"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Über Kroatien nach Griechenland und zurück

Griechenland, Juni/Juli/August 2022

 

Eigentlich wollte ich im Mai losziehen; ein übler Skiunfall Ende März hat mir aber drei gebrochene Brustwirbel beschert. Ich will nicht klagen, ich bin froh, dass ich‘s so gut überstanden habe.

 

Nach drei Monaten Rekonvaleszenz geht‘s mit Alex endlich wieder nach Süden, natürlich zuerst – obligatorisch – nach San Daniele (Schinken kaufen und probieren, neue Kneipe testen, Friuliano ebenso) und danach Lebensmittel-Shopping in Palmanova. Kurze, mautfreie Slowenienquerung über Triest und einklarieren im Camping Glavovac auf Krk, der mit dem Infinity-Pool!

 

"Dolce far niente" für eine Woche, rauf auf die Liege, lesen, einnicken, weiterlesen, essen gehen, schwimmen und dann wieder von vorne. Schließlich ist das ja meine „ärztlich verordnete“ Reha.

 

Eine kleine Störfront begleitet uns auf die Fähre nach Rab, wo wir auf Tobi und seine Familie treffen. Leider kann die Kaltfront das Wasser nicht halten und bringt auch noch die Bora mit ihren Böen mit, so dass Alex aufgibt und sich nach Hause aufmacht. Ich genieße einen tollen Familientag und mach‘ mich gemeinsam mit Tobi auf den Weg, sprich Fähre: er nach Hause, ich nach Starigrad zu Ivan. Wir stellen fest, dass wir beide nicht jünger werden, und die Bora vertreibt mich am nächsten Tag nach Brijesta, wo es endlich wieder heiß ist.

 

Zehn erholsame Tage mit vorsichtigen Radtouren lassen mich am 2. Juni Richtung Süden aufbrechen. Gemütliche vier Stunden sind‘s bis Ulcinj, ganz im Süden Montenegros. Eine Nacht im Autocamp Oasis und am nächsten Tag gemütlich in sieben Stunden durch Albanien zum Spezialplatz bei Sagiada.

Ich habe eine neue Route gefunden! Ab Vlora die LKW-Strecke über Girokaster, toll ausgebaut, landschaftlich einmalig am Fluss Vjose entlang und dann noch eine kurze Passfahrt nach Sarande.

 

In der Bucht freunde ich mich mit Sabine und Jörg aus Steyr an, denen es dort so gut gefällt, dass sie noch eine Woche bleiben. Mich zieht es weiter.

 

Ammoudia überrascht mit einer Absperrung; die Plätze entlang der Acheron-mündung werden wohl nicht mehr zur Verfügung stehen. Man hat das Gefühl, dass die lokalen Politiker alles tun, um die Womo-Touristen in Hotels und Ferienwohnungen umzusiedeln. Sagt ihnen vielleicht mal jemand, dass diese Mühe vergeblich ist?

 

Egal, wenn das Baugewerbe davon profitiert, neue Bürgersteige mit nächtlicher Beleuchtung und Radwegen entstehen, die aber mangels Radfahrern keiner benutzt, außer Autofahrern - zum Parken.

 

Schöner ist sowieso die südlich gelegene Bucht von Kerentza, in der ich prompt – wieder mit Österreichern – in der spartanischen Strandbar versacke und einen Tag länger bleiben muss, um den Ouzo aus meinem Körper zu eliminieren. Dann erklärt die Polizei auch noch den Österreichern, dass sie den Platz verlassen müssen, und mir wird etwas mulmig zumute: schon jetzt, in der Vorsaison, das kann ja heiter werden!

Gleich im Voraus: in der folgenden Zeit habe ich keinen einzigen Polizisten mehr getroffen!

 

Ich will endlich zum Acheron fahren, dem Fluss, der in den Hades führt, wo der Fährmann Charon die Toten mit seinem Kahn übersetzt und wehe, sie haben keine Münze unter ihrer Zunge. Dann käme der dreiköpfige Höllenhund Zerberus ins Spiel!

 

Betrachtet man die Landschaft heute, kann man den mystischen Hintergrund, der sich einst mit diesem Ort verband, nicht mehr nachvollziehen. Dennoch, wenn man daran denkt, wie der Fluss im Frühjahr wütend durch die Schlucht donnerte und sich in die damals modrige und stinkende Sumpflandschaft ergoss ...!

