"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Bosnien/Herzegownina/Brijesta  -  Oktober 2023

Stammtisch beim Neddermayer

Keine zwei Wochen bin ich zurück in Regensburg und schon treibt es mich wieder um. Beim letzten Besuch Kroatiens hat sich in meinem Kopf festgesetzt, dass ich im Oktober nochmal vorbeischaue - gutes Wetter vorausgesetzt.

 

Kriterien erfüllt, Leberkässemmel eingepackt, Montag Vormittag Abfahrt, und schon bin ich in der Steiermark nach einer wetterbedingten Traumfahrt. Der Gasthof Neddermayer bietet Stellplätze für 10 Euro an und erhofft sich, dass man seine kulinarischen Angebote wahrnimmt. Ich werde gleich am Stammtisch integriert, lerne einiges über das steirisch-slowenische Verhältnis und versinke mit Kesselgulasch und einigen Puntigamern vom Fass in die traumlose Zwischenwelt.

 

Mein Ziel am nächsten Tag ist die vignettenlose Durchquerung Sloweniens auf mautfreien Straßen - problemlos, wenn man sich nicht von den allgegenwärtigen Autobahn-Hinweis-Schildern einfangen lässt. Schon perfide, dieses System, kann einem bis zu 800 Euro abknöpfen. Aber, was macht man nicht alles als Durchreiseland nach - in diesem Fall - Kroatien. Schon kontrapunktiv zu den herzlichen Anwerbungsversuchen Sloweniens, seinen Urlaub doch hier zu verbringen.

Weinbaugebiet Jeruzalem

Ich spendiere meine gesparten 16 Euro der Therme Mala Nedelja und entspanne bei 34 Grad Außentemperatur im 36 Grad warmen Wasser, was mich ganz schön anstrengt. Das und eine slowenische Pizza am Abend beim (kostenlosen) Stellplatz Sveti Tomaz im Bezirk Jeruzalem (berühmtes Weinbaugebiet) verhindern eine ungestörte Nachtruhe. Fazit: keine „fette“ Pizza mehr in Slowenien!

Ramsko Jezero

Die Anfahrt zur Grenzbrücke in Ormoz nach Kroatien ist schwer zu finden, besser geht’s ohne Navi, und kurz nach Varazdin entscheide ich, einfach mal nach Bosnien/Herzegowina einzudringen. Vom ehemaligen Autoput geht’s ab nach Banja Luka und ab da ist es plötzlich anders: viele Moscheen, die Kaffeehäuser sind voll mit Männern, die Landschaft abenteuerlicher. Genauso wie die Schluchten-Fahrt durchs dinarische Gebirge nach Jajce, der ehemaligen bosnischen Königsstadt.

 

Mir ist nach Wasser und so führt mich mein uraltes Navi auf engen Schleichwegen zum Jamsko Jezero nach Scit, wo auf einem kleinen Campground die Besitzerin mich mit einem frisch gezapften Bier begrüßt. Passt! Die Gegend ist so schön, dass ich 3 Nächte bleibe, viel Rad fahre und mir irgendwas einfange, das mich fast eineinhalb Wochen beschäftigen wird.

Blidinje See

Der Körper schaltet auf Sparmodus, ich fahre geschwächt weiter zum Blidinje See auf 1300 m Höhe, fantastisch gelegen und verbringe den Tag fiebrig Im WOMO.

 

Am nächsten Tag haben wir Null Grad und Bodenfrost und ich beschließe zum Auskurieren nach Brijesta auf der Halbinsel Peljesac zu fahren. Sarajewo und Mostar müssen warten. Ich komme bestimmt zurück: Bosnien ist ein fantastisches Reiseland für Bike und WOMO.

Blauer See bei Imotski

Auf dem Weg stolpere ich in Imotski praktisch über den Modro jezero, den blauen See, den ich schon immer mal sehen wollte. Zu schwach, um hinunterzugehen, kann ich wenigstens filmen.

Dann gibt’s nur noch eins: auf die Autobahn, ab nach Brijesta!

 

Seit 8. Oktober sitz ich also hier fest (freiwillig), erhol‘ mich von Tag zu Tag mehr und mehre meine gestrampelten Kilometer. Abends führen Dominik und ich dann tiefgründige philosophische Gespräche über Gott und die Welt.

 

Der Oktober ist wettermäßig heuer außergewöhnlich: Es weht ständig Südwind (Scirocco oder Jugo), der Nachttemperaturen von 24 Grad garantiert und das Meer in den Pseudofjord zwischen Peljesac und Festland treibt, was zu einem Tidenhub von 60 cm und mehr führt und regelmäßig die Ufer zwischen Sreser und Brijesta überschwemmt, wie ein Mini-Tsunami. Angenehme Begleiterscheinung: das Meer hält konstante Temperatur von 24 Grad.

 

Was ist es, das mich immer so fasziniert, mich immer hierherzieht? Ist es die außergewöhnliche Landschaft dieser Halbinsel mit ihren versteckten Buchten, ihren Bergen und kleinen Inseln? Die Bevölkerung ist nicht leicht zugänglich, die Sprache zu lernen schwierig, kein Vergleich mit Italien oder Griechenland. Das Meer ist unglaublich sauber und fischreich, aber da gibt es noch viele gleichwertige Plätze an den Gestaden des Mittelmeers.

Ich denke, dass Brijesta eine Sonderstellung einnimmt, weil es hier außer Ruhe kaum was gibt. Ok, ein Restaurant hat sich etabliert und im Sommer kann man das Allernötigste im improvisierten Dorfladen kaufen. Durch die neue Brücke ist der Campingplatz nun auch auf dem Schirm durchreisender Wohnmobilisten, aber trotzdem bleibt es relativ ruhig, auch den Verkehr auf der Schnellstraße nimmt man kaum wahr.

 

So kann es nur die entspannende Atmosphäre sein, die auf diesem Fleck herrscht, wozu auch die rührige Art des Betreibers, Dominik Peric, beiträgt, von dem man (fast) alles haben kann. Oder sind es die interessanten abendlichen Gespräche mit Mitcampern? Ich erinnere mich an so viele nette Gäste wie beispielsweise Birgit und Daniel, den zugewanderten Siebenbürger Sachsen, die so positiv ihr neues Leben anpackten und mein leicht schiefes Bild von Zuwanderern zurechtrückten. Oder an Bernhard, der mit mir auf zwei Touren mit dem Bike unterwegs und ebenso fasziniert von der Vielfalt der Landschaft war.

 

Ich muss es auch nicht so genau wissen: Brijesta ist ein Kraftort, der einen aufrichtet und ich hoffe stark, dass es so bleibt. Wichtig ist, dass man die Balance findet zwischen „Chillen“ und „Action“. Zu letzterem einige Vorschläge aus meinem Outdooractive Account inklusive Bildmaterial:

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