"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Amalfiküste - Ostern 2018

Auf dem "sentiero degli dei"

Amalfiküste zu Ostern - traumhaft

 

Ein Risiko könnte es schon sein – wettermäßig – aber am Mittelmeer ist’s ja immer schön und dann der Klimawandel, der für alles herhalten muss und überhaupt: es gibt ja für jedes Wetter die passende Kleidung!

 

Der Hauptgrund für dieses Zeitfenster ist natürlich, dass Ostern dieses Jahr sehr früh und damit auch die bayerischen Osterferien sehr "zeitig" sind. Der Grund für das "Herumeiern" des Osterdatums liegt, wie jeder weiß, rund 1.700 Jahre zurück: Auf dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 beschlossen die versammelten Bischöfe und Kirchenfunktionäre, Ostern fortan immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern. Leider zählt der Mondkalender nicht synchron mit unserem Kalender, deswegen kann sich alles um drei Wochen verschieben.

 

Hat also nichts mit dem Klimawandel zu tun, wohl aber mit der Tatsache, dass in Bayern die Schulferien (Ostern, Pfingsten, Herbstferien, Weihnachten) mit christlichen Feiertagen synchronisiert sind.

 

Der eigentliche Grund für unseren Trip ist jedoch, erstens, endlich einmal nachzuprüfen, ob die SS 163, die „Amalfitana“ vielleicht jetzt doch mit dem WOMO zu befahren ist und, zweitens, den „weißen Fleck“ auf unserer persönlichen Italien-Karte zu tilgen.

 

Um es gleich zu sagen: die Gerüchte über Ampelregelungen, Einbahnverkehr und damit die Befahrbarkeit sind "Fake-News“. Man kann die 50 km lange Amalfitana zwischen Meta di Sorrento und Vietri sul Mare mit dem WOMO folgenlos nur zwischen Mitternacht und sechs Uhr früh befahren, so die Hinweisschilder. Spaß macht die Kurverei sicher, wenn kein Verkehr, und das ist wohl der Hauptgrund für die Beschränkung.

 

Positano und Amalfi sind öffentlich nur mit Bus oder Schiff zu erreichen, und damit kommt es zu ständigen Stopps, weil die Straßen – vor allem in den Ortschaften – viel zu eng sind für Busse. Und – es gibt kaum Parkplätze!

 

Jetzt, in der Nebensaison, könnte man sicher – wenn die Policia Stradale wegschaute – viel nervenschonender ist aber die Benützung der öffentlichen Buslinien oder die Anmietung einer „Vespa“.

Der Berg der Circe

Doch zurück zum Anfang: sehr entspannend ist die Anreise mit Stopp bei Manerba und danach über Cremona, Parma, über den Apennin nach Livorno bis zum nächsten Halt bei Tarquinia Lido (42.227608, 11.702863) mit dem vorzüglichen Ristorante „Il Tirreno“. Aber nicht wie wir Pizza zum Mitnehmen konsumieren, sondern richtig „Fisch-Küche“ genießen!

 

Keine 200 Kilometer und weniger als drei Stunden am nächsten Tag bis zum Torre Paola am Monte Circeo (41.246847, 13.037054) bedeuten: wir haben genügend Zeit für die lohnenswerte Besteigung des letzteren.

 

Der 541 Meter hohe Berg war früher laut Homer die Insel der Circe. Von dieser Circe sollen tapfere Kundschafter des Odysseus durch einen Zaubertrank in Schweine verwandelt worden sein. Darauf zog Odysseus aus, seine Gefährten zu befreien. Hermes gab ihm das Kraut Moly mit, das ihn gegen den Zaubertrank der Circe schützen sollte. Odysseus befreite seine Gefährten … und ward trotz des Krautes Moly von Circe so becirct, dass er und seine Gefährten dann ein volles Jahr freiwillig blieben. Aber das alles ist nur Sage. Tatsache ist, dass am Kap der Circe auch noch Reste einer uralten Stadt zu sehen sind. Eine Mauer, aus tonnenschweren Blöcken gebildet, Blöcke, so groß, dass nur Riesen sie bewegt haben können. Eine Zyklopenmauer.