 

Heute sammelt kein Charon mehr Münzen ein, das haben die Gastwirte der vielen Tavernen im Ort Gliki übernommen; man muss sich auch nichts mehr auf die Zunge legen: eine Kreditkarte reicht völlig aus. Manche Wirte haben zur Angebotserweiterung sogar Tische und Stühle in den seichten Bereich des Acherons gestellt.

 

Ich finde einen kühlen Siesta Platz bei den Mühlen von Souli, aber der Trubel treibt mich weiter zum Berg Zalongo. Das Dorf Souli hat sich wie andere Bergdörfer des Epirus erfolgreich gegen die Osmanen gewehrt. Dann wurde der Druck zu groß und man verhandelte über einen Abzug. Wie das so ist im Krieg hielt sich Ali Pascha, der türkische Feldherr, nicht daran. Ein Teil der Bevölkerung konnte fliehen, der andere wurde niedergemetzelt.

 

Frauen und Kinder mussten das vom Berg Zalongo aus, wo sie sich in angebliche Sicherheit gebracht hatten, mit ansehen und begannen einen Rundtanz, wo bei jeder Runde eine Frau mit ihren Kindern die Schlucht hinunter in den Tod sprang, um der türkischen Gefangenschaft zu entgehen. Der Berg Zalongo wurde so zum Wahrzeichen des griechischen Widerstandes. Den Frauen und Kindern zu Ehren wurde auf dem Plateau die beeindruckende Statue „Tanz des Zalongo“ errichtet.

 

Vom Parkplatz beim Kloster führen 400 Stufen hinauf zum Berg, bei direkter Sonneneinstrahlung und über 40 Grad nicht zu machen. Ich bin in Reha! Dafür ist der Blick in die Ebene des Epirus und den Ambrakischen Golf genial! In Arta finde ich zufällig die berühmte Brücke über den Arachtos, angeblich Griechenlands bekannteste Brücke. Mein Ziel ist aber die Bucht beim Ziegenfelsen nahe Messolongi in der Provinz Ätolien.

 

Ein Franke mit griechischem Vater hat mich gerade besucht und mir erzählt, dass die Leute immer noch Funde aus der Türkenzeit hier machen. Inzwischen ist dieser Kalksteinklotz als Kletterberg in allen Führern erwähnt (der Ziegen-felsen Varasova) – ich halte lieber respektablen Abstand (Erdbeben!!) in der angrenzenden Bucht. Dafür kann ich den ganzen Berg überblicken.

In der Zwischenzeit sind Günter und sein Anhang in der Marathi-Bucht einge-troffen, da hält mich nichts mehr, vor allem, als ich erfahre, dass der schwierige Weg hinunter problemlos zu befahren sei.

 

Marathi ist halt immer noch ein Geheimtipp und für ein paar Tage perfekt zum Entspannen.

Die anderen drängt es zur Bucht von Navarino bei Pylos. 1827 fand hier im Oktober eine blutige Seeschlacht mit weltgeschichtlicher Bedeutung statt. Die Alliierten (Engländer, Franzosen und Russen) siegten über die zahlenmäßig weitaus stärkere ägyptische und türkische Flotte und leiteten damit die Unabhängigkeit Griechenlands ein. Einige der Wracks kann man bei Windstille auf dem SUP in 15 Metern Tiefe noch sehen. Tauchen ist strengstens verboten, dennoch kann man Gegenstände von „unten“ erwerben, wenn man sich umhört.

 

Wir nisten uns beim Camp Erianos ein, um am nächsten Morgen zeitig die Wanderung zur fränkischen Festung zu beginnen. Hunderte von Netzen mit dicken, fetten, schwarzen Spinnen, die auf uns lauern, erschweren die 125 Höhenmeter bis zum Südwesttor. Von dort geht‘s zum Teil ausgesetzt auf der Burgmauer weiter nach oben. An einer Lücke in der Außenmauer, schon mit Blick auf die Bucht von Voidikilia, müssen wir die Hände für die ersten senkrechten Passagen zu Hilfe nehmen. Danach wird‘s nur noch einmal steil, abgesichert mit Stahlseilen und -tritten und wir stehen vor Nestors Grotte. Hier hat er angeblich seine gestohlenen Rinder versteckt! Für uns ist die Höhle ein kühler Unterstand, bevor es weiter hinab in die Sanddünen geht und an der Lagune zurück zum Ausgangspunkt. Muss jeder mal machen, diese Tour, und sei‘s nur, um die Angst vor Spinnen abzubauen.

 

Zur Belohnung fahren wir anschließend zur Voidikilia-Bucht zum Baden und wir brauchen auch keinen Traktor, der uns wieder herauszieht!

