: "Aha, da wär's raufgegangen!" Verlaufen kann man sich jedenfalls nicht, aber Zeit kann man schon liegen lassen beim Baden, Schnorcheln oder "Wegsuchen. Selten ist das Meer so klar wie hier!
Danach besuchen wir Vistorps Hamn (56.352922, 12.741864), den ersten Stützpunkt bei meiner großen Ostsee-Umrundung vor drei Jahren Je weiter südlich wir kommen, desto touristischer erscheint uns alles, auch nehmen die Verbotsschilder zu; viele Seezugänge sind mit Steinen verbarrikadiert, typisches Zeichen für zu viel Aufkommen. Ist ja auch klar: mit der Fähre von Rostock ist man in fünf Stunden in Südschweden, und das zum Preise einer Tankfüllung. Da wird der Leidensdruck für die Einheimischen schnell zu groß und schlägt in Ablehnung um.
Es bewegen sich auch zunehmend große WOMOS, die sich immer mehr leisten (können) und man wird den Eindruck nicht los, dass davon viele nicht „mitgewachsen“ sind und die „Etikette“ oder das „Einmaleins des korrekten WOMO-Verhaltens“ nicht beherrschen. Wenn man zu massiv auftritt, schreckt man die einheimische Bevölkerung. Die Folgen sind Stellplatz-Verbote und Zwangseinweisung auf Campingplätze, wo die meisten „Dickschiffe“ aber schwer Platz finden (wegen der Größe!).
Einen freien Stellplatz, hinter den Dünen nahe Trelleborg, haben wir dennoch gefunden, ich möchte ihn nicht verraten, denn wer sich auskennt, der weiß sowieso, wo er hinfahren muss.
Am letzten Tag im August setzen wir über nach Rostock, die Tankstelle liegt auf dem Weg zum bekannten Stellplatz an der Warne mit kostenloser Besichtigung vorbeifahrender Schiffe. Da macht es nichts aus, dass es schon dunkel ist!