"Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"
 "Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste"

Sommertour 2024

Die Zeit vom letzten Tripp bis jetzt war definitiv zu lang. Die Gefahr, dass man sich an häusliche Routinen gewöhnt und vereinnahmt wird, ist groß. Viel los ist nicht in Regensburg, mea culpa: man hat sich ja auch nicht gekümmert, keine Kontakte geknüpft, nur stets betont: meine Freiheit heißt: reisen.

 

Dazu treten vermehrt Wehwehchen auf, die man ungläubig wahrnimmt, aber dem Altersstandard durchaus angemessen sind. Es lässt halt alles ein wenig nach, körperlich und geistig. Multitasking ist schon lange nicht mehr, Um Dinge zufriedenstellend zu erledigen, ist volle Konzentration erforderlich - und alles geht langsamer.

 

Der Blick in den Süden Europas befriedigt auch nicht richtig, das Wetter ist untypisch, wechselhaft und kalt, aber dann werden einfach Nägel mit Köpfen gemacht und es geht mit Meggie und Uwe im Schlepptau durch die Steiermark nach Slowenien. Mit den beiden zu reisen stellt sich als ungemein angenehm heraus, die Chemie zwischen uns dreien stimmt einfach.

 

Wir umfahren die aus dem Westen aufziehende Schlechtwetterfront und bekommen auf unserem ersten Stellplatz „Sveti Tomasz“ in Slowenien nachts nur kurze, aber heftige Regengüsse mit, am nächsten Tag ist alles vorbei.

 

In Starigrad/Paklenica testen wir „Oldies“ unsere Fitness auf dem Weg hinauf nach Veliko Rujno. Die Straße ist zwar geteert aber knackig steil, mit den E-Bikes aber kein Problem. Die Abstimmung meines „Bulls“ ist noch nicht optimal, erst in Brijesta werde ich lernen, was alles möglich ist.

Die neue Brücke

Dann sind’s nur noch 3 Stunden bis Brijesta, mein Mandarinenplatz steht bereit und auch Uwe und Meggie bekommen von Dominik ihren Platz Nummer 3. Alles eitel Wonne. Die Zeit mit den beiden könnte besser nicht laufen - wir verbringen entspannende drei Wochen miteinander.

 

Ich kann mein neues Spielzeug (DJI Mini Pro 3) testen und verliere gleich den Kontakt zur Drohne, weil ich auf dem Monitor nicht bemerke, dass sich mein Fluggerät hinter der Bergkuppe versteckt, während ich ganz fasziniert die neue Brücke von Klek nach Brijesta filme. Gottseidank ist die automatische Rückkehrfunktion aktiviert, d.h. die Drohne leitet nach Abriss des Funkkontakts automatisch den Rückflug ein.

 

Beim zweiten Versuch geht’s schon besser, von der Südseite des Ulenj Start zum Gipfel des Sveti Ivan. Dazu muss die Drohne das Tal von Zuljana überqueren, satte 300m tiefer und dann hinaufsteigen auf 500m. Perfekt gelungen!

 

Die üblichen Touren über Drace und Osobljava, die Kriegsstraße hinauf nach Kuna, neu: die "Route Napoleon" von Ponikve nach Ston und eine Abendcruise zur Dalmatinska Kuca in Drace. Vermisst habe ich ein Kajak, mit dem ich Uwe und Meggie hätte folgen können, tagsüber.

Berat (Albanien)

Aber nach drei Wochen juckt's, was Neues zu sehen und der erste Stopp in Montenegro führt wieder an die albanische Grenze bei Ulcinj, diesmal auf einen Parkplatz unter Bäumen beim Lokal Cabo Beach, wo ich natürlich abends nichts mehr zu Essen bekomme.

 

Am Grenzübergang Kufitare Muriqan bin ich am nächsten Morgen fast allein, auch die Weiterfahrt bis Lezha geling problemlos, aber dann dann fahre ich immer Richtung Vore, denk, das ist der Ort Vlore, die haben nur ein „l“ vergessen! Denkste! Vore ist ein Stadtteil von Tirana, und bis ich umdrehen kann, genieße ich den absoluten Verkehrswahnsinn in Albanien. Keine Infrastruktur und jeder fährt Auto. Zwei Stunden dauerts zurück nach Durres, dann - wie durch Zauberei - ist der Verkehr weg.