Sand – so weit das Auge reicht: die Küste zwischen Kyparissia und Pyrgos ist ein einziger Strand, besonders nahe dem Örtchen Eleia, wo der Bürgermeister freies Zelten genehmigt und extra zwei Wasserstellen eingerichtet hat, auf die jeder aufpasst. Leider verlieren immer mehr schattenspendende Kiefern in Strandnähe ihre Äste, weil sie manchen Wohnmobilen im Weg sind. Was mir persönlich fehlt, ist der freie Blick aufs Meer. Wer auf den Schatten angewiesen ist, für den ist Eleia ideal. Mit Kompressor Kühlschrank und Solarzellen auf dem Dach steht man lieber in der prallen Sonne. Direkt am Meer weht meist ein Lüftchen, das es einem ermöglicht, ohne Hitzschlag durch den Tag zu kommen. Aber wehe, es ist windstill!

 

Inzwischen sind Dieter und Marianne angekommen, haben sich eine oder zwei Mäuse als Begleiter aufgehalst – wahrscheinlich Müllsack draußen stehen gelassen und wieder eingepackt - und ich nehme sie mit zurück für eine Woche Marathi-Bucht, während die anderen die Neda erkunden. Neda, nicht Leda, ist ein Gebirgsfluss, dessen Zugang Dieter und Marianne nicht in bester Erinnerung haben. Seitdem wird nicht mehr in Flip-Flops gefahren!

 

Nach einer Woche Marathi und einem obligatorischen Stopp beim Koroni Camp mit angehendem Stadtbummel inklusive Abendessen verabschiede ich mich mit Dieter und Marianne im Schlepptau in Richtung Euböa. Auf dem Weg über Kalamata nach Korinth finde ich das antike Orchomenos, ein Mini-Machu-Picchu; schlussendlich landen wir in Nemea, wo die erste Maus gnadenlos ausgesetzt wird. Aber die andere Maus ist zäh und hält die beiden ganz schön auf Trab.

Das ständige, morgendliche „was hat sie heut' Nacht wieder angestellt?“ mindert die Urlaubsfreuden doch erheblich für die beiden. Dazu kommen noch verbrannte Wälder an den Hängen des östlichen Golfs von Korinth, Murenabgänge, hohe Temperaturen und heiße Winde. Über Thiva, das antike Theben (wir mussten keine Frage beantworten!) finden wir ein Plätzchen auf Evia, am Strand von Politika, neben dem Sträßchen. Von wegen Sträßchen: die ganze Nacht Autoverkehr, Motorräder, Gehupe – das war ein Griff ins Klo!

 

Auf dem Weg nach Limni mache ich den Fehler, zu früh von der 77 abzuzweigen – und verzettle mich im Gewirr der Forststraßen, weil das Navi unbeirrt eine Straße zum Stellplatz Galataki Beach anzeigt, die es vielleicht gibt, die aber nicht befahrbar ist. Nach endlosem Gekreise erreichen wir schließlich Limni mit seinen engen Gassen. Die Abzweigung zum „Forest“, südlich von Limni ist immer noch abenteuerlich und Marianne erkundet den Weg zuerst lieber zu Fuß, obwohl ich schon voraus gefahren bin. Dafür sind wir dann allein mit einer griechischen Mutter, die mit ihren zwei Kindern Sommerurlaub im Zelt macht.

 

Die Straße von Limni nach Nordwesten ist eigentlich gesperrt. Ntürlich hält sich niemand dran, wir auch nicht. Es gibt überall kleine Erdrutsche und die Gefahr von Steinschlag besteht immer. Die Straße wurde gnadenlos am Ufer entlang durch die Steilhänge getrieben, ohne die Bergseiten abzusichern. Die auch in Griechenland verstärkt auftretenden Starkregenfälle verbunden mit den Schäden, die durch großflächige Waldbrände entstanden sind, müssten eigentlich durch Hangsanierungen abgesichert werden: eine Mammutaufgabe, für die der griechische Staat offensichtlich kein Geld über hat. So sperrt man halt die Strecke und lässt jeden auf eigenes Risiko durchfahren – bis irgendwann etwas passiert. „Inshalla“!

 

Auf jeden Fall ist diese Strecke ein weiteres „Highlight“, genauso wie die in den Golf von Malia ragende Halbinsel westlich der Thermenstadt Loutra Edipsou. Ein Geheimtipp, die Landzunge Vasilina, ganz im Nordwesten!

