"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Steiermark - Mai 2016

Blick von einem der vielen Stellplätze

„Keine Sterne in Athen, dafür Schnaps in Sankt Kathrein … „ (Trio)

 

Eigentlich sollte hier ein Reisebericht über eine mehrmonatige Tour nach Griechenland oder Marokko mit RED entstehen. Dumm nur, dass der Fahrer Anfang Mai einen Werkstatt-Termin wahrnehmen musste: er bekam eine neue Linse ins rechte Auge verpasst, sieht seitdem wieder „rattenscharf“ – zumindest rechts – und geht auf Testfahrt in die Steiermark, also ins südöstlichste Bundesland Österreichs.

 

Eine Alternative, denn geplant war eine Radtour am Fluss Regen entlang, von der Mündung bis zur Quelle, aber das Wetter spielt nicht mit, also Kompassrichtung SO, der übliche Stopp in der alten Heimat, Beifahrerin eingepackt und über Schladming, Liezen und Graz nach Bad Radkersburg. Erster Eindruck: die Saison hat noch nicht begonnen, die Bürgersteige sind noch hochgeklappt, die meisten Lokale geschlossen.

 

Stellplätze gibt’s genügend, beispielsweise in Unterschwarza, gleich nach der Autobahn (46.715862, 15.675504). Wir bewundern die großen „Dickschiffe“ (mit Boot auf dem Hänger, ungefähr 15 Meter lang) und wundern uns, wo die hinwollen. Die Campingplätze in Istrien haben sich wahrscheinlich darauf eingestellt und extra Ein- und Ausfahrtspuren errichtet. Ein WOMO schleppt sogar seinen Zweitwagen auf dem Trailer mit. Nicht eingeschlossen bei dem Deal ist allerdings oft das Rangiervermögen der Besitzer, was uns, die wir über keine SAT-Schüssel verfügen, kostenloses Heimkino beschert. Aber irgendwann nervt das Rangieren.

 

In der folgenden Nacht erfolgt der erwartete Kälteeinbruch, also ab in die Therme von Bad Radkersburg! Wir sind im steirischen Vulkanland, das mit Thermalquellen geradezu gespickt ist. Der letzte Vulkan-Ausbruch ist aber doch schon zwei Millionen Jahre her. Porentief rein erwartet uns nach sechs Stunden wieder schönes Wetter und wir erkunden die Gegend.

 

Sanfte Hügel, spärlich besiedelt, die Gasthäuser noch im Winterschlaf – wir finden dennoch Speis und Trank. Apropos Trank: Wein bestellt man nicht in Litern oder Kilo, sondern maximal im Viertel-Krügerl. Muss man halt öfters nachbestellen, aber es fällt auch nicht so auf, wenn man mehr trinkt. Außer dem Geldbeutel!

 

Einer absolut ruhigen Nacht an einem Fischerei-Gewässer mit anderen Campern bringt am nächsten Morgen die Erkenntnis: „Ihr gehört nicht dazu, habt keinen Jahresfischereischein oder ähnliches, also sowas… !“ Total zerknirscht ziehen wir von dannen, nicht ohne der Bagage zu sagen, wo sie sich ihren Fischerei-Schein hinstecken können (natürlich nur in Gedanken).

Hätten wir besser in St. Anna am Aigen übernachtet, (46.835104, 15.974558), perfekter, kostenloser Parkplatz mit Strom, Wasser und Toilette aber die Gastronomie leider noch im Winterschlaf. Wir aber wollen radeln.

 

Dazu überqueren wir die Grenze zum Burgenland nach Jennersdorf und stoppen am Bahnhof (46.935342, 16.138547). Dann nach Minihof-Liebau über Tauka nach Bonisdorf. Von dort immer an der österreichisch/slowenischen (laut Beschilderung auch noch jugoslawischen!) Grenze entlang bis zum Drei-Länder-Eck von Österreich, Ungarn und Slowenien. Bei steilen Abfahrten den Wegzustand beachten, notfalls absteigen sonst drohen Stürze mit blauen Flecken und Löchern im Knie sowie diversen Abschürfungen! Vom Drei-Länder-Eck entweder zurück übers Kölbereck oder aber, wie wir, einen Single-Trail bergab, über einen Bach und rauf zu einer Forststraße, die uns rechterhand irgendwann nach Oberdrosen bringt. Von dort auf der Oberdrosenbacher Landesstraße über St. Martin zurück zum Bahnhof. Man kann aber auch nach Gefühl fahren. Alle Forststraßen führen immer irgendwo runter. Einfach die Himmelsrichtungen beachten!