 

Dafür verfahre ich mich nach Berat, was nicht schlecht ist, denn das Navi führt mich einen Bereg hinauf mit toller Übersicht, bis die Straße zur Staubstraße wird. und 40km Staubschlucken tue ich mir nicht an, also zurück, der Nase nach über Stock und Stein. So landet man, nachdem man einen Friedhof durchquert hat, bei den Ruinen von Bylysh mit sagenhaftem Ausblick auf das Tal des Vjosa, jetzt Naturschutzgebiet und vor der Vermarktung (Staustufen) geschützt. Der Umweg hat sich gelohnt.

Griechenland!

Nach weiteren 2 Stunden passiere ich die griechische Grenze und clariere in „meiner“ Stroggili Bucht ein.

 

Bei der Weiterfahrt nach Igoumenitsa merke ich, dass der Kühlschrank auf Störung läuft. Ursache: Spannung zu gering. Und tatsächlich, die erste Bordbatterie hat den Geist aufgegeben, nach 7 Jahren. Gespräche mit der Pannenhilfe des ADAC verschaffen mir einen Ersatz in Patras, am nächsten Tag, Kostenpunkt 140 € samt Einbau, ohne Steuern, also rechnungslos. Die Batterie allein hätte in Deutschland 280 € gekostet! Ich nehme einfach mal an, dass es eine neue Batterie ist.

 

An der zweiten Stichstraße nahe Manolada warte ich auf die FKK-Expedition mit Günter, Dieter und dem Anhängsel Uli, einer verwobenen, ehemaligen Sonderschullehrerin in Pocking, Wohnsitz Schärding mit Hintergrund Waldorf. Bringt bei mir berufsbedingt immer noch alle roten Lichter zum Leuchten. Aber noch geht alles gut und wir bewegen uns Richtung Elaia dem Pseudo-Camperparadies.

 

Schöne schattige Stellplätze, inzwischen unterholzbereinigt bis auf 4 Meter Höhe, damit auch alle WOMOs hineinpassen. Viele Griechen haben sich auch häuslich niedergelassen. Ein breiter Strand bis zum Meer, viele unechte Karettschildkröten-Nester und Hüllenlose, die ihrem Glauben frönen. Machen Günter&Co. ja auch. Mir genügt es, ohne Badehose ins Wasser zu gehen, weiter reicht mein Glaube nicht. Ich weiß nicht, ob sich die FKK-Anhänger - vor allem die älteren Semester - bewusst sind, welchen Eindruck sie anderen bieten mit ihren gravitationsgeschädigten Körpern.

Es brennt in Megalopolis

Nach einigen Tagen mache ich mich auf den Weg zum Mount Lycaion, einer uralten Opferstätte mit Zeus - Altar. 11.000 Jahre alte Tonscherben hat man dort gefunden. Auf der Fahrt passiere ich ein schon ziemlich verrauchtes Dorf. D&M, die mich am nächsten Tag besuchen, zeigen mir Fotos, von dem, was die Feuerwalze kurz nach mir angerichtet hat.

 

Lycaion ist ein Erlebnis, bitte „googeln“! Beim Flug mit der Drohne den Berg hinauf, verliere ich wieder den Funkkontakt, aber alles geht gut. Ich muss vorsichtiger sein!

 

Auf einer Hochebene unterhalb des zweithöchsten Gipfels, dem 1382 Meter hohen Profitis Ilias, befindet sich auf 1170 Metern Höhe das Heiligtum mit einem Stadion, einem Hippodrom, einer Stoa und einigen weiteren Gebäuden. Dort fanden auch nach Plinius dem Älteren die ältesten Spiele überhaupt statt.

 

Auf dem südöstlich des Stefani gelegenen Gipfel des Profitis Ilias befand sich der Zeus Altar, von dem heute noch Reste zu sehen sind, flankiert von zwei Säulen, auf denen je ein goldener Adler saß.

 

Zeus hatte gehört, dass die Menschen schlecht geworden seien. Deshalb ging er selbst unter die Menschen, um das Gerücht zu überprüfen. Lykaon („Wolfsmann“), der eben eine Geisel eines fremden Volkes getötet hatte, bewirtete Zeus, um seine Göttlichkeit zu prüfen und weil er ihn töten wollte, mit dem Fleisch der getöteten Geisel. Zeus zerstörte darauf seinen Palast und verwandelte ihn in einen Wolf. Darauf ließ Zeus die deukalionische Flut hervorbrechen, um die Menschheit zu vernichten; so die Fassung der Geschichte bei Ovid.