Vorbei am Fährhafen von Agiokampos (Verbindung nach Glyfa auf dem Festland) finden wir viel Platz am Strand, eine Wasserstelle und einen Panoramablick aufs griechische Festland und den Pilion (Kanatadika Beach). Viele Plätze zum Verweilen gäbe es auf den nächsten Kilometern, wenn man die nötige Ruhe hätte. In Pefki gibt‘s einen Laden für Tierbedarf, der endlich die geeigneten Mittel gegen die Mäuseplage bereithält.

 

Der Strand von Kria Vrisi mit den Resten der antiken Stadt Kirinthos findet nicht unsere Zustimmung (zu windig und nach den vorangegangenen Unwettern voller Treibholz), dafür nächtigen wir in Pili direkt vor einem Lokal, feudal mit Dusche. Die Zufahrten zum aufgelassenen Campingplatz sind leider blockiert, aber außerhalb der Hauptsaison findet man hier sicher Stellmöglichkeiten.

 

Ich versuche am nächsten Tag – wahrscheinlich zu halbherzig – Marianne und Dieter zu einer „abenteuerlichen“ Schotterpistenfahrt“ an der Küste entlang nach Vlachia zu überzeugen, was mir nicht gelingt. Nach Dieters abenteuerlichem Wendemanöver am Steilhang überm Meer bin ich froh, dass wir umgedreht haben.

 

Jetzt begänne eigentlich Euböas Topp-Strecke, die Dirfys-Durchquerung. Leider können wir sie nicht richtig genießen, Marianne ist beklommen vom schlechten Straßenzustand und den schwindelerregenden Abgründen auf dieser Strecke – also schauen wir, dass wir im Schnellzugtempo wieder aus den Bergen rauskommen und nach einigen Fehlversuchen in Mourteri landen. Schade um die 120 fantastischen Panoramakilometer! Dort ist erstmals ein Tag Faulenzen angesagt.

Danach trennen sich unsere Wege: Marianne und Dieter wollen zurück zum Peloponnes und mich zieht es langsam in den Westen. Von Chalkida sind es 200 schnelle Kilometer in den Golf von Korinth bei Itea. Es gibt einige wirklich gute Stellplätze an der Nordküste des Golfs, vor allem bei Anemokambi. Leider verwässert die naheliegende Fischfarm bei entsprechender Strömung die Meeresqualität, aber die Sonnenaufgänge über den Hügeln von Delphi zu beobachten hat schon was. Das denkt sicher auch der Italiener Treck, der sich hier mit fünf Planwägen, äh, Wohnmobilen eingegraben hat.

Warum zieht es mich immer nach Kryoneri zum „Ziegenfelsen“? Sicher wegen der fantastischen Landschaft, dem Blick auf das Lichtermeer von Patras, den gewaltigen Kletterfelsen und die Nähe zum Captain del mare, dem hervorra-genden Lokal in Fußnähe. Einige Tage Ruhe und Erholung, nette Bekanntschaften u.a. mit einer Griechin aus Athen, die einige Tage Urlaub hier verbringt und vergeblich versucht, ihren Schäferhund zu erziehen – das scheint in Hellas generell ein Problem zu sein, genau wie bei uns. Die Hunde werden immer größer und unerzogener.

 

Richtig erholt mache ich mich auf den Weg zum Trichonida See. Leider finde ich keinen Weg über das Gebirge um den Berg Arakinthos und nehme dafür den Umweg über Nafpaktos. Die Strecke hat’s in sich: sie beginnt breit ausgebaut und dann wird’s schmaler und schmaler. Der erste Blick auf den See ist idyllisch. Dazu steigt die Temperatur über 40 Grad, also rein ins Wasser zum Abkühlen! Von wegen! 30 Grad Wassertemperatur, glasklar, aber niemand badet. Scheint eine Eigenheit der Griechen zu sein: zum Baden geht man ins Meer, nicht in einen See, mag er noch so schön und einladend sein. Einige Freizeiteinrichtungen und Lokale stehen leer, schon komisch. Dann ist plötzlich die Straße weg: Unwetter haben eine Brücke mitgerissen. Keine Umleitungsschilder, ich muss mir meinen Weg mit Google Maps suchen. Meine Navis sind nicht sehr hilfreich ohne Spezialkarte Griechenland.

 

In einer kleinen Bucht östlich des Ortes Anaktorio/Vonitsa am Ambrakischen Golf überraschen mich in der Frühe eine Ziegenherde sowie zwei ältere Ladies in einem uralten Zelt, die hier ihre Sommermonate verbringen, jeden Tag die Ziegenangriffe mit Stöcken abwehren und das schon seit Urzeiten, wie sie vehement bekräftigen und meine leisen Einwände, dass es doch viele bezaubernde Spots gäbe zur Seite wischen. Ich gebe zu, dieses Städtchen mit seiner venezianischen Festung hat was vom „ursprünglichen“ Griechenland und besticht mit der Nähe zum Ort der Seeschlacht von Actio, die ja bekanntlich den Anfang vom Ende von Marc Antonius und Kleopatra bedeutete.

Zwei Stationen "muss"ich noch abarbeiten: die erste ist das Camp Nissos, nördlich von Preveza. Vor sechs Jahren konnte man hier frei in einem aufgelassenen Campinggelände stehen, wenn man im Gegenzug die Kneipe aufrecht erhielt (durch Verzehr von Speis und Trank). Sprach ja nichts dagegen, wenn auch die Qualität deutlich unter Niveau war. Jetzt ist es wieder ein Campingplatz geworden, preiswert und ohne Parzellierung. Viele Felsen im Meer zum Herunterspringen, auf der Nordwestseite die inzwischen übliche Beach-Bar mit Hawai-Schirmen und Sonnenliegen, die in Griechenland meist kostenlos sind, Verzehr erwünscht! Auf der Südseite freie Sicht aufs Meer und überall die schattenspendenden Olivenbäume – ich lass es mir einige Tage gut gehen!

Auf der Fahrt nach Norden besuche ich noch einige Stellplätze, aber alles ist gnadenlos überfüllt - Zeit zurückzukehren. Der Akku ist leer, die Festplatte voll, man kann auch sagen die Reha war perfekt. Zum Ausklang – wie immer – einige Tage noch in der Bucht von Strovili, kurz vor der albanischen Grenze und dann geht’s zurück.

 

Die Durchquerung Albaniens ist wie immer problemlos, in Montenegro dagegen steppt der Bär, furchtbar. Mittlerweile haben wir den 2. August – Hochsaison! Dann, die neue Straße auf Peljesac ist fertig, die Brücke kann passiert werden – und die Passage ist tatsächlich kostenlos!

 

Das ging natürlich auf Kosten des Ortes Brijesta. Ist das jetzt Fortschritt, der Lauf der Zeit? Muss man das in Kauf nehmen, diese rücksichtslose Landschafts-zerstörung? Die Kroaten, die jetzt nicht mehr Bihac passieren müssen, sehen sicher die Vorteile, die Einwohner Brijestas sind gespalten. Die Anfragen nach Baugründen mehren sich. Ich gehe jede Wette ein, dass die Bucht von Brijesta in weniger als zehn Jahren vollgepflastert sein wird mit Feriendomizilen. Dominik, der Campinplatz-Betreiber gibt’s ja nicht zu, aber es nervt ihn bereits, dass die Anzahl der Gäste, die über die Brücke kommen, um Quartier für einen Nacht zu suchen, zunimmt. Länger bleiben wollen nur die Arrivierten.

 

Die gefallen mir nicht und so geht’s heimwärts.

Mein Fazit:

 

Erfolgreiche Reha, die sechs Wochen von Mitte Juli an sollte man meiden im Süden, obwohl es immer Rückzugsgebiete gibt. Die Temperaturen waren im Vergleich zum Westen des Mittelmeerraums annehmbar, die Preise haben angezogen, für uns zwar immer noch preiswert, für die Einheimischen, die nicht vom Tourismus partizipieren mehr und mehr problematisch. Das gilt auch für Kroatien. Wenn ich sehe, dass hier bis zu 120 Euro pro Nacht für den Stellplatz verlangt werden und alles ins Luxussegment abgleitet, dann erinnert mich das an die Zeit vor dem Jugoslawienkrieg. Turbokapitalismus in Reinkultur, um in der kurzen Zeit der Verdienstmöglichkeit Rücklagen fürs Überleben in der übrigen Zeit zu sammeln. Dazu kommt das vermehrte Zupflastern der Landschaft mit Protzbauten an den schönsten Stellen, die – falls nicht selbst genutzt – zu horrenden Preisen vermietet werden an die, die es sich leisten können.

 

Ich will keine Cassandra sein, aber noch ist jedes System zusammengekracht. Ich weiß nicht, ob mich das noch berühren wird, die Anzeichen weltweit deuten aber darauf hin, positive Entwicklungen sind leider selten zu sehen, aber es gibt sie! So viel als positives „Framing“ am Schluss.

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