Bärenschützklamm

Ich denke, wir könnten noch der Bärenschütz-Klamm einen Besuch abstatten. Soll ja mit die schönste Klamm in Österreich sein, es ist heiß und ein bisschen am Bach entlang im Kühlen wandern …. schön!

 

Dauert ein wenig bis wir in Mixnitz, am Eingangsparkplatz zur Klamm ankommen (47.333273, 15.369395), oder anders gesagt, es ist schon 16:00 Uhr. Und es grummelt am Firmament. Und „nix is“ mit gemütlicher Wanderung! Erst mal 250 Höhenmeter steil bergauf zum Eingang der Klamm. Kommen uns vor wie „Geistergeher“, alles kommt entgegen. Am Eingang sind wir dann ganz allein. Sogar der Ticketverkäufer hat schon aufgegeben! Tja, und dann sehen wir die Klamm: sie führt senkrecht bergauf. Mit steilen Holzleitern und Brücken hat man sie gangbar gemacht. Tolle Pionierleistung und nicht unbedingt geeignet für jedermann.

 

Wir genießen die Klamm ganz alleine, drehen kurz vor dem Ende um und treffen beim Abstieg einen Steinmarder, der uns widerwillig vorbeilässt und uns ständig folgt bis zum Ausstieg, weil er dort seine Wohnung in einer Höhle hat. Ein Genuss in jeder Hinsicht, diese Klamm. Man kann sie übrigens auch auf einem Forstweg umgehen. Von der Jausenstation Guter Hirte ist’s auch nicht mehr weit zum Wandergebiet Teichalm.

 

(Vor einem halben Jahr haben sich in der Klamm Felsbrocken gelöst und zwei Besucher in den Tod gerissen!)

 

Der Badesee im Freizeitzentrum Röthelstein (47.308486, 15.375105) lädt ein zum Entspannen im angenehm temperierten, klaren Wasser, aber wir übernachten dann doch am Wanderparkplatz Bärenschützklamm.

"Brettljausen"

Einen wunderschönen Stellplatz gibt es im Ort St. Stefan im Rosental. Kostenlos mit Wasser und Entsorgung und das Beste: man kann zu Fuß in 15 Minuten zur Buschenschenke Nagl-Hiebaum (46.905494, 15.714830) - leicht bergauf - gehen.

 

In Wildon bietet sich der Badesee (46.889573, 15.505822) als Stützpunkt für eine Radl-Tour am Mur Radweg an. Bis Graz sind`s knapp eineinhalb Stunden!

 

Jetzt aber Kernöl, Käferbohnen, Schilcher und diverse andere Ferkeleien kaufen. Aber wo? Klar, jeder Bauernhof bietet an, nicht umsonst befinden wir uns ja mitten in der steirischen Ölspur, von Stainz nach Deutschlandsberg. Aber die meisten schlafen noch. In Deutschlandsberg, der Schilcher Hauptstadt finden wir einen Weinhandel, eine Ölmühle (Frauentaler Str. 120, 8530 Deutschlandsberg) und verschlanken unsere Portemonnaies.

Bruck an der Mur

Zum Ausradeln geht’s am nächsten Tag auf dem Mur-Radweg nach Bruck an der Mur, knappe 20 Kilometer. Unbedingt anschauen: die Kirche St. Ruprecht mit ihren gotischen Fresken vom Jüngsten Tag. Sixtinische Kapelle volkstümlich! Aber auch sonst hat Bruck einiges zu bieten!

 

Bergab geht’s leichter, auch wenn der Wind dagegenhält. Es ist viel Verkehr am Mur-Radweg! Wäre sicher wert, mal von der Mündung bis Bad Radkersburg zu strampeln!

St. Rupprecht in Bruck an der Mur

Die anschließende Auffahrt zur Teichalm hätten wir uns sparen sollen: Musikantenstadel-Atmosphäre mit Almauftrieb! Ein Hot-Spot für Bergwanderer und Jausenstation-Sitzer. Mit dem Bus bis zum Sahne-Gletscher – wir drehen um, verlassen dieses Gebiet und orientieren uns heimwärts. Den Stopp in Eisenerz vergessen wir: es findet gerade das Erzberg-Rodeo statt und die Stadt quillt über. Wer’s mag …

 

Gewitter sind durchgezogen, auf den Straßen liegt der Hagel, die Berge sind weiß davon und wir finden einen netten Platz beim Gasthaus Harmonika Waldi mit dem singenden Wirt (Wandau 9, 8920 Hieflau; 47.621581, 14.752763) und genießen letztmals die hervorragende steirische Küche.

 

Und gottlob hat der Wirt nicht gesungen!

 

 

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