 

Nach einem Ritual sollen nachts junge Männer auf den Berg gestiegen sein, um am Opferfest teilzunehmen. Man aß Fleisch aus großen Kesseln. Unter die Fleischstücke waren, so hieß es, Stücke von Menschenfleisch gemischt. Wer von diesem Menschenfleisch aß, wurde zum Wolf (Werwolf) verwandelt. Nach einigen Jahren als Wolf wurde er dann wieder in die menschliche Gemeinschaft aufgenommen.

 

Und heute Nacht ist Vollmond!!!

Camping Coroni

Nächster Ort, Koroni, Campingplatz mit Swimmingpool, nicht am Meer. Das übliche Programm, Bummeln und Essen gehen. D&M bemerken, dass der zweite Lüfter am Motor nicht mehr funktioniert, also ADAC anrufen und ab nach Kalamata, wo dann auch noch eine defekte Antriebsmanschette diagnostiziert wird.

 

Ich ziehe weiter zum Kalamaki Beach, wo der schon aus früheren Besuchen bekannte, mental gestörte junge Mann aus Vasilitsi weiter sein Unwesen treibt. Diesmal wirft er sogar den Tisch eines französischen Paares um - also übernachten im Camp Tsapi. Wunderschöne Bucht, Meerblick und zwei Lokale, die sich nicht grün sind. Am nächsten Tag erkunde ich die Marathi Bucht mit dem Bike, stelle fest, dass der Weg hinab fahrbar ist, teile das der Griechenland Gruppe mit und warte auf D&M, die repariert zurück aus Kalamata in Tsapi eintreffen, stressgezeichnet und schüttelfrostgeplagt (Dieter).

 

Hier warten wir auf Nachricht von den anderen, um gemeinsam nach Marathi hinabzufahren, mit vorherigem Einkauf. Marathi ist der Hauptgrund, warum man immer wieder hierher zurückkehrt.

 

Und da beginnt die Missstimmung. Die Crew um Günter ist - ohne uns zu benachrichtigen - nach Marathi gefahren und hat die wenigen verfügbaren Plätze besetzt. Ich wäre schon längst unten gewesen, habe ja auf sie gewartet. Jetzt ist also Feuer am Dach!

 

Bin natürlich dennoch hinuntergefahren und habe einige tolle Tage verbracht, wenn auch in zweiter Reihe.

Übernachtung im Taygetos Gebirge

Drei Tage Marathi entschädigen und beruhigen die Gemüter, auch wenn ich, wie gewohnt, nicht in erster Reihe stehe. Beim Hinauffahren muss ich immer wieder staunen, was die Fiat Ducati leisten. Problemlos meistern sie lockeres Geröll und steile Passagen, auch mit abgefahrenen Reifen.

 

Die Weiterfahrt über Kalamata nach Sparti führt durch die grandiose Landschaft des Taygetos Gebirge. 2407 Meter erhebt sich der Profitis Elias, der höchste Berg des Peloponnes fast direkt aus dem Messenischen Golf. Fast bis auf 1000 Meter kann man mit dem Auto hinauffahren, dann heißt es noch eineinhalb Stunden bis zur Schutzhütte aufsteigen und von dort weitere 3 Stunden bis zum Gipfel. Zu heiß in dieser Jahreszeit.

 

Jede Menge Quellen schütten ihr Wasser neben der Straße, köstliches, klares Trinkwasser. Nahe der letzten Quelle übernachten wir und speisen üppig. Ein Grund, um mal zu reflektieren, warum Griechenland so eine Faszination ausübt auf Wohnmobilisten.

Italien und Griechenland, weniger Spanien und Portugal, waren Sehnsuchtsziele der 70er Jahre. Beispiel Griechenland:

 

Die Leiden der langen Anfahrt auf dem Autoput oder der Küstenstraße durch Jugoslawien verschwanden sofort nach Grenzübertritt aus dem sozialistischen Machtbereich. Die Freiheit war grenzenlos, manifestiert im Song von STS. Der Jugoslawienkrieg beendete das Glück, Griechenland war nur noch mit Fähren erreichbar und das gab den Jedermann - Wohnmobilisten ihre Chance.