 

Zum Besteigen geht’s vom Parkplatz über die Straße, in einen holprigen Weg links, bis nach 200 Metern rechts (beschildert) der Aufstieg beginnt. Die ersten 200 Höhenmeter führen senkrecht in einer Schneise nach oben, bis dann ein gut erkennbarer Bergsteig beginnt. Er führt nach einer Stunde zu einem tollen Aussichtspunkt auf den Lago Sabaudia, dann geht’s immer am fast senkrecht zum Meer abfallenden Grat weiter, etwas bergab und wieder steil hinauf bis zur Abzweigung ins Tal. Von dort sind es nur noch 15 Minuten bis zum Gipfel, wo man bei optimalem Wetter sogar die Kuppel des Petersdoms in Rom sehen könnte. Wir können nicht, zweigen zum Rundweg ab nach unten, negieren das Weitergeh-Verbotsschild (in Italien nur als Vorschlag gedacht) und schlängeln uns in Serpentinen und final auf einer genauso steilen Schneise wie zu Beginn auf den holperigen Weg. Dann nur noch gut 1,5 Kilometer, und wir sind rechtzeitig zur Kaffeepause wieder am WOMO. Wer den Falkenstein in Inzell kennt, der weiß was wir gemacht haben: nicht unbedingt ein Berg für nicht Schwindelfreie!

Die "Spacca Napoli"

Die Weiterfahrt am nächsten Tag über Castel Volturno zu den Ausgrabungen von Cuma (40.848499, 14.055001) zeigen uns, wo Italien seine Asylsuchenden unterbringt. Der Plan war, Cuma, den Lago del Fusaro, Lago d’Averno, Lago di Lucrino, das römische Sündenbabel Baiae, die Campi Flegrei und die Halbinsel bis zum Capo Miseno vom Campingplatz Campi Flegrei (40.827659, 14.135457) aus mit dem Bike zu erkunden, aber der Platz hat noch zu, wegen Reichtums vermutlich. (Geschlossen, weil er jederzeit in die Luft fliegen kann, die Häuser ringsum allerdings nicht - seltsames Italien!) 

 

Stattdessen fahren wir an der neapolitanischen Küste entlang mitten durch den Verkehr bis zur Sosta Camper nahe San Giorgio a Cremano (40.827519, 14.351097). An den zwei Tagen erleben wir die Spacca Napoli und den Vesuv - völlig entspannt erleben wir das „Gewurle“ einer der am dichtest besiedelten Gegend Europas und den schlafenden Vulkan, dessen Fumarolen in der kühlen, wolkenverhangenen Luft schon ein wenig an Dantes „Inferno“ erinnern.

Bis zu unserer nächsten Station, dem Camping International Nube d Argento SRL (40.625636, 14.365460) sind es nur 30 Kilometer, aber unter einer Stunde geht da nichts, wegen heftigen Verkehrs!

 

Apropos Verkehr: es wird ja immer gewarnt vor den chaotischen Zuständen in und um Neapel. Zugegeben, das Verkehrsaufkommen ist enorm, aber beherrschbar. Man fährt anders hier, italienisch halt. Das heißt, wenn man in den Verkehrsstrom einfädeln will, dann wartet man nicht, bis ein höflicher Autofahrer es einem gestattet - man fährt einfach los. Jeder weiß das, weil es jeder so handhabt; deshalb wird auch nicht gehupt und der Verkehr läuft flüssiger. Natürlich gibt es auch hier "Krücken", aber wesentlich weniger als bei uns. Blechschäden werden als nicht schlimm empfunden (jedes zweite Auto hat welche) und man bemerkt die Toleranz und die Aufmerksamkeit und: keiner beharrt auf seiner Vorfahrt, muss einfach mal gesagt werden!!!

 

Der Campingplatz ist im Übrigen ideal als Ausgangspunkt für Biketouren und Busfahrten an die Amalfiküste.

 

Tipp: Der Sentiero degli dei

 

Schon die Busfahrt mit der öffentlichen Linie (Start am Bahnhof von Sorrento) über Positano nach Amalfi ist beeindruckend. Weil der erste Bus zu spät startet ist der nächste Bus nach Bomerano inakzeptabel für unser Vorhaben. Wir bilden ein Rudel (insgesamt 6 Personen) und chartern ein – überteuertes – Taxi, das uns am Ortsrand von Bomerano praktisch „hinauswirft“. Dem Fahrer ist es egal, wie wir klarkommen, Hauptsache, er hat sein Geld. Erste Anzeichen, wie verdorben die Sitten durch den Massentourismus hier sind.