 

Essen, Trinken, Baden und sonst? War man früher fasziniert von den kulturellen Überbleibseln, reicht es heute, eines der BIG-FIVE-Ziele nachzuweisen: Delphi, Olympia, Epidauros, Akropolis oder Mykenä. Hunderte weitere historische Stätten fallen unter Herrn Karls Motto, unnachamlich gesprochen von Helmut Qualtinger: „Hörn’s ma auf mit Griechenland, alles baufällig, nichts als Trümmer!“

 

Wahrscheinlich alles Erziehungssache: wem der jährliche Besuch eines Bauerntheaters Kultur genug ist, der wird sich auch in Griechenland nicht für die Geschichte interessieren, traurig aber wahr.

Berghütte am Megali Tourla

Die letzten zwei Tage habe ich im Parnon Gebirge verbracht. Es versperrt Arkadien, von vielen Dichtern hochgepriesen, den Zugang zum Meer.

 

Arkadien, das Land des Hirtengottes Pan besteht weitgehend aus schroffen Bergen, verdorrten Weiden, leeren Dörfern und vergessenen Schlachtorten. Der Reichtum liegt in den ausgedehnten, bis jetzt vom Feuer verschonten Bergwäldern mit ausgeprägten Mischwaldbeständen. Wie lange noch?

 

Bis auf 1400 Meter kann man zum Megali Tourla (1935m) geteert hinauffahren, passiert die sich langsam wieder erneuernden Bergdörfer Karies, Agios Petros und Kastanitsa und schläft auf einer drei Fußballfelder großen Hochebene mit Blick auf den Tourla.

Der Megali Tourla von der anderen Seite

Dann der Durchbruch: Über (geteerte) Forststraßen hinab zum Golf von Argolis mit dem markanten Burgberg von Astros und dem Megali Tourla jetzt von der anderen Seite als Wächter Arkadiens. Unsagbar schön, der Blick auf die argolische Halbinsel von Nafplion bis Portocheli und der Insel Hydra.

 

Und das ist sicher ein Standbein für alle: die unvergleichlich beeindruckende Landschaft Griechenlands, vor allem des Peloponnes.

 

Anstatt nach Kastanitsa links abzubiegen versuche ich geradeaus die angezeigten 38 km nach Leonidion zu schaffen, doch nach kurzer Zeit hört der Teer auf und die Straße wird zur Rüttelpiste. Hilft nichts, 38 km lang tue ich diese Rüttelpiste RED nicht an. Dafür gehts jetzt ständig bergab durch Vamfou und dann bin ich wieder in Karies. Diesmal umrunde ich den Parnon nordwärts über die antiken Schlachtfelder von Manthirea und Tegea auf gegen Ende hervorragender Straße nach Astros.

 

Ein vor zwei Jahren besichtigter Übernachtungsplatz der mir damals überhaupt nicht gefiel erweist sich nun als hervorragend, außerdem ist die Taverne geöffnet und ich verbringe die Nächte bis Sonntag fast alleinstehend, nachdem die Tagesgäste weg sind. Von der aufgehenden Sonne geweckt zu werden ist schon was Besonderes!

 

Leider schaut am Sonntag die Polizei vorbei mit ihrem lakonischen „No Camping“, sie lächeln dabei, aber ich verschiebe mich lieber auf die andere Seite des Naturschutzgebietes. Diesen Platz habe ich auf Google Maps erspäht, und wenn man mich in Ruhe lässt, ist er fantastisch: einsam und mit Blick auf Astros, direkt gegenüber!

Es wird heiß und heißer in Griechenland. War früher der August der Supermonat für einen Urlaub, so ist es nunmehr besser, diesen Monat auszuklammern. Heuer war bereits Juni der heißeste Monat ever. Also besser nach Skandinavien ausweichen!

 

Für mich geht der Weg wie meist zurück via Albanien und Montenegro. Tipp: In Shkoder (Albanien), vor der Brücke über die Buna rechts abbiegen Richtung Grenzübergang Hani Hotit. Von dort nach Podgorica und weiter bis nach Niksic und dann über Trebinje (Republica Srbska, Teil von Bosnien, und Herzegowina) nach Dubrovnik. Wunderbare Landschaft, tolle, leere Straßen und genauso lang, als ob man in Montenegro die Küste entlanggegondelt wäre. Bevor man nach Dubrovnik runterfährt, unbedingt zur Bergstation der Stadtseilbahn fahren (42.650234, 18.110829) und die Aussicht genießen. Nebenbei ist die Nutzung der Seilbahn auch die preiswerteste und stressfreieste Art, Dubrovnik zu erkunden.

 

Von Dubrovnik aus dauert es, dank der neuen Umfahrung von Neum, nur noch 45 Minuten bis Brijesta.

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