 

Der „sentiero“ selbst ist ein „muss“ für jeden, der diese Gegend besucht. Auf einer Länge von 11 Kilometern führt er, ständig sanft bergab, an den Hängen des Monte Lattari entlang über Nocelle und Montepertuso nach Positano, ungefähr 4 Stunden lang. Falsch gehen kann man kaum, die Markierungen sind gut, und allein ist man sowieso nie. In Positano gönnen wir uns das „Strandtreiben“, der in Überzahl vorhandenen Amerikaner und Engländer, genießen ein paar Bier und finden tatsächlich die richtige Pflicht-Haltestelle für den Bus zurück nach Sorrento, denn wenn er voll ist (und das ist er auf dem Rückweg von Amalfi immer), hält er nicht an den vielen Bedarfshaltestellen, und man kann stehen, bis man schwarz wird! Positano Sponda (40.627615, 14.490966) heißt die Haltestelle!

Pompeji jenseits der Absperrungen

Die Temperaturen (19°C in der Nacht, und das im März) können nicht ewig halten: ein Tief kündigt sich an und wir verlassen Sorrento, brauchen wieder eine Stunde für die 20 Kilometer bis Pompeji.

 

Nichts ist schöner als kurz vor Einlass-Schluss in der antiken Stadt herumzustöbern. Da übersieht man leicht Absperrungen für Areale, aus denen man vielleicht früher zurückgepfiffen worden wäre. Die Aufpasser sind bereits heimwärts verschwunden.

 

Ich glaube ja, dass die vielen abgesperrten Bereiche Pompejis fehlendem Aufsichtspersonal anzulasten ist. An den Finanzen kann es nicht liegen, es sei denn, ein Teil des Geldes aus den Töpfen der EU und des italienischen Staates versickert auf dem Weg zu den Empfängern, was ich mir überhaupt nicht vorstellen kann!

 

Wir haben jedenfalls ein unbekanntes Pompeji erlebt!

Todi

Den Rückweg bei nicht mehr ganz so warmem Wetter machen wir in Kultur: Todi in Umbrien mit seiner Kathedrale und der sehenswerten Piazza del Populo, Nachtstopp in Panicale (43.028528, 12.102113) mit der Wandermöglichkeit auf den Monte Pausillo. Castiglione del Lago als Standpunkt (43.123832, 12.050245) für die Umrundung des Lago Trasimeno (4 bis 5 Stunden), Arezzo mit Übernachtung auf dem Parkplatz Tarlati (43.472327, 11.883174) und die Weiterfahrt nach Stia und über den Apennin nach San Marino, einem weiteren „weißen Fleck“ auf unserer Italienkarte.

Traum-Stellplatz nach Gewitter

Gewitter und Platzregen, unwetterartig, wie üblich heutzutage und dann dieser perfekte Stellplatz unterhalb San Marinos (43.940760, 12.440600). Der Ausblick ist umwerfend und nur 10 Minuten zu Fuß zur Seilbahn!

 

San Marino lebt nur für die Touristen. Ein abwechslungsreicher Spaziergang führt von der Bergstation der Seilbahn zum dritten Turm, vorbei an Geschäften mit Waffen, Säbeln, Rittern und allem, was der Tourist so braucht für daheim. Besser man ist fertig mit seiner Besichtigung bis 11 Uhr, dann kann man sich noch bewegen, oben. Aber gesehen muss man es schon einmal haben – mit der Betonung auf „einmal“!

Markusplatz mit Campanile

Auf der Fahrt zurück machen wir noch einen Abstecher nach Venedig. Punta Sabbioni ist weiterhin die beste Möglichkeit für das WOMO. Der Stellplatz (45.441336, 12.421192) ist ok, und in 10 Minuten ist man an der Fähre zum Markusplatz mit Stop am Lido. Fährt alle 30 Minuten und zurück bis Mitternacht.

 

Entspannt durch Venedig zu bummeln, abseits der Touristenströme, ist auch mal wieder schön. Aber die Menschenmassen, die sich über die Rialtobrücke zum Markusplatz und zurück wälzen, sind schon sehr belastend. Und abseits der bekannten Routen haben – wie immer mehr in Italien zu beobachten – Menschen aus allen Teilen der Welt die Gastronomie erobert. Da gibt es dann Pizza und türkischen Döner, chinesisch, vietnamesisch usw. Dass die Qualität des Essens darunter leidet ist ein schade. Aber, das passiert hauptsächlich in den großen Touristenzentren, in den Borghi und auf dem Land ist noch alles in Ordnung, Gottseidank.

 

Die nostalgische Heimfahrt über Plöckenpass und Felbertauerntunnel (nur 380 Kilometer bis Bad Reichenhall) ist landschaftlich herrlich und das Wetter auch